Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Erstes Buch. diesem mit dem Printzen ausgestanden/ ist unbe-schreiblich/ indem ich ihn zwey Tage fast stets ohn- mächtig unter meinen Händen gehabt habe/ und da dessen elender Zustand nach Hofe berichtet ward/ kam endlich Befehl/ die Wache solte uns verlassen/ und der Printz auf freyem Fuß gestel- let seyn. Ob uns nun zwar diese Befreyung nun- mehr viel zu langsam zu statten kam/ so erholte sich doch mein Printz in etwas; Und wie er sich in sei- nem grösten Leidwesen iederzeit des Göttlichen Ausspruchs zu Pandior feste getröstete/ und es vor unmöglich hielte/ daß die Götter einem Tyrannen erlauben würden/ solches ihr Ebenbild zu tödten: So befehlichte er gegenwärtigen seinen vorneh- men Bedienten nach Pegu zu eilen/ und in geheim der Sachen wahre Beschaffenheit zu erkundigen/ bevoraus/ ob seine werthe Princeßin noch lebte/ wiewol er mit lauter verzweiffelten Anschlägen zu rathe gieng. Vor vierzehen Tagen aber schick- ten es die gütigen Götter/ daß/ als der König Da- cosem die Princeßin Higvanama seine Tochter/ ungeachtet sie dem Printzen von Siam verspro- chen/ dennoch an einen/ ihr gantz unanständigen Fürsten aus Ava/ mit Gewalt verheyrathen wol- te/ und deßwegen der ersten Zusammenkunft/ wo- bey sonder Zweiffel die Vollziehung dieses Zwan- ges geschehen sollen/ beywohnte/ der alte König sich in dem Truncke heftig übernommen/ und fol- genden Morgens todt im Bette gefunden worden. Hierdurch wurde nun die Princeßin Higvanama er-
Erſtes Buch. dieſem mit dem Printzen ausgeſtanden/ iſt unbe-ſchꝛeiblich/ indem ich ihn zwey Tage faſt ſtets ohn- maͤchtig unter meinen Haͤnden gehabt habe/ und da deſſen elender Zuſtand nach Hofe berichtet ward/ kam endlich Befehl/ die Wache ſolte uns verlaſſen/ und der Printz auf freyem Fuß geſtel- let ſeyn. Ob uns nun zwar dieſe Befreyung nun- mehr viel zu langſam zu ſtatten kam/ ſo erholte ſich doch mein Printz in etwas; Und wie er ſich in ſei- nem groͤſten Leidweſen iederzeit des Goͤttlichen Ausſpruchs zu Pandior feſte getroͤſtete/ und es vor unmoͤglich hielte/ daß die Goͤtter einem Tyrannen erlauben wuͤrden/ ſolches ihr Ebenbild zu toͤdten: So befehlichte er gegenwaͤrtigen ſeinen vorneh- men Bedienten nach Pegu zu eilen/ und in geheim der Sachen wahre Beſchaffenheit zu erkundigen/ bevoraus/ ob ſeine werthe Princeßin noch lebte/ wiewol er mit lauter verzweiffelten Anſchlaͤgen zu rathe gieng. Vor vierzehen Tagen aber ſchick- ten es die guͤtigen Goͤtter/ daß/ als der Koͤnig Da- coſem die Princeßin Higvanama ſeine Tochter/ ungeachtet ſie dem Printzen von Siam verſpro- chen/ dennoch an einen/ ihr gantz unanſtaͤndigen Fuͤrſten aus Ava/ mit Gewalt verheyrathen wol- te/ und deßwegen der erſten Zuſammenkunft/ wo- bey ſonder Zweiffel die Vollziehung dieſes Zwan- ges geſchehen ſollen/ beywohnte/ der alte Koͤnig ſich in dem Truncke heftig uͤbernommen/ und fol- genden Morgens todt im Bette gefunden worden. Hierdurch wurde nun die Princeßin Higvanama er-
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Erſtes Buch.
dieſem mit dem Printzen ausgeſtanden/ iſt unbe-
ſchꝛeiblich/ indem ich ihn zwey Tage faſt ſtets ohn-
maͤchtig unter meinen Haͤnden gehabt habe/ und
da deſſen elender Zuſtand nach Hofe berichtet
ward/ kam endlich Befehl/ die Wache ſolte uns
verlaſſen/ und der Printz auf freyem Fuß geſtel-
let ſeyn. Ob uns nun zwar dieſe Befreyung nun-
mehr viel zu langſam zu ſtatten kam/ ſo erholte ſich
doch mein Printz in etwas; Und wie er ſich in ſei-
nem groͤſten Leidweſen iederzeit des Goͤttlichen
Ausſpruchs zu Pandior feſte getroͤſtete/ und es vor
unmoͤglich hielte/ daß die Goͤtter einem Tyrannen
erlauben wuͤrden/ ſolches ihr Ebenbild zu toͤdten:
So befehlichte er gegenwaͤrtigen ſeinen vorneh-
men Bedienten nach Pegu zu eilen/ und in geheim
der Sachen wahre Beſchaffenheit zu erkundigen/
bevoraus/ ob ſeine werthe Princeßin noch lebte/
wiewol er mit lauter verzweiffelten Anſchlaͤgen zu
rathe gieng. Vor vierzehen Tagen aber ſchick-
ten es die guͤtigen Goͤtter/ daß/ als der Koͤnig Da-
coſem die Princeßin Higvanama ſeine Tochter/
ungeachtet ſie dem Printzen von Siam verſpro-
chen/ dennoch an einen/ ihr gantz unanſtaͤndigen
Fuͤrſten aus Ava/ mit Gewalt verheyrathen wol-
te/ und deßwegen der erſten Zuſammenkunft/ wo-
bey ſonder Zweiffel die Vollziehung dieſes Zwan-
ges geſchehen ſollen/ beywohnte/ der alte Koͤnig
ſich in dem Truncke heftig uͤbernommen/ und fol-
genden Morgens todt im Bette gefunden worden.
Hierdurch wurde nun die Princeßin Higvanama
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