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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Der Asiatischen Banise.
könnet. Diesem zu gehorsamster Folge hatte sich
der Printz verstecket/ und in kurtzem durch einen
kleinen Ritz der Tapete diese Sonne in dem Zim-
mer auffgehen sehen/ welche der Käyser bey der
Hand an ein Fenster geführet/ und sie mit lauter
Stimme/ also/ daß es mein Printz sattsam ver-
stehen können/ angeredet hatte: Liebste Tochter/
ihr werdet meine Väterliche Gewogenheit und
Gnade bißher sattsam verspühret/ und darauß er-
kennet haben/ wie ich iederzeit als ein treuer Vater
vor eure Wolfahrt gesorget/ um euch zu vergnü-
gen/ damit ich nicht solchen Schmertzen/ als an
der Königin von Martabane erleben möge/ wo-
vor mich die gütigen Götter in Gnaden behüten
wollen! Nachdem es aber an dem/ daß ihr wol
wisset/ wie beharrlich euch Zarang/ der Printz o-
der vielmehr König von Tangu bißhero bedienet/
und eure Liebe gesuchet hat. Diesem nach hat
er auch noch heute bey mir/ als eurem Vater/ in-
ständigste Ansuchung um Vollziehung dieser Lie-
be thun lassen. Weil nun der betrübte Zustand
unsers Reiches/ und die androhende Gefahr des
Feindes erfordert/ sich der Freundschafft des
Hauses von Tangu zu versichern; als habe ich
den Gesandten nicht anders/ denn mit einem will-
fährigen Entschluß/ abfertigen können. Diesem
euch nun gleichförmig zu bezeigen/ ist mein Be-
gehren/ und werdet ihr hiedurch ein merckliches
Zeichen kindlichen Gehorsams spühren lassen.
Die Princeßin war hiedurch gantz erstaunet und

er-

Der Aſiatiſchen Baniſe.
koͤnnet. Dieſem zu gehorſamſter Folge hatte ſich
der Printz verſtecket/ und in kurtzem durch einen
kleinen Ritz der Tapete dieſe Sonne in dem Zim-
mer auffgehen ſehen/ welche der Kaͤyſer bey der
Hand an ein Fenſter gefuͤhret/ und ſie mit lauter
Stimme/ alſo/ daß es mein Printz ſattſam ver-
ſtehen koͤnnen/ angeredet hatte: Liebſte Tochter/
ihr werdet meine Vaͤterliche Gewogenheit und
Gnade bißher ſattſam verſpuͤhret/ und darauß er-
kennet haben/ wie ich iederzeit als ein treuer Vater
vor eure Wolfahrt geſorget/ um euch zu vergnuͤ-
gen/ damit ich nicht ſolchen Schmertzen/ als an
der Koͤnigin von Martabane erleben moͤge/ wo-
vor mich die guͤtigen Goͤtter in Gnaden behuͤten
wollen! Nachdem es aber an dem/ daß ihr wol
wiſſet/ wie beharrlich euch Zarang/ der Printz o-
der vielmehr Koͤnig von Tangu bißhero bedienet/
und eure Liebe geſuchet hat. Dieſem nach hat
er auch noch heute bey mir/ als eurem Vater/ in-
ſtaͤndigſte Anſuchung um Vollziehung dieſer Lie-
be thun laſſen. Weil nun der betruͤbte Zuſtand
unſers Reiches/ und die androhende Gefahr des
Feindes erfordert/ ſich der Freundſchafft des
Hauſes von Tangu zu verſichern; als habe ich
den Geſandten nicht anders/ denn mit einem will-
faͤhrigen Entſchluß/ abfertigen koͤnnen. Dieſem
euch nun gleichfoͤrmig zu bezeigen/ iſt mein Be-
gehren/ und werdet ihr hiedurch ein merckliches
Zeichen kindlichen Gehorſams ſpuͤhren laſſen.
Die Princeßin war hiedurch gantz erſtaunet und

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[256/0276] Der Aſiatiſchen Baniſe. koͤnnet. Dieſem zu gehorſamſter Folge hatte ſich der Printz verſtecket/ und in kurtzem durch einen kleinen Ritz der Tapete dieſe Sonne in dem Zim- mer auffgehen ſehen/ welche der Kaͤyſer bey der Hand an ein Fenſter gefuͤhret/ und ſie mit lauter Stimme/ alſo/ daß es mein Printz ſattſam ver- ſtehen koͤnnen/ angeredet hatte: Liebſte Tochter/ ihr werdet meine Vaͤterliche Gewogenheit und Gnade bißher ſattſam verſpuͤhret/ und darauß er- kennet haben/ wie ich iederzeit als ein treuer Vater vor eure Wolfahrt geſorget/ um euch zu vergnuͤ- gen/ damit ich nicht ſolchen Schmertzen/ als an der Koͤnigin von Martabane erleben moͤge/ wo- vor mich die guͤtigen Goͤtter in Gnaden behuͤten wollen! Nachdem es aber an dem/ daß ihr wol wiſſet/ wie beharrlich euch Zarang/ der Printz o- der vielmehr Koͤnig von Tangu bißhero bedienet/ und eure Liebe geſuchet hat. Dieſem nach hat er auch noch heute bey mir/ als eurem Vater/ in- ſtaͤndigſte Anſuchung um Vollziehung dieſer Lie- be thun laſſen. Weil nun der betruͤbte Zuſtand unſers Reiches/ und die androhende Gefahr des Feindes erfordert/ ſich der Freundſchafft des Hauſes von Tangu zu verſichern; als habe ich den Geſandten nicht anders/ denn mit einem will- faͤhrigen Entſchluß/ abfertigen koͤnnen. Dieſem euch nun gleichfoͤrmig zu bezeigen/ iſt mein Be- gehren/ und werdet ihr hiedurch ein merckliches Zeichen kindlichen Gehorſams ſpuͤhren laſſen. Die Princeßin war hiedurch gantz erſtaunet und er-

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/276>, abgerufen am 16.07.2024.