Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Erstes Buch. welche die weit entlegene Armee zusammen beruf-fen solten; Ja es war eine solche Verwirrung/ daß ich nicht anders meynte/ der Feind hätte schon Pegu berennet/ da er doch noch über siebentzig Meilen von dannen war. Als ich diesem Wesen bey zwey Stunden zugesehen/ kam mein Printz gantz tieffsinnig wieder nach Hause/ und kunte ich in langer Zeit nichts von ihm erfahren/ biß er mir endlich nur dieses eröffnete/ daß wir in drey Ta- gen eiligst auffbrechen/ und uns wieder nach Ava wenden würden. Welches mich hefftig erschre- ckete/ und in die falsche Meynung setzte/ es hätte irgend Zarang meinem Printzen einen Stein ins Bret geworffen/ und seine Liebe verhindert. End- lich aber erfuhr ich/ daß meinem Printzen in dem Kriegs-Rath wäre zugemuthet worden/ weil man sich durch Vergebung der Princeßin auff Seiten gegen Tangu/ in nicht wenige Unsicherheit gese- tzet/ hingegen durch diese Heyrath die Crone Ava dem Reiche Pegu hoch verbunden gemacht hätte; Als solte sich mein Printz persönlich nach Ava verfügen/ seinem Herrn Vater diese Bindung hinterbringen/ und um wircklichen Beystand wi- der den rebellischen Chaumigrem anhalten. Hin- gegen solte der König von Ava aller Lehn-Pflicht erlassen/ und mit der unumschrenckten Gewalt ei- nes Reichs erfreuet werden. Wie nun theils meinem Printzen die Begierde dieses Käyserliche Hauß zu retten/ theils die innigste Liebe/ und der schleunige Verlust so angenehmster Gegenwart son- S 2
Erſtes Buch. welche die weit entlegene Armee zuſammen beruf-fen ſolten; Ja es war eine ſolche Verwirrung/ daß ich nicht anders meynte/ der Feind haͤtte ſchon Pegu berennet/ da er doch noch uͤber ſiebentzig Meilen von dannen war. Als ich dieſem Weſen bey zwey Stunden zugeſehen/ kam mein Printz gantz tieffſinnig wieder nach Hauſe/ und kunte ich in langer Zeit nichts von ihm erfahren/ biß er mir endlich nur dieſes eroͤffnete/ daß wir in drey Ta- gen eiligſt auffbrechen/ und uns wieder nach Ava wenden wuͤrden. Welches mich hefftig erſchre- ckete/ und in die falſche Meynung ſetzte/ es haͤtte irgend Zarang meinem Printzen einen Stein ins Bret geworffen/ und ſeine Liebe verhindert. End- lich aber erfuhr ich/ daß meinem Printzen in dem Kriegs-Rath waͤre zugemuthet woꝛden/ weil man ſich durch Vergebung der Princeßin auff Seiten gegen Tangu/ in nicht wenige Unſicherheit geſe- tzet/ hingegen durch dieſe Heyrath die Crone Ava dem Reiche Pegu hoch verbunden gemacht haͤtte; Als ſolte ſich mein Printz perſoͤnlich nach Ava verfuͤgen/ ſeinem Herrn Vater dieſe Bindung hinterbringen/ und um wircklichen Beyſtand wi- der den rebelliſchen Chaumigrem anhalten. Hin- gegen ſolte der Koͤnig von Ava aller Lehn-Pflicht erlaſſen/ und mit der unumſchrenckten Gewalt ei- nes Reichs erfreuet werden. Wie nun theils meinem Printzen die Begierde dieſes Kaͤyſerliche Hauß zu retten/ theils die innigſte Liebe/ und der ſchleunige Verluſt ſo angenehmſter Gegenwart ſon- S 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0295" n="275"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erſtes Buch.</hi></fw><lb/> welche die weit entlegene Armee zuſammen beruf-<lb/> fen ſolten; Ja es war eine ſolche Verwirrung/<lb/> daß ich nicht anders meynte/ der Feind haͤtte ſchon<lb/> Pegu berennet/ da er doch noch uͤber ſiebentzig<lb/> Meilen von dannen war. Als ich dieſem Weſen<lb/> bey zwey Stunden zugeſehen/ kam mein Printz<lb/> gantz tieffſinnig wieder nach Hauſe/ und kunte ich<lb/> in langer Zeit nichts von ihm erfahren/ biß er mir<lb/> endlich nur dieſes eroͤffnete/ daß wir in drey Ta-<lb/> gen eiligſt auffbrechen/ und uns wieder nach Ava<lb/> wenden wuͤrden. Welches mich hefftig erſchre-<lb/> ckete/ und in die falſche Meynung ſetzte/ es haͤtte<lb/> irgend Zarang meinem Printzen einen Stein ins<lb/> Bret geworffen/ und ſeine Liebe verhindert. End-<lb/> lich aber erfuhr ich/ daß meinem Printzen in dem<lb/> Kriegs-Rath waͤre zugemuthet woꝛden/ weil man<lb/> ſich durch Vergebung der Princeßin auff Seiten<lb/> gegen Tangu/ in nicht wenige Unſicherheit geſe-<lb/> tzet/ hingegen durch dieſe Heyrath die Crone Ava<lb/> dem Reiche Pegu hoch verbunden gemacht haͤtte;<lb/> Als ſolte ſich mein Printz perſoͤnlich nach Ava<lb/> verfuͤgen/ ſeinem Herrn Vater dieſe Bindung<lb/> hinterbringen/ und um wircklichen Beyſtand wi-<lb/> der den rebelliſchen Chaumigrem anhalten. Hin-<lb/> gegen ſolte der Koͤnig von Ava aller Lehn-Pflicht<lb/> erlaſſen/ und mit der unumſchrenckten Gewalt ei-<lb/> nes Reichs erfreuet werden. Wie nun theils<lb/> meinem Printzen die Begierde dieſes Kaͤyſerliche<lb/> Hauß zu retten/ theils die innigſte Liebe/ und der<lb/> ſchleunige Verluſt ſo angenehmſter Gegenwart<lb/> <fw place="bottom" type="sig">S 2</fw><fw place="bottom" type="catch">ſon-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [275/0295]
Erſtes Buch.
welche die weit entlegene Armee zuſammen beruf-
fen ſolten; Ja es war eine ſolche Verwirrung/
daß ich nicht anders meynte/ der Feind haͤtte ſchon
Pegu berennet/ da er doch noch uͤber ſiebentzig
Meilen von dannen war. Als ich dieſem Weſen
bey zwey Stunden zugeſehen/ kam mein Printz
gantz tieffſinnig wieder nach Hauſe/ und kunte ich
in langer Zeit nichts von ihm erfahren/ biß er mir
endlich nur dieſes eroͤffnete/ daß wir in drey Ta-
gen eiligſt auffbrechen/ und uns wieder nach Ava
wenden wuͤrden. Welches mich hefftig erſchre-
ckete/ und in die falſche Meynung ſetzte/ es haͤtte
irgend Zarang meinem Printzen einen Stein ins
Bret geworffen/ und ſeine Liebe verhindert. End-
lich aber erfuhr ich/ daß meinem Printzen in dem
Kriegs-Rath waͤre zugemuthet woꝛden/ weil man
ſich durch Vergebung der Princeßin auff Seiten
gegen Tangu/ in nicht wenige Unſicherheit geſe-
tzet/ hingegen durch dieſe Heyrath die Crone Ava
dem Reiche Pegu hoch verbunden gemacht haͤtte;
Als ſolte ſich mein Printz perſoͤnlich nach Ava
verfuͤgen/ ſeinem Herrn Vater dieſe Bindung
hinterbringen/ und um wircklichen Beyſtand wi-
der den rebelliſchen Chaumigrem anhalten. Hin-
gegen ſolte der Koͤnig von Ava aller Lehn-Pflicht
erlaſſen/ und mit der unumſchrenckten Gewalt ei-
nes Reichs erfreuet werden. Wie nun theils
meinem Printzen die Begierde dieſes Kaͤyſerliche
Hauß zu retten/ theils die innigſte Liebe/ und der
ſchleunige Verluſt ſo angenehmſter Gegenwart
ſon-
S 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeZum Zeitpunkt der Volltextdigitalisierung im Deut… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |