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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Erstes Buch.
So hat der Himmel selbst diß Liebes-Werck
gestifft.

Dieses zu überbringen wurde ich befehlichet/
worzu ich durch Hülffe meiner alten Liebe/ der
Eswara/ auch leicht gelangete/ welche mir in kur-
tzem wiederum eine kleine versiegelte Schrifft ein-
händigte/ solche meinem Printzen/ statt erwündsch-
ter Antwort zu rücke zu bringen. Dieses ver-
richtete ich eiligst/ und erfreute meinen Printzen
hierdurch auffs höchste/ welcher es so bald erbrach/
und fast iedes Wort mit einem Kuß beehrte. Den
kurtzen Jnnhalt erfuhr ich hernach folgender
gestalt:

EJn Brieff/ von deiner Hand/ erfreuet und
betrübet/
Die/ deren Geist und Hertz von dir ja Flam-
men fängt:
Die/ welche dich fast mehr/ als ihre Seele liebet/
Und ihrer Sinnen Schiff nach deinen Au-
gen lenckt.
Jch bin erfreut/ wenn mir dein Kiel von Liebe
schreibet/
Betrübt/ wenn Zweiffelmuth fast iede Sylbe
rührt;
Da doch die Zuversicht des Liebens Zucker bleibet:
Wie daß denn Balacin mich auff die Probe
führt?
Jedoch die Liebe ist ein etwas zartes Wesen/
Jst sie gleich Ertz: Die Furcht macht sie zur
Mertzen-Blum.
Ge-
S
Erſtes Buch.
So hat der Himmel ſelbſt diß Liebes-Werck
geſtifft.

Dieſes zu uͤberbringen wurde ich befehlichet/
worzu ich durch Huͤlffe meiner alten Liebe/ der
Eſwara/ auch leicht gelangete/ welche mir in kur-
tzem wiederum eine kleine verſiegelte Schrifft ein-
haͤndigte/ ſolche meinem Printzen/ ſtatt eꝛwuͤndſch-
ter Antwort zu ruͤcke zu bringen. Dieſes ver-
richtete ich eiligſt/ und erfreute meinen Printzen
hierdurch auffs hoͤchſte/ welcheꝛ es ſo bald erbrach/
und faſt iedes Wort mit einem Kuß beehrte. Den
kurtzen Jnnhalt erfuhr ich hernach folgender
geſtalt:

EJn Brieff/ von deiner Hand/ erfreuet und
betruͤbet/
Die/ deren Geiſt und Hertz von dir ja Flam-
men faͤngt:
Die/ welche dich faſt mehr/ als ihre Seele liebet/
Und ihrer Sinnen Schiff nach deinen Au-
gen lenckt.
Jch bin erfreut/ wenn mir dein Kiel von Liebe
ſchreibet/
Betruͤbt/ wenn Zweiffelmuth faſt iede Sylbe
ruͤhrt;
Da doch die Zuverſicht des Liebens Zucker bleibet:
Wie daß denn Balacin mich auff die Probe
fuͤhrt?
Jedoch die Liebe iſt ein etwas zartes Weſen/
Jſt ſie gleich Ertz: Die Furcht macht ſie zur
Mertzen-Blum.
Ge-
S
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[273/0293] Erſtes Buch. So hat der Himmel ſelbſt diß Liebes-Werck geſtifft. Dieſes zu uͤberbringen wurde ich befehlichet/ worzu ich durch Huͤlffe meiner alten Liebe/ der Eſwara/ auch leicht gelangete/ welche mir in kur- tzem wiederum eine kleine verſiegelte Schrifft ein- haͤndigte/ ſolche meinem Printzen/ ſtatt eꝛwuͤndſch- ter Antwort zu ruͤcke zu bringen. Dieſes ver- richtete ich eiligſt/ und erfreute meinen Printzen hierdurch auffs hoͤchſte/ welcheꝛ es ſo bald erbrach/ und faſt iedes Wort mit einem Kuß beehrte. Den kurtzen Jnnhalt erfuhr ich hernach folgender geſtalt: EJn Brieff/ von deiner Hand/ erfreuet und betruͤbet/ Die/ deren Geiſt und Hertz von dir ja Flam- men faͤngt: Die/ welche dich faſt mehr/ als ihre Seele liebet/ Und ihrer Sinnen Schiff nach deinen Au- gen lenckt. Jch bin erfreut/ wenn mir dein Kiel von Liebe ſchreibet/ Betruͤbt/ wenn Zweiffelmuth faſt iede Sylbe ruͤhrt; Da doch die Zuverſicht des Liebens Zucker bleibet: Wie daß denn Balacin mich auff die Probe fuͤhrt? Jedoch die Liebe iſt ein etwas zartes Weſen/ Jſt ſie gleich Ertz: Die Furcht macht ſie zur Mertzen-Blum. Ge- S

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/293>, abgerufen am 22.11.2024.