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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Der Asiatischen Banise
ster/ als eine/ ihres hohen Verstandes wegen/
wohlbekannte Princeßin/ ihnen als Königin vor-
zu stellen/ indem Ava/ als ein Erb-Reich gar
wohl ein Weibliches Ober-Haupt erdulden kön-
te. Solches würde er nicht allein gnädigst zu
erkennen wissen/ sondern auch das Wahl-Reich
Aracan dermassen mit Ava verknüpffen/ daß sie
in stetem Wohlstande leben könten/ und sich vor
keiner auswärtigen Gefahr fürchten dürfften.
Weil nun die Princeßin durchgehends fast beliebt
und in sonderbarer Hochachtung war/ so baten
sie umb wenige Stunden Bedenckzeit/ weil sich
gleichwohl einige unruhige Köpffe dawider setz-
ten: welches ihnen auch bewilliget ward. Nach-
dem aber die meisten Stimmen dem Printz bey-
fielen/ so erfolgete endlich eine allgemeine Be-
willigung/ welche sie so fort dem Printzen zu son-
derbarer Vergnügung hinterbringen liessen. Der
Printz verfügte sich in der Princeßin Gemach/ und
bote ihr mit brüderlicher Jnbrünstigkeit die Kro-
ne von Ava an/ welche sich hierüber nicht wenig
entsetzte/ und sich kaum konte bereden lassen: daß
ein Bruder auch mit Kronen so freygebig seyn
könte. Als er aber sie völlig bedeutete/ sie auch
durch einige Abgeordnete von den Reichs-Stän-
den zur Krone ersuchet ward: wuste sie sich nicht
danckbar gnug gegen dem Printzen anzustellen.
Folgenden Morgen wurde ein hohes Gerüste auf
dem Marckt-Platz auffgerichtet/ welches mit
Gold-durchwürckten Teppichten häuffig behen-

get

Der Aſiatiſchen Baniſe
ſter/ als eine/ ihres hohen Verſtandes wegen/
wohlbekannte Princeßin/ ihnen als Koͤnigin vor-
zu ſtellen/ indem Ava/ als ein Erb-Reich gar
wohl ein Weibliches Ober-Haupt erdulden koͤn-
te. Solches wuͤrde er nicht allein gnaͤdigſt zu
erkennen wiſſen/ ſondern auch das Wahl-Reich
Aracan dermaſſen mit Ava verknuͤpffen/ daß ſie
in ſtetem Wohlſtande leben koͤnten/ und ſich vor
keiner auswaͤrtigen Gefahr fuͤrchten duͤrfften.
Weil nun die Princeßin durchgehends faſt beliebt
und in ſonderbarer Hochachtung war/ ſo baten
ſie umb wenige Stunden Bedenckzeit/ weil ſich
gleichwohl einige unruhige Koͤpffe dawider ſetz-
ten: welches ihnen auch bewilliget ward. Nach-
dem aber die meiſten Stimmen dem Printz bey-
fielen/ ſo erfolgete endlich eine allgemeine Be-
willigung/ welche ſie ſo fort dem Printzen zu ſon-
derbarer Vergnuͤgung hinterbringen lieſſen. Der
Printz verfuͤgte ſich in der Princeßin Gemach/ und
bote ihr mit bruͤderlicher Jnbruͤnſtigkeit die Kro-
ne von Ava an/ welche ſich hieruͤber nicht wenig
entſetzte/ und ſich kaum konte bereden laſſen: daß
ein Bruder auch mit Kronen ſo freygebig ſeyn
koͤnte. Als er aber ſie voͤllig bedeutete/ ſie auch
durch einige Abgeordnete von den Reichs-Staͤn-
den zur Krone erſuchet ward: wuſte ſie ſich nicht
danckbar gnug gegen dem Printzen anzuſtellen.
Folgenden Morgen wurde ein hohes Geruͤſte auf
dem Marckt-Platz auffgerichtet/ welches mit
Gold-durchwuͤrckten Teppichten haͤuffig behen-

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[468/0488] Der Aſiatiſchen Baniſe ſter/ als eine/ ihres hohen Verſtandes wegen/ wohlbekannte Princeßin/ ihnen als Koͤnigin vor- zu ſtellen/ indem Ava/ als ein Erb-Reich gar wohl ein Weibliches Ober-Haupt erdulden koͤn- te. Solches wuͤrde er nicht allein gnaͤdigſt zu erkennen wiſſen/ ſondern auch das Wahl-Reich Aracan dermaſſen mit Ava verknuͤpffen/ daß ſie in ſtetem Wohlſtande leben koͤnten/ und ſich vor keiner auswaͤrtigen Gefahr fuͤrchten duͤrfften. Weil nun die Princeßin durchgehends faſt beliebt und in ſonderbarer Hochachtung war/ ſo baten ſie umb wenige Stunden Bedenckzeit/ weil ſich gleichwohl einige unruhige Koͤpffe dawider ſetz- ten: welches ihnen auch bewilliget ward. Nach- dem aber die meiſten Stimmen dem Printz bey- fielen/ ſo erfolgete endlich eine allgemeine Be- willigung/ welche ſie ſo fort dem Printzen zu ſon- derbarer Vergnuͤgung hinterbringen lieſſen. Der Printz verfuͤgte ſich in der Princeßin Gemach/ und bote ihr mit bruͤderlicher Jnbruͤnſtigkeit die Kro- ne von Ava an/ welche ſich hieruͤber nicht wenig entſetzte/ und ſich kaum konte bereden laſſen: daß ein Bruder auch mit Kronen ſo freygebig ſeyn koͤnte. Als er aber ſie voͤllig bedeutete/ ſie auch durch einige Abgeordnete von den Reichs-Staͤn- den zur Krone erſuchet ward: wuſte ſie ſich nicht danckbar gnug gegen dem Printzen anzuſtellen. Folgenden Morgen wurde ein hohes Geruͤſte auf dem Marckt-Platz auffgerichtet/ welches mit Gold-durchwuͤrckten Teppichten haͤuffig behen- get

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 468. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/488>, abgerufen am 03.07.2024.