Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. nicht das Pflaster ehlicher Liebe darauff gelegetwird/ es dörffte auff eine verbothene Cur naus lauffen. Wer die Tochter haben will/ setzte ihr Hassana entgegen/ der halte es mit der Mutter; Nachdem aber dieses nicht geschiehet/ und wir ie- derzeit das verächtlichste Gesichte zugekehret wird; als wirst du zu wenig seyn/ meinen Vorsatz zu hindern. Jch will noch heute nach Hoffe lauf- fen/ und meinen Alten verrathen/ daß er verdäch- tige Fremdlinge aus Ava beherberget: hierdurch räche ich meine Schmach/ und kan mit Gelegen- heit auch meines Alten loß werden. Ach Frau Mutter/ fiel ihr Lorangy gantz unbeweglich in die Rede/ wo ihre Adern einen Blutstropffen in sich hegen/ welcher mir nur etwas gewogen ist so er- barme sie sich der armen Lorangy/ welche sich le- bendig verscharren/ und ihr Elend auch nach dem Tode bejammern würde. Sie weiß ja selbst/ wie starck das süsse Gifft der Liebe sey/ und hat de- ren Würckung so wohl gegen den bewusten Hof- Juncker/ als auch den Portugisischen Cammer- diener/ sattsam empfunden. Ach so trage sie doch auch Mitleiden mit meiner Jugend/ und gedencke/ daß mich die Götter rächen/ sie auch im Alter mit verliebten Hertzen belegen/ und dabey unglücklich machen können. Denn mein endlicher Vorsatz ist entweder zu sterben/ oder meine Liebe zu voll- führen. Du kanst nach dem Hertzen greiffen/ fieng die alte endlich an/ und ich gestehe es gerne/ daß ich mich durch das süsse Andencken voriger Lie-
Der Aſiatiſchen Baniſe. nicht das Pflaſter ehlicher Liebe darauff gelegetwird/ es doͤrffte auff eine verbothene Cur naus lauffen. Wer die Tochter haben will/ ſetzte ihr Haſſana entgegen/ der halte es mit der Mutter; Nachdem aber dieſes nicht geſchiehet/ und wir ie- derzeit das veraͤchtlichſte Geſichte zugekehret wird; als wirſt du zu wenig ſeyn/ meinen Vorſatz zu hindern. Jch will noch heute nach Hoffe lauf- fen/ und meinen Alten verrathen/ daß er verdaͤch- tige Fremdlinge aus Ava beherberget: hierdurch raͤche ich meine Schmach/ und kan mit Gelegen- heit auch meines Alten loß werden. Ach Frau Mutter/ fiel ihr Lorangy gantz unbeweglich in die Rede/ wo ihre Adern einen Blutstropffen in ſich hegen/ welcher mir nur etwas gewogen iſt ſo er- barme ſie ſich der armen Lorangy/ welche ſich le- bendig verſcharren/ und ihr Elend auch nach dem Tode bejammern wuͤrde. Sie weiß ja ſelbſt/ wie ſtarck das ſuͤſſe Gifft der Liebe ſey/ und hat de- ren Wuͤrckung ſo wohl gegen den bewuſten Hof- Juncker/ als auch den Portugiſiſchen Cammer- diener/ ſattſam empfunden. Ach ſo trage ſie doch auch Mitleiden mit meiner Jugend/ und gedencke/ daß mich die Goͤtter raͤchen/ ſie auch im Alter mit verliebten Hertzen belegen/ und dabey ungluͤcklich machen koͤnnen. Denn mein endlicher Vorſatz iſt entweder zu ſterben/ oder meine Liebe zu voll- fuͤhren. Du kanſt nach dem Hertzen greiffen/ fieng die alte endlich an/ und ich geſtehe es gerne/ daß ich mich durch das ſuͤſſe Andencken voriger Lie-
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Der Aſiatiſchen Baniſe.
nicht das Pflaſter ehlicher Liebe darauff geleget
wird/ es doͤrffte auff eine verbothene Cur naus
lauffen. Wer die Tochter haben will/ ſetzte ihr
Haſſana entgegen/ der halte es mit der Mutter;
Nachdem aber dieſes nicht geſchiehet/ und wir ie-
derzeit das veraͤchtlichſte Geſichte zugekehret wird;
als wirſt du zu wenig ſeyn/ meinen Vorſatz zu
hindern. Jch will noch heute nach Hoffe lauf-
fen/ und meinen Alten verrathen/ daß er verdaͤch-
tige Fremdlinge aus Ava beherberget: hierdurch
raͤche ich meine Schmach/ und kan mit Gelegen-
heit auch meines Alten loß werden. Ach Frau
Mutter/ fiel ihr Lorangy gantz unbeweglich in die
Rede/ wo ihre Adern einen Blutstropffen in ſich
hegen/ welcher mir nur etwas gewogen iſt ſo er-
barme ſie ſich der armen Lorangy/ welche ſich le-
bendig verſcharren/ und ihr Elend auch nach dem
Tode bejammern wuͤrde. Sie weiß ja ſelbſt/
wie ſtarck das ſuͤſſe Gifft der Liebe ſey/ und hat de-
ren Wuͤrckung ſo wohl gegen den bewuſten Hof-
Juncker/ als auch den Portugiſiſchen Cammer-
diener/ ſattſam empfunden. Ach ſo trage ſie doch
auch Mitleiden mit meiner Jugend/ und gedencke/
daß mich die Goͤtter raͤchen/ ſie auch im Alter mit
verliebten Hertzen belegen/ und dabey ungluͤcklich
machen koͤnnen. Denn mein endlicher Vorſatz
iſt entweder zu ſterben/ oder meine Liebe zu voll-
fuͤhren. Du kanſt nach dem Hertzen greiffen/
fieng die alte endlich an/ und ich geſtehe es gerne/
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