Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Anderes Buch. weitentlegensten Berge dadurch so helle gemachtwurden/ daß man sie bey finsterer Nacht deutlich erkennen kunte/ und der Himmel war mit einer feuer-rothen Morgen-Röthe gantz bedecket. Denn die erschreckliche Menge der Feuerflam- men/ so sich von vielen niederstürtzenden Orten er- huben/ weniger oder mehr/ nachdem sie eine Ma- terie/ so sie unterhielte/ antraffen/ schienen wegen des starcken Windes/ welcher dieselbe umbtriebe/ und von dem sie bißweilen zusammen geblasen/ bald wieder von einander gestöbert wurden/ als ob sie mit einander um die Ehre stritten/ welche unter ihnen am meisten die Stadt verderben und be- schädigen könte. Man sahe auch mitten in den Flammen noch einige Häuser und Kirchen/ die dem Feuer einigen Widerstand thaten/ und gleich- sam um ihre Rettung erbärmlichst fleheten/ weil man ihrer Schönheit und unvermeidlichen Un- tergangs wegen/ das höchste Mitleiden mit ih- nen haben muste. Mit einem Worte: Dieses erschreckliche Element des Feuers legte drey Theile der herrlichen Stadt in die heisse Asche: Welches denn so ein erbärmlicher Anblick war/ daß sich niemand eines grausenden Mitleidens enthalten kunte. Endlich ergriff gegen den Morgen die uner- sich N n 4
Anderes Buch. weitentlegenſten Berge dadurch ſo helle gemachtwurden/ daß man ſie bey finſterer Nacht deutlich erkennen kunte/ und der Himmel war mit einer feuer-rothen Morgen-Roͤthe gantz bedecket. Denn die erſchreckliche Menge der Feuerflam- men/ ſo ſich von vielen niederſtuͤrtzenden Orten er- huben/ weniger oder mehr/ nachdem ſie eine Ma- terie/ ſo ſie unterhielte/ antraffen/ ſchienen wegen des ſtarcken Windes/ welcher dieſelbe umbtriebe/ und von dem ſie bißweilen zuſammen geblaſen/ bald wieder von einander geſtoͤbert wurden/ als ob ſie mit einander um die Ehre ſtritten/ welche unter ihnen am meiſten die Stadt verderben und be- ſchaͤdigen koͤnte. Man ſahe auch mitten in den Flammen noch einige Haͤuſer und Kirchen/ die dem Feuer einigen Widerſtand thaten/ und gleich- ſam um ihre Rettung erbaͤrmlichſt fleheten/ weil man ihrer Schoͤnheit und unvermeidlichen Un- tergangs wegen/ das hoͤchſte Mitleiden mit ih- nen haben muſte. Mit einem Worte: Dieſes erſchreckliche Element des Feuers legte drey Theile der herrlichen Stadt in die heiſſe Aſche: Welches denn ſo ein erbaͤrmlicher Anblick war/ daß ſich niemand eines grauſenden Mitleidens enthalten kunte. Endlich ergriff gegen den Morgen die uner- ſich N n 4
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Anderes Buch.
weitentlegenſten Berge dadurch ſo helle gemacht
wurden/ daß man ſie bey finſterer Nacht deutlich
erkennen kunte/ und der Himmel war mit einer
feuer-rothen Morgen-Roͤthe gantz bedecket.
Denn die erſchreckliche Menge der Feuerflam-
men/ ſo ſich von vielen niederſtuͤrtzenden Orten er-
huben/ weniger oder mehr/ nachdem ſie eine Ma-
terie/ ſo ſie unterhielte/ antraffen/ ſchienen wegen
des ſtarcken Windes/ welcher dieſelbe umbtriebe/
und von dem ſie bißweilen zuſammen geblaſen/
bald wieder von einander geſtoͤbert wurden/ als ob
ſie mit einander um die Ehre ſtritten/ welche unter
ihnen am meiſten die Stadt verderben und be-
ſchaͤdigen koͤnte. Man ſahe auch mitten in den
Flammen noch einige Haͤuſer und Kirchen/ die
dem Feuer einigen Widerſtand thaten/ und gleich-
ſam um ihre Rettung erbaͤrmlichſt fleheten/ weil
man ihrer Schoͤnheit und unvermeidlichen Un-
tergangs wegen/ das hoͤchſte Mitleiden mit ih-
nen haben muſte. Mit einem Worte: Dieſes
erſchreckliche Element des Feuers legte drey
Theile der herrlichen Stadt in die heiſſe Aſche:
Welches denn ſo ein erbaͤrmlicher Anblick war/
daß ſich niemand eines grauſenden Mitleidens
enthalten kunte.
Endlich ergriff gegen den Morgen die uner-
ſaͤttliche Flamme auch das Koͤnigliche Schloß;
Da denn niemahls die Flamme greulicher gefla-
ckert hatte/ als da allhier die hohen Thuͤrme liech-
terloh brannten. Es ſchiene/ als wenn der Brand
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