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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Der Asiatischen Banise.
Glückseligkeit/ wo eine gählinge Erhöhung vor-
handen/ auff welche gemeiniglich eine gähe Stür-
tzung erfolget. Jhr Maj. stellen sich zu einem
klugen Sinnen-Bilde vor Augen das Thier Hy-
aena
oder Vielfraß/ welches an den Todten-Bei-
nen naget/ unversehens aber von einem grausa-
men Drachen ergriffen und verschlungen wird/
welchen Drachen zuletzt der Himmel durch einen
Strahl verzehret: so werden sie nach angebor-
ner Scharffstinnigkeit die Deutung leicht zu er-
rathen/ und sich vor deren Erfüllung weißlich zu
hüten wissen: Soll nun solches klüglich ins Werck
gerichtet werden/ so muß man weder eine durch-
gehende Dienstbarkeit/ vielweniger eine völlige
Freyheit einführen. Vor allen Dingen muß man zu-
sehen/ daß man sich weder verhaßt noch verächtlich
mache. Den Haß kan man von sich lehnen/ wenn
man die angefangene Strengigkeit in eine schleu-
nige Gnade und Güte verwandelt/ die Gemüther
durch allerhand Wolthaten an sich ziehet/ und der
Unterthanen Schweiß und Blut nicht allzu be-
gierig an sich saugt/ sondern vielmehr ihnen einen
Theil erläßt. Für der Verachtung aber kan man
sich hüten/ wenn man männiglich zu verstehen
giebet/ wie daß man sich dißfalls weder verführen
noch betrügen lasse/ sondern vielmehr in Rath-
schlägen verständig/ und in Vollziehung wichti-
ger Sachen beständig sey.

Welche etwas freymüthige Rede den
Chaumigrem einiger massen verdroß/ und dan-

nen-

Der Aſiatiſchen Baniſe.
Gluͤckſeligkeit/ wo eine gaͤhlinge Erhoͤhung vor-
handen/ auff welche gemeiniglich eine gaͤhe Stuͤr-
tzung erfolget. Jhr Maj. ſtellen ſich zu einem
klugen Sinnen-Bilde vor Augen das Thier Hy-
æna
oder Vielfraß/ welches an den Todten-Bei-
nen naget/ unverſehens aber von einem grauſa-
men Drachen ergriffen und verſchlungen wird/
welchen Drachen zuletzt der Himmel durch einen
Strahl verzehret: ſo werden ſie nach angebor-
ner Scharffſtinnigkeit die Deutung leicht zu er-
rathen/ und ſich vor deren Erfuͤllung weißlich zu
huͤtẽ wiſſen: Soll nun ſolches kluͤglich ins Werck
gerichtet werden/ ſo muß man weder eine durch-
gehende Dienſtbarkeit/ vielweniger eine voͤllige
Fꝛeyheit einfuͤhrẽ. Vor allen Dingẽ muß man zu-
ſehẽ/ daß man ſich weder verhaßt noch veraͤchtlich
mache. Den Haß kan man von ſich lehnen/ weñ
man die angefangene Strengigkeit in eine ſchleu-
nige Gnade und Guͤte verwandelt/ die Gemuͤther
durch allerhand Wolthaten an ſich ziehet/ und der
Unterthanen Schweiß und Blut nicht allzu be-
gierig an ſich ſaugt/ ſondern vielmehr ihnen einen
Theil erlaͤßt. Fuͤr der Verachtung aber kan man
ſich huͤten/ wenn man maͤnniglich zu verſtehen
giebet/ wie daß man ſich dißfalls weder verfuͤhren
noch betruͤgen laſſe/ ſondern vielmehr in Rath-
ſchlaͤgen verſtaͤndig/ und in Vollziehung wichti-
ger Sachen beſtaͤndig ſey.

Welche etwas freymuͤthige Rede den
Chaumigrem einiger maſſen verdroß/ und dan-

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[378/0398] Der Aſiatiſchen Baniſe. Gluͤckſeligkeit/ wo eine gaͤhlinge Erhoͤhung vor- handen/ auff welche gemeiniglich eine gaͤhe Stuͤr- tzung erfolget. Jhr Maj. ſtellen ſich zu einem klugen Sinnen-Bilde vor Augen das Thier Hy- æna oder Vielfraß/ welches an den Todten-Bei- nen naget/ unverſehens aber von einem grauſa- men Drachen ergriffen und verſchlungen wird/ welchen Drachen zuletzt der Himmel durch einen Strahl verzehret: ſo werden ſie nach angebor- ner Scharffſtinnigkeit die Deutung leicht zu er- rathen/ und ſich vor deren Erfuͤllung weißlich zu huͤtẽ wiſſen: Soll nun ſolches kluͤglich ins Werck gerichtet werden/ ſo muß man weder eine durch- gehende Dienſtbarkeit/ vielweniger eine voͤllige Fꝛeyheit einfuͤhrẽ. Vor allen Dingẽ muß man zu- ſehẽ/ daß man ſich weder verhaßt noch veraͤchtlich mache. Den Haß kan man von ſich lehnen/ weñ man die angefangene Strengigkeit in eine ſchleu- nige Gnade und Guͤte verwandelt/ die Gemuͤther durch allerhand Wolthaten an ſich ziehet/ und der Unterthanen Schweiß und Blut nicht allzu be- gierig an ſich ſaugt/ ſondern vielmehr ihnen einen Theil erlaͤßt. Fuͤr der Verachtung aber kan man ſich huͤten/ wenn man maͤnniglich zu verſtehen giebet/ wie daß man ſich dißfalls weder verfuͤhren noch betruͤgen laſſe/ ſondern vielmehr in Rath- ſchlaͤgen verſtaͤndig/ und in Vollziehung wichti- ger Sachen beſtaͤndig ſey. Welche etwas freymuͤthige Rede den Chaumigrem einiger maſſen verdroß/ und dan- nen-

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/398>, abgerufen am 23.11.2024.