Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. man euch zu geben schuldig ist: demüthigst bit-tende/ ihr wollet doch wider meine Schwachheit den Sebel nicht in die Hand nehmen/ zumahl ihr wisset/ daß ich nur ein Weib/ das ausser den Thränen keine andere Waffen hat/ womit ich das zugefügte Leid GOtt klagen könne/ dessen Göttlicher Natur es gemäß ist/ daß er durch sei- ne Barmhertzigkeit den Menschen zu Hülffe kom- me: Vor dem sich auch die/ welche in dem tieffen Hause des Rauches wohnen/ fürchten/ und vor einen so mächtigen Herrn erzittern müssen. Jch bitte/ und beschwehre euch/ daß ihr mir das mei- nige nicht nehmet/ in Betrachtung/ daß solches/ wie ihr wisset/ ein so geringes ist/ daß ihr durch dessen Besitz nicht grösser/ noch durch die Entbeh- rung geringer werden könnet. Gleich wie im Ge- gentheil/ daferne ihr euch gegen mich barmhertzig erzeiget/ eine solche gnädige Handlung euch ein so grosses Ansehen bringen könne/ daß allerdings die kleinen Säuglinge von den weissen Brüsten ihrer Mütter ablassen/ und euch mit den reinen Lippen ihrer Unschuld loben werden. Zu dem werden alle Einwohner meines Landes/ als auch die Fremden an diese mir erwiesene Gnade ge- dencken/ ich selbst will es auff alle Begräbnisse der Todten stechen und graben lassen/ auff daß nicht allein die Lebendigen/ sondern auch die Tod- ten euch dancken mögen/ wegen einer Sache/ die ich so inständig und in tieffster Demuth von euch bitte. Der heilige Avemlach im/ der euch dieses Schrei-
Der Aſiatiſchen Baniſe. man euch zu geben ſchuldig iſt: demuͤthigſt bit-tende/ ihr wollet doch wider meine Schwachheit den Sebel nicht in die Hand nehmen/ zumahl ihr wiſſet/ daß ich nur ein Weib/ das auſſer den Thraͤnen keine andere Waffen hat/ womit ich das zugefuͤgte Leid GOtt klagen koͤnne/ deſſen Goͤttlicher Natur es gemaͤß iſt/ daß er durch ſei- ne Barmhertzigkeit den Menſchen zu Huͤlffe kom- me: Vor dem ſich auch die/ welche in dem tieffen Hauſe des Rauches wohnen/ fuͤrchten/ und vor einen ſo maͤchtigen Herrn erzittern muͤſſen. Jch bitte/ und beſchwehre euch/ daß ihr mir das mei- nige nicht nehmet/ in Betrachtung/ daß ſolches/ wie ihr wiſſet/ ein ſo geringes iſt/ daß ihr durch deſſen Beſitz nicht groͤſſer/ noch durch die Entbeh- rung geringer werden koͤnnet. Gleich wie im Ge- gentheil/ daferne ihr euch gegen mich barmhertzig erzeiget/ eine ſolche gnaͤdige Handlung euch ein ſo groſſes Anſehen bringen koͤnne/ daß allerdings die kleinen Saͤuglinge von den weiſſen Bruͤſten ihrer Muͤtter ablaſſen/ und euch mit den reinen Lippen ihrer Unſchuld loben werden. Zu dem werden alle Einwohner meines Landes/ als auch die Fremden an dieſe mir erwieſene Gnade ge- dencken/ ich ſelbſt will es auff alle Begraͤbniſſe der Todten ſtechen und graben laſſen/ auff daß nicht allein die Lebendigen/ ſondern auch die Tod- ten euch dancken moͤgen/ wegen einer Sache/ die ich ſo inſtaͤndig und in tieffſter Demuth von euch bitte. Der heilige Avemlach im/ der euch dieſes Schrei-
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Der Aſiatiſchen Baniſe.
man euch zu geben ſchuldig iſt: demuͤthigſt bit-
tende/ ihr wollet doch wider meine Schwachheit
den Sebel nicht in die Hand nehmen/ zumahl ihr
wiſſet/ daß ich nur ein Weib/ das auſſer den
Thraͤnen keine andere Waffen hat/ womit ich
das zugefuͤgte Leid GOtt klagen koͤnne/ deſſen
Goͤttlicher Natur es gemaͤß iſt/ daß er durch ſei-
ne Barmhertzigkeit den Menſchen zu Huͤlffe kom-
me: Vor dem ſich auch die/ welche in dem tieffen
Hauſe des Rauches wohnen/ fuͤrchten/ und vor
einen ſo maͤchtigen Herrn erzittern muͤſſen. Jch
bitte/ und beſchwehre euch/ daß ihr mir das mei-
nige nicht nehmet/ in Betrachtung/ daß ſolches/
wie ihr wiſſet/ ein ſo geringes iſt/ daß ihr durch
deſſen Beſitz nicht groͤſſer/ noch durch die Entbeh-
rung geringer werden koͤnnet. Gleich wie im Ge-
gentheil/ daferne ihr euch gegen mich barmhertzig
erzeiget/ eine ſolche gnaͤdige Handlung euch ein
ſo groſſes Anſehen bringen koͤnne/ daß allerdings
die kleinen Saͤuglinge von den weiſſen Bruͤſten
ihrer Muͤtter ablaſſen/ und euch mit den reinen
Lippen ihrer Unſchuld loben werden. Zu dem
werden alle Einwohner meines Landes/ als auch
die Fremden an dieſe mir erwieſene Gnade ge-
dencken/ ich ſelbſt will es auff alle Begraͤbniſſe
der Todten ſtechen und graben laſſen/ auff daß
nicht allein die Lebendigen/ ſondern auch die Tod-
ten euch dancken moͤgen/ wegen einer Sache/ die
ich ſo inſtaͤndig und in tieffſter Demuth von euch
bitte. Der heilige Avemlach im/ der euch dieſes
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