Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. nur etliche Stunden der höchst-benöthigten Ru-he pflegen/ und so dann des Himmels Schickung mit Gedult erwarten könte/ zu suchen bedacht war. Jn solcher Entschliessung bemühte er sich zu erheben. Als er sich aber kaum auff einen Schenckel steuerte/ fiel er vor grosser Schwach- heit/ so ihm der grosse Verlust des Geblütes ver- ursachte/ wieder dahin. Weil aber die Stimmen sich näherten/ versuchte er sein euserstes/ auf allen Vieren diesen gefährlichen Platz zu verlassen: in- dem er sich befürchtete/ der Entrissene möchte ein grösseres Unglück über ihn herbey führen: Dero- wegen kroch er voller Mattigkeit und Furcht bey dreyhuntert Schritte fort/ bis er an einen breiten Fluß gelangte/ welcher ihm Hoffnung und Flucht benahm. Nachdem er aber ein starckes Geräu- sche hinter sich vernahm/ entschloß er/ sich dem sandichten Ufer anzuvertrauen: Welches/ ob es zwar ziemlich erhöhet war/ dennoch etliche Schrit- te breit truckenen Sand unter sich zeigete/ und von einigen Bäumen beschattet wurde. Dannenhe- ro er sich/ so viel seine Schwachheit zuließ/ sanffte am Ufer herunter ließ/ alwo ihm das Glücke eine weite Höle unter den Wurtzeln der Bäume/ die das reissende Wasser unterwaschen hatte/ dar- bot/ sich derer in dieser Gefahr zu bedienen. Wel- che angenehme Gelegenheit er willigst ergriff/ und sich nach Vermögen eilends darein verbarg: in- dem er bereits einige Personen auff dem hohen U- fer also reden hörte: Hätten wir unser Vorha- ben
Der Aſiatiſchen Baniſe. nur etliche Stunden der hoͤchſt-benoͤthigten Ru-he pflegen/ und ſo dann des Himmels Schickung mit Gedult erwarten koͤnte/ zu ſuchen bedacht war. Jn ſolcher Entſchlieſſung bemuͤhte er ſich zu erheben. Als er ſich aber kaum auff einen Schenckel ſteuerte/ fiel er vor groſſer Schwach- heit/ ſo ihm der groſſe Verluſt des Gebluͤtes ver- urſachte/ wieder dahin. Weil aber die Stimmen ſich naͤherten/ verſuchte er ſein euſerſtes/ auf allen Vieren dieſen gefaͤhrlichen Platz zu verlaſſen: in- dem er ſich befuͤrchtete/ der Entriſſene moͤchte ein groͤſſeres Ungluͤck uͤber ihn herbey fuͤhren: Dero- wegen kroch er voller Mattigkeit und Furcht bey dreyhuntert Schritte fort/ bis er an einen breiten Fluß gelangte/ welcher ihm Hoffnung und Flucht benahm. Nachdem er aber ein ſtarckes Geraͤu- ſche hinter ſich vernahm/ entſchloß er/ ſich dem ſandichten Ufer anzuvertrauen: Welches/ ob es zwar ziemlich erhoͤhet war/ dennoch etliche Schꝛit- te breit truckenen Sand unter ſich zeigete/ und von einigen Baͤumen beſchattet wurde. Dannenhe- ro er ſich/ ſo viel ſeine Schwachheit zuließ/ ſanffte am Ufer herunter ließ/ alwo ihm das Gluͤcke eine weite Hoͤle unter den Wurtzeln der Baͤume/ die das reiſſende Waſſer unterwaſchen hatte/ dar- bot/ ſich derer in dieſer Gefahr zu bedienen. Wel- che angenehme Gelegenheit er willigſt ergriff/ und ſich nach Vermoͤgen eilends darein verbarg: in- dem er bereits einige Perſonen auff dem hohen U- fer alſo reden hoͤrte: Haͤtten wir unſer Vorha- ben
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Der Aſiatiſchen Baniſe.
nur etliche Stunden der hoͤchſt-benoͤthigten Ru-
he pflegen/ und ſo dann des Himmels Schickung
mit Gedult erwarten koͤnte/ zu ſuchen bedacht
war. Jn ſolcher Entſchlieſſung bemuͤhte er ſich
zu erheben. Als er ſich aber kaum auff einen
Schenckel ſteuerte/ fiel er vor groſſer Schwach-
heit/ ſo ihm der groſſe Verluſt des Gebluͤtes ver-
urſachte/ wieder dahin. Weil aber die Stimmen
ſich naͤherten/ verſuchte er ſein euſerſtes/ auf allen
Vieren dieſen gefaͤhrlichen Platz zu verlaſſen: in-
dem er ſich befuͤrchtete/ der Entriſſene moͤchte ein
groͤſſeres Ungluͤck uͤber ihn herbey fuͤhren: Dero-
wegen kroch er voller Mattigkeit und Furcht bey
dreyhuntert Schritte fort/ bis er an einen breiten
Fluß gelangte/ welcher ihm Hoffnung und Flucht
benahm. Nachdem er aber ein ſtarckes Geraͤu-
ſche hinter ſich vernahm/ entſchloß er/ ſich dem
ſandichten Ufer anzuvertrauen: Welches/ ob es
zwar ziemlich erhoͤhet war/ dennoch etliche Schꝛit-
te breit truckenen Sand unter ſich zeigete/ und von
einigen Baͤumen beſchattet wurde. Dannenhe-
ro er ſich/ ſo viel ſeine Schwachheit zuließ/ ſanffte
am Ufer herunter ließ/ alwo ihm das Gluͤcke eine
weite Hoͤle unter den Wurtzeln der Baͤume/ die
das reiſſende Waſſer unterwaſchen hatte/ dar-
bot/ ſich derer in dieſer Gefahr zu bedienen. Wel-
che angenehme Gelegenheit er willigſt ergriff/ und
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dem er bereits einige Perſonen auff dem hohen U-
fer alſo reden hoͤrte: Haͤtten wir unſer Vorha-
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Zitationshilfe: | Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/26>, abgerufen am 04.07.2024. |