Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. biß an den Gerichts Platz/ da ihn das Leben so zuverlassen schien/ daß er fast auff nichts mehr Ach- tung gab. Zuletzt stieg er eine hohe Gerichts- Bühne hinauff/ die für ihn insonderheit gebauet war/ und der Chirca oder Ober-Gerichts-Vor- steher laß ihm überlaut von einem hohen Stul sein Urtheil vor/ dieses kurtzen Jnhalts: Der le- bendige GOtt unserer Häupter/ der grosse Herr über die Cronen/ befiehlet/ daß Xemindo soll hin- gerichtet werden/ als ein Zerrütter der Völcker auf Erden/ Mörder des Xeminbruns/ und Todt- Feind des Volckes von Brama. Nach solchem Ausspruch gab er mit der Hand ein Zeichen/ wor- auff der Hencker alsobald das Haupt in einem Streiche weg schlug/ welches er dem Volcke zei- gete/ und den Leib in acht Stücke zertheilete. Das Eingeweide und die übrigen innern Theile des Leibes legte man gantz besonders und allein/ und bedeckte sie mit einem gelben Tuche. Al- so ließ man den zerschnittenen Leib biß zu der Sonnen Untergang liegen/ da sie denn eine un- sägliche Menge Volcks besahe/ biß um drey Uhr/ nach Mittage. Nachmals/ als sich das Volck satt gesehen/ und das Getümmel ein wenig gestil- let/ auch zu dem Ende etliche gewisse Personen zu Pferde/ dem Volcke bey hoher Straffe stille zu seyn geboten/ da ward mit einem Glöcklein fünff mal nach einander geläutet/ auff welches Zeichen zwölff Männer in schwartzen mit Blut besudel- ten Röcken/ mit verhülleten Angesichtern/ und sil- ber
Der Aſiatiſchen Baniſe. biß an den Gerichts Platz/ da ihn das Leben ſo zuverlaſſen ſchien/ daß er faſt auff nichts mehr Ach- tung gab. Zuletzt ſtieg er eine hohe Gerichts- Buͤhne hinauff/ die fuͤr ihn inſonderheit gebauet war/ und der Chirca oder Ober-Gerichts-Vor- ſteher laß ihm uͤberlaut von einem hohen Stul ſein Urtheil vor/ dieſes kurtzen Jnhalts: Der le- bendige GOtt unſerer Haͤupter/ der groſſe Herr uͤber die Cronen/ befiehlet/ daß Xemindo ſoll hin- gerichtet werden/ als ein Zerruͤtter der Voͤlcker auf Erden/ Moͤrder des Xeminbruns/ und Todt- Feind des Volckes von Brama. Nach ſolchem Ausſpruch gab er mit der Hand ein Zeichen/ wor- auff der Hencker alſobald das Haupt in einem Streiche weg ſchlug/ welches er dem Volcke zei- gete/ und den Leib in acht Stuͤcke zertheilete. Das Eingeweide und die uͤbrigen innern Theile des Leibes legte man gantz beſonders und allein/ und bedeckte ſie mit einem gelben Tuche. Al- ſo ließ man den zerſchnittenen Leib biß zu der Sonnen Untergang liegen/ da ſie denn eine un- ſaͤgliche Menge Volcks beſahe/ biß um drey Uhr/ nach Mittage. Nachmals/ als ſich das Volck ſatt geſehen/ und das Getuͤmmel ein wenig geſtil- let/ auch zu dem Ende etliche gewiſſe Perſonen zu Pferde/ dem Volcke bey hoher Straffe ſtille zu ſeyn geboten/ da ward mit einem Gloͤcklein fuͤnff mal nach einander gelaͤutet/ auff welches Zeichen zwoͤlff Maͤnner in ſchwartzen mit Blut beſudel- ten Roͤcken/ mit verhuͤlleten Angeſichtern/ und ſil- ber
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Der Aſiatiſchen Baniſe.
biß an den Gerichts Platz/ da ihn das Leben ſo zu
verlaſſen ſchien/ daß er faſt auff nichts mehr Ach-
tung gab. Zuletzt ſtieg er eine hohe Gerichts-
Buͤhne hinauff/ die fuͤr ihn inſonderheit gebauet
war/ und der Chirca oder Ober-Gerichts-Vor-
ſteher laß ihm uͤberlaut von einem hohen Stul
ſein Urtheil vor/ dieſes kurtzen Jnhalts: Der le-
bendige GOtt unſerer Haͤupter/ der groſſe Herr
uͤber die Cronen/ befiehlet/ daß Xemindo ſoll hin-
gerichtet werden/ als ein Zerruͤtter der Voͤlcker
auf Erden/ Moͤrder des Xeminbruns/ und Todt-
Feind des Volckes von Brama. Nach ſolchem
Ausſpruch gab er mit der Hand ein Zeichen/ wor-
auff der Hencker alſobald das Haupt in einem
Streiche weg ſchlug/ welches er dem Volcke zei-
gete/ und den Leib in acht Stuͤcke zertheilete. Das
Eingeweide und die uͤbrigen innern Theile des
Leibes legte man gantz beſonders und allein/
und bedeckte ſie mit einem gelben Tuche. Al-
ſo ließ man den zerſchnittenen Leib biß zu der
Sonnen Untergang liegen/ da ſie denn eine un-
ſaͤgliche Menge Volcks beſahe/ biß um drey Uhr/
nach Mittage. Nachmals/ als ſich das Volck
ſatt geſehen/ und das Getuͤmmel ein wenig geſtil-
let/ auch zu dem Ende etliche gewiſſe Perſonen zu
Pferde/ dem Volcke bey hoher Straffe ſtille zu
ſeyn geboten/ da ward mit einem Gloͤcklein fuͤnff
mal nach einander gelaͤutet/ auff welches Zeichen
zwoͤlff Maͤnner in ſchwartzen mit Blut beſudel-
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