Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Drittes Buch.
einer viertel Stunde richtet ein verschmitzter Ge-
nerall offt mehr aus/ weder ein toll-kühner Wa-
gehalß im gantzen Jahre. Wer seines Feindes
Trutz sich zu einem zweiffelhafften Treffen verlei-
ten lässet/ da ihm der Sieg durch einen nähern
Weg könte zu theil werden/ der ist/ als ein Ver-
ächter des Sieges/ der Uberwindung nicht werth/
und hat/ so es hernach mißlinget/ nicht dem Glü-
cke/ sondern seiner Tollkühnheit die Schuld bey-
zumessen. Verstand und Geschwindigkeit thun/
wie in allen Sachen/ also auch im Kriege/ das
beste. Was viel tausend Geharnischte verlohren
haben/ das gewinnet eine eintzige Erfindung zu-
weilen im Augenblick wieder. Solches nun auch
hier zu bewerckstelligen/ rieth er ferner/ sey zum
schädlichen Schrecken/ und schreckenden Scha-
den keine beqvemere Sache/ als das blitzende
Pulver/ dessen man anietzo durch Scandors
Tapfferkeit einen grossen Uberfluß hätte. Sol-
ches solte man an einen gewissen Ort verbergen/
wo man vermeynte/ daß der Feind ansetzen wür-
de. So nun solches alsdenn durch ein lauffendes
Feuer angestecket würde/ so könte der darauff er-
folgende Schlag leicht die halbe Unordnung se-
tzen/ und der Sieg auch durch blosses Schrecken
erhalten werden.

Dieser Anschlag wurde allerseits beliebet/ und
hierzu schleunige Anstalt gemacht. Es war aber
ein sehr grosses und weites Feld/ welches nicht zu
übersehen war: Auff demselben nahm Balacin

vor
O o 3

Drittes Buch.
einer viertel Stunde richtet ein verſchmitzter Ge-
nerall offt mehr aus/ weder ein toll-kuͤhner Wa-
gehalß im gantzen Jahre. Wer ſeines Feindes
Trutz ſich zu einem zweiffelhafften Treffen verlei-
ten laͤſſet/ da ihm der Sieg durch einen naͤhern
Weg koͤnte zu theil werden/ der iſt/ als ein Ver-
aͤchter des Sieges/ der Uberwindung nicht werth/
und hat/ ſo es hernach mißlinget/ nicht dem Gluͤ-
cke/ ſondern ſeiner Tollkuͤhnheit die Schuld bey-
zumeſſen. Verſtand und Geſchwindigkeit thun/
wie in allen Sachen/ alſo auch im Kriege/ das
beſte. Was viel tauſend Geharniſchte verlohren
haben/ das gewinnet eine eintzige Erfindung zu-
weilen im Augenblick wieder. Solches nun auch
hier zu bewerckſtelligen/ rieth er ferner/ ſey zum
ſchaͤdlichen Schrecken/ und ſchreckenden Scha-
den keine beqvemere Sache/ als das blitzende
Pulver/ deſſen man anietzo durch Scandors
Tapfferkeit einen groſſen Uberfluß haͤtte. Sol-
ches ſolte man an einen gewiſſen Ort verbergen/
wo man vermeynte/ daß der Feind anſetzen wuͤr-
de. So nun ſolches alsdenn durch ein lauffendes
Feuer angeſtecket wuͤrde/ ſo koͤnte der darauff er-
folgende Schlag leicht die halbe Unordnung ſe-
tzen/ und der Sieg auch durch bloſſes Schrecken
erhalten werden.

Dieſer Anſchlag wurde allerſeits beliebet/ und
hierzu ſchleunige Anſtalt gemacht. Es war aber
ein ſehr groſſes und weites Feld/ welches nicht zu
uͤberſehen war: Auff demſelben nahm Balacin

vor
O o 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0601" n="581"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Drittes Buch.</hi></fw><lb/>
einer viertel Stunde richtet ein ver&#x017F;chmitzter Ge-<lb/>
nerall offt mehr aus/ weder ein toll-ku&#x0364;hner Wa-<lb/>
gehalß im gantzen Jahre. Wer &#x017F;eines Feindes<lb/>
Trutz &#x017F;ich zu einem zweiffelhafften Treffen verlei-<lb/>
ten la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et/ da ihm der Sieg durch einen na&#x0364;hern<lb/>
Weg ko&#x0364;nte zu theil werden/ der i&#x017F;t/ als ein Ver-<lb/>
a&#x0364;chter des Sieges/ der Uberwindung nicht werth/<lb/>
und hat/ &#x017F;o es hernach mißlinget/ nicht dem Glu&#x0364;-<lb/>
cke/ &#x017F;ondern &#x017F;einer Tollku&#x0364;hnheit die Schuld bey-<lb/>
zume&#x017F;&#x017F;en. Ver&#x017F;tand und Ge&#x017F;chwindigkeit thun/<lb/>
wie in allen Sachen/ al&#x017F;o auch im Kriege/ das<lb/>
be&#x017F;te. Was viel tau&#x017F;end Geharni&#x017F;chte verlohren<lb/>
haben/ das gewinnet eine eintzige Erfindung zu-<lb/>
weilen im Augenblick wieder. Solches nun auch<lb/>
hier zu bewerck&#x017F;telligen/ rieth er ferner/ &#x017F;ey zum<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;dlichen Schrecken/ und &#x017F;chreckenden Scha-<lb/>
den keine beqvemere Sache/ als das blitzende<lb/>
Pulver/ de&#x017F;&#x017F;en man anietzo durch Scandors<lb/>
Tapfferkeit einen gro&#x017F;&#x017F;en Uberfluß ha&#x0364;tte. Sol-<lb/>
ches &#x017F;olte man an einen gewi&#x017F;&#x017F;en Ort verbergen/<lb/>
wo man vermeynte/ daß der Feind an&#x017F;etzen wu&#x0364;r-<lb/>
de. So nun &#x017F;olches alsdenn durch ein lauffendes<lb/>
Feuer ange&#x017F;tecket wu&#x0364;rde/ &#x017F;o ko&#x0364;nte der darauff er-<lb/>
folgende Schlag leicht die halbe Unordnung &#x017F;e-<lb/>
tzen/ und der Sieg auch durch blo&#x017F;&#x017F;es Schrecken<lb/>
erhalten werden.</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;er An&#x017F;chlag wurde aller&#x017F;eits beliebet/ und<lb/>
hierzu &#x017F;chleunige An&#x017F;talt gemacht. Es war aber<lb/>
ein &#x017F;ehr gro&#x017F;&#x017F;es und weites Feld/ welches nicht zu<lb/>
u&#x0364;ber&#x017F;ehen war: Auff dem&#x017F;elben nahm Balacin<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O o 3</fw><fw place="bottom" type="catch">vor</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[581/0601] Drittes Buch. einer viertel Stunde richtet ein verſchmitzter Ge- nerall offt mehr aus/ weder ein toll-kuͤhner Wa- gehalß im gantzen Jahre. Wer ſeines Feindes Trutz ſich zu einem zweiffelhafften Treffen verlei- ten laͤſſet/ da ihm der Sieg durch einen naͤhern Weg koͤnte zu theil werden/ der iſt/ als ein Ver- aͤchter des Sieges/ der Uberwindung nicht werth/ und hat/ ſo es hernach mißlinget/ nicht dem Gluͤ- cke/ ſondern ſeiner Tollkuͤhnheit die Schuld bey- zumeſſen. Verſtand und Geſchwindigkeit thun/ wie in allen Sachen/ alſo auch im Kriege/ das beſte. Was viel tauſend Geharniſchte verlohren haben/ das gewinnet eine eintzige Erfindung zu- weilen im Augenblick wieder. Solches nun auch hier zu bewerckſtelligen/ rieth er ferner/ ſey zum ſchaͤdlichen Schrecken/ und ſchreckenden Scha- den keine beqvemere Sache/ als das blitzende Pulver/ deſſen man anietzo durch Scandors Tapfferkeit einen groſſen Uberfluß haͤtte. Sol- ches ſolte man an einen gewiſſen Ort verbergen/ wo man vermeynte/ daß der Feind anſetzen wuͤr- de. So nun ſolches alsdenn durch ein lauffendes Feuer angeſtecket wuͤrde/ ſo koͤnte der darauff er- folgende Schlag leicht die halbe Unordnung ſe- tzen/ und der Sieg auch durch bloſſes Schrecken erhalten werden. Dieſer Anſchlag wurde allerſeits beliebet/ und hierzu ſchleunige Anſtalt gemacht. Es war aber ein ſehr groſſes und weites Feld/ welches nicht zu uͤberſehen war: Auff demſelben nahm Balacin vor O o 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Zum Zeitpunkt der Volltextdigitalisierung im Deut… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/601
Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 581. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/601>, abgerufen am 22.11.2024.