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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Anderes Buch.
denn den jämmerlichen Verlust der Jhrigen sechs
Monat in dem Tempel Conqviay des Gottes der
tausend Götter/ wo ihres Vaters Gebeine ruhen/
beweinet: So nun ihr Wille meinem wohlmey-
nenden Rathe beypflichtet/ so eile ich/ den Käyser
hierzu zu bereden. Solches war der Princeßin/
welche aus keuscher Einfalt des alten Rolims Ab-
sehen nicht merckete/ höchst angenehm: weil bey
solchem Erfolg ihr Printz Zeit und Raum bekä-
me/ sie mit Gewalt zu erlösen: Der Tempel aber
stund ihr so weit wohl an/ weil sie in selbtem vor
dem Käyser wohl gesichert war/ indem solchen
niemand/ ausser dem Rolim/ betreten durffte.
Jnzwischen war dem Chaumigrem des Scan-
dors Gesichte ziemlicher massen bekandt vorge-
kommen: dannenhero er solchen in dem innern
Burg-Hofe vor sich bringen ließ/ und ihn so bald
vor den Scandor erkandte. Siehe da! redete
er ihn an/ du sauberer Vogel deines Herrn! füh-
ret dich die Rache in unsere Gewalt? Entdecke
alsobald/ aus wessen Antrieb du diesen Menschen-
Raub zu begehen/ dich unterstanden hast. Scan-
dor antwortete behertzt: Jch bin ein Diener mei-
nes Herrn/ dem nicht nachzugrüblen gebühret/
ob der Befehl seines Herrn recht oder unrecht sey.
Jch gehorsame/ und wenn er mir befohlen hätte/
die Burg zu stürmen/ so wäre ich mit der Nase
wider die Mauer gelauffen/ und hätte ich ein blu-
tiges Zeichen meines Gehorsams sollen zurücke
bringen. So hat es dir dein Herr befohlen?

redete

Anderes Buch.
denn den jaͤmmerlichen Verluſt der Jhrigen ſechs
Monat in dem Tempel Conqviay des Gottes der
tauſend Goͤtter/ wo ihres Vaters Gebeine ruhen/
beweinet: So nun ihr Wille meinem wohlmey-
nenden Rathe beypflichtet/ ſo eile ich/ den Kaͤyſer
hierzu zu bereden. Solches war der Princeßin/
welche aus keuſcher Einfalt des alten Rolims Ab-
ſehen nicht merckete/ hoͤchſt angenehm: weil bey
ſolchem Erfolg ihr Printz Zeit und Raum bekaͤ-
me/ ſie mit Gewalt zu erloͤſen: Der Tempel aber
ſtund ihr ſo weit wohl an/ weil ſie in ſelbtem vor
dem Kaͤyſer wohl geſichert war/ indem ſolchen
niemand/ auſſer dem Rolim/ betreten durffte.
Jnzwiſchen war dem Chaumigrem des Scan-
dors Geſichte ziemlicher maſſen bekandt vorge-
kommen: dannenhero er ſolchen in dem innern
Burg-Hofe vor ſich bringen ließ/ und ihn ſo bald
vor den Scandor erkandte. Siehe da! redete
er ihn an/ du ſauberer Vogel deines Herrn! fuͤh-
ret dich die Rache in unſere Gewalt? Entdecke
alſobald/ aus weſſen Antrieb du dieſen Menſchen-
Raub zu begehen/ dich unterſtanden haſt. Scan-
dor antwortete behertzt: Jch bin ein Diener mei-
nes Herrn/ dem nicht nachzugruͤblen gebuͤhret/
ob der Befehl ſeines Herrn recht oder unrecht ſey.
Jch gehorſame/ und wenn er mir befohlen haͤtte/
die Burg zu ſtuͤrmen/ ſo waͤre ich mit der Naſe
wider die Mauer gelauffen/ und haͤtte ich ein blu-
tiges Zeichen meines Gehorſams ſollen zuruͤcke
bringen. So hat es dir dein Herr befohlen?

redete
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[461/0481] Anderes Buch. denn den jaͤmmerlichen Verluſt der Jhrigen ſechs Monat in dem Tempel Conqviay des Gottes der tauſend Goͤtter/ wo ihres Vaters Gebeine ruhen/ beweinet: So nun ihr Wille meinem wohlmey- nenden Rathe beypflichtet/ ſo eile ich/ den Kaͤyſer hierzu zu bereden. Solches war der Princeßin/ welche aus keuſcher Einfalt des alten Rolims Ab- ſehen nicht merckete/ hoͤchſt angenehm: weil bey ſolchem Erfolg ihr Printz Zeit und Raum bekaͤ- me/ ſie mit Gewalt zu erloͤſen: Der Tempel aber ſtund ihr ſo weit wohl an/ weil ſie in ſelbtem vor dem Kaͤyſer wohl geſichert war/ indem ſolchen niemand/ auſſer dem Rolim/ betreten durffte. Jnzwiſchen war dem Chaumigrem des Scan- dors Geſichte ziemlicher maſſen bekandt vorge- kommen: dannenhero er ſolchen in dem innern Burg-Hofe vor ſich bringen ließ/ und ihn ſo bald vor den Scandor erkandte. Siehe da! redete er ihn an/ du ſauberer Vogel deines Herrn! fuͤh- ret dich die Rache in unſere Gewalt? Entdecke alſobald/ aus weſſen Antrieb du dieſen Menſchen- Raub zu begehen/ dich unterſtanden haſt. Scan- dor antwortete behertzt: Jch bin ein Diener mei- nes Herrn/ dem nicht nachzugruͤblen gebuͤhret/ ob der Befehl ſeines Herrn recht oder unrecht ſey. Jch gehorſame/ und wenn er mir befohlen haͤtte/ die Burg zu ſtuͤrmen/ ſo waͤre ich mit der Naſe wider die Mauer gelauffen/ und haͤtte ich ein blu- tiges Zeichen meines Gehorſams ſollen zuruͤcke bringen. So hat es dir dein Herr befohlen? redete

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/481>, abgerufen am 22.11.2024.