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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Der Asiatischen Banise.
Eckel erwecken. Ja es mißfället mir dessen gan-
tze Person dermassen/ daß ich spühre/ wie dieser
Haß durch einen Einfluß des Himmels entsprin-
get/ welchem ich nicht widerstehen kan noch wil.
So bin ich demnach versichert/ es werde dessen
väterliches Hertz ein gehorsamstes Kind nicht so
empfindlich betrüben/ sondern vielmehr wissen/
daß er mehr Schmertzen an mir/ als an meiner
entseelten Schwester erleben würde. Und gleich wol/
hatte der Käyser erwiedert/ weiß ich euch nicht bes-
ser zu versorgen. Wir sind zwar allerseits dem Pan-
toja sehr verpflichtet/ alleine das kleine Tannasse-
ry ist euch nicht anständig/ und daß ein König von
Siam eine freye Princeßin beherrschen solle/ sol-
ches ist uns nachtheilig. Derowegen entlediget
mich meines Kummers/ Gnädigster Herr Va-
ter/ hatte sie versetzet/ so es ja die Götter beschlos-
sen hätten/ daß meine Blumen nicht in der Knospe
verblühen/ noch in dem Grabe verwelcken sollen/
so ist doch dieses gegen selbten mein geheimer und
freyer Entschluß/ eher den Printzen aus Tannas-
sery in einer belaubten Hütte/ als den Zarang auf
einer Königlichen Burg zu lieben. Denn er ist
ja der/ welcher verhütet/ daß ich nicht zu einer un-
zeitigen Wäyse geworden/ er ist es der mein Leben
errettet/ und unsere Ehre gegen den verhaßten Za-
rang vertheidiget hat. Zudem bin ich versichert/
daß er einer höhern Ankunfft ist/ als er vorgiebet;
und liebe ich das Bildniß seiner Fräulein Schwe-
ster/ welches mir das Glück in die Hand geführet/

hertz-

Der Aſiatiſchen Baniſe.
Eckel erwecken. Ja es mißfaͤllet mir deſſen gan-
tze Perſon dermaſſen/ daß ich ſpuͤhre/ wie dieſer
Haß durch einen Einfluß des Himmels entſprin-
get/ welchem ich nicht widerſtehen kan noch wil.
So bin ich demnach verſichert/ es werde deſſen
vaͤterliches Hertz ein gehorſamſtes Kind nicht ſo
empfindlich betruͤben/ ſondern vielmehr wiſſen/
daß er mehr Schmertzen an mir/ als an meiner
entſeelten Schweſteꝛ eꝛlebẽ wuͤꝛde. Und gleich wol/
hatte der Kaͤyſer erwiedert/ weiß ich euch nicht beſ-
ſer zu verſorgẽ. Wir ſind zwar alleꝛſeits dem Pan-
toja ſehr verpflichtet/ alleine das kleine Tannaſſe-
ry iſt euch nicht anſtaͤndig/ und daß ein Koͤnig von
Siam eine freye Princeßin beherrſchen ſolle/ ſol-
ches iſt uns nachtheilig. Derowegen entlediget
mich meines Kummers/ Gnaͤdigſter Herr Va-
ter/ hatte ſie verſetzet/ ſo es ja die Goͤtter beſchloſ-
ſen haͤtten/ daß meine Blumen nicht in der Knoſpe
verbluͤhen/ noch in dem Grabe verwelcken ſollen/
ſo iſt doch dieſes gegen ſelbten mein geheimer und
freyer Entſchluß/ eher den Printzen aus Tannaſ-
ſery in einer belaubten Huͤtte/ als den Zarang auf
einer Koͤniglichen Burg zu lieben. Denn er iſt
ja der/ welcher verhuͤtet/ daß ich nicht zu einer un-
zeitigen Waͤyſe geworden/ er iſt es der mein Leben
errettet/ und unſere Ehre gegen den verhaßten Za-
rang vertheidiget hat. Zudem bin ich verſichert/
daß er einer hoͤhern Ankunfft iſt/ als er vorgiebet;
und liebe ich das Bildniß ſeiner Fraͤulein Schwe-
ſter/ welches mir das Gluͤck in die Hand gefuͤhret/

hertz-
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[258/0278] Der Aſiatiſchen Baniſe. Eckel erwecken. Ja es mißfaͤllet mir deſſen gan- tze Perſon dermaſſen/ daß ich ſpuͤhre/ wie dieſer Haß durch einen Einfluß des Himmels entſprin- get/ welchem ich nicht widerſtehen kan noch wil. So bin ich demnach verſichert/ es werde deſſen vaͤterliches Hertz ein gehorſamſtes Kind nicht ſo empfindlich betruͤben/ ſondern vielmehr wiſſen/ daß er mehr Schmertzen an mir/ als an meiner entſeelten Schweſteꝛ eꝛlebẽ wuͤꝛde. Und gleich wol/ hatte der Kaͤyſer erwiedert/ weiß ich euch nicht beſ- ſer zu verſorgẽ. Wir ſind zwar alleꝛſeits dem Pan- toja ſehr verpflichtet/ alleine das kleine Tannaſſe- ry iſt euch nicht anſtaͤndig/ und daß ein Koͤnig von Siam eine freye Princeßin beherrſchen ſolle/ ſol- ches iſt uns nachtheilig. Derowegen entlediget mich meines Kummers/ Gnaͤdigſter Herr Va- ter/ hatte ſie verſetzet/ ſo es ja die Goͤtter beſchloſ- ſen haͤtten/ daß meine Blumen nicht in der Knoſpe verbluͤhen/ noch in dem Grabe verwelcken ſollen/ ſo iſt doch dieſes gegen ſelbten mein geheimer und freyer Entſchluß/ eher den Printzen aus Tannaſ- ſery in einer belaubten Huͤtte/ als den Zarang auf einer Koͤniglichen Burg zu lieben. Denn er iſt ja der/ welcher verhuͤtet/ daß ich nicht zu einer un- zeitigen Waͤyſe geworden/ er iſt es der mein Leben errettet/ und unſere Ehre gegen den verhaßten Za- rang vertheidiget hat. Zudem bin ich verſichert/ daß er einer hoͤhern Ankunfft iſt/ als er vorgiebet; und liebe ich das Bildniß ſeiner Fraͤulein Schwe- ſter/ welches mir das Gluͤck in die Hand gefuͤhret/ hertz-

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/278>, abgerufen am 22.11.2024.