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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Erstes Buch.

Hier wurde mein Printz anfangs selbst in
etwas bestürtzt/ als er aber sich erholte/ und die
Umstände genau überlegte/ so konte er sich nicht
gnugsam über die Arglistigkeit dieses verliebten
Feindes verwundern/ und erwarteten wir mit
Verlangen/ wie solche erdichtete Zeitung von der
Princeßin würde auffgenommen werden. Diese
nun konte sich anfangs allerdings nicht begreiffen/
indem auch nur die blosse Erinnerung von ihrem
geliebten Printzen mächtig gnung war/ sie in be-
trübtes Nachsinnen zu setzen. Derohalben saß
sie eine weile mit niedergeschlagenen Augen gantz
unbeweglich/ ausser/ daß man einige Wangen-ab-
rollende Thränen verspüren konte. Wie aber
ihre himmlische Schönheit mit einem vollkomme-
nen Verstande iederzeit vermählet war/ also
merckte die kluge Princeßin alsbald/ worauf solch
listiges Vorbringen zielte/ dannenhero sie sich im
Gemüthe/ nicht aber in betrübten Geberden fasse-
te/ und sich anstellte/ als ob sie allem vollkomme-
nen Glauben zustellte/ auch gantz wehmüthig frag-
te: Mein Herr Graff/ er betrübe mich nicht ohn
Ursach/ sondern entdecke mir die Warheit. Durch-
lauchtigste Princeßin/ erwiederte Chaumigrem/
die Götter wollen das nicht zugeben/ daß ich dero
hohe Person durch einige Unwarheit beleidigen
solte. Jnmittelst wünsche ich/ daß mein Vor-
bringen/ durch bald ausbrechende Hof-Trauer/
nicht möge bekräfftiget/ und der betrübte Fall
allzu wahr erfunden werden. Und weil man ei-

nen
Erſtes Buch.

Hier wurde mein Printz anfangs ſelbſt in
etwas beſtuͤrtzt/ als er aber ſich erholte/ und die
Umſtaͤnde genau uͤberlegte/ ſo konte er ſich nicht
gnugſam uͤber die Argliſtigkeit dieſes verliebten
Feindes verwundern/ und erwarteten wir mit
Verlangen/ wie ſolche erdichtete Zeitung von der
Princeßin wuͤrde auffgenommen werden. Dieſe
nun konte ſich anfangs alleꝛdings nicht begreiffen/
indem auch nur die bloſſe Erinnerung von ihrem
geliebten Printzen maͤchtig gnung war/ ſie in be-
truͤbtes Nachſinnen zu ſetzen. Derohalben ſaß
ſie eine weile mit niedergeſchlagenen Augen gantz
unbeweglich/ auſſeꝛ/ daß man einige Wangen-ab-
rollende Thraͤnen verſpuͤren konte. Wie aber
ihꝛe himmliſche Schoͤnheit mit einem vollkomme-
nen Verſtande iederzeit vermaͤhlet war/ alſo
merckte die kluge Princeßin alsbald/ worauf ſolch
liſtiges Vorbringen zielte/ dannenhero ſie ſich im
Gemuͤthe/ nicht aber in betruͤbten Geberden faſſe-
te/ und ſich anſtellte/ als ob ſie allem vollkomme-
nen Glauben zuſtellte/ auch gantz wehmuͤthig fꝛag-
te: Mein Herr Graff/ er betruͤbe mich nicht ohn
Urſach/ ſondeꝛn entdecke mir die Waꝛheit. Durch-
lauchtigſte Princeßin/ erwiederte Chaumigrem/
die Goͤtter wollen das nicht zugeben/ daß ich dero
hohe Perſon durch einige Unwarheit beleidigen
ſolte. Jnmittelſt wuͤnſche ich/ daß mein Vor-
bringen/ durch bald ausbrechende Hof-Trauer/
nicht moͤge bekraͤfftiget/ und der betruͤbte Fall
allzu wahr erfunden werden. Und weil man ei-

nen
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[109/0129] Erſtes Buch. Hier wurde mein Printz anfangs ſelbſt in etwas beſtuͤrtzt/ als er aber ſich erholte/ und die Umſtaͤnde genau uͤberlegte/ ſo konte er ſich nicht gnugſam uͤber die Argliſtigkeit dieſes verliebten Feindes verwundern/ und erwarteten wir mit Verlangen/ wie ſolche erdichtete Zeitung von der Princeßin wuͤrde auffgenommen werden. Dieſe nun konte ſich anfangs alleꝛdings nicht begreiffen/ indem auch nur die bloſſe Erinnerung von ihrem geliebten Printzen maͤchtig gnung war/ ſie in be- truͤbtes Nachſinnen zu ſetzen. Derohalben ſaß ſie eine weile mit niedergeſchlagenen Augen gantz unbeweglich/ auſſeꝛ/ daß man einige Wangen-ab- rollende Thraͤnen verſpuͤren konte. Wie aber ihꝛe himmliſche Schoͤnheit mit einem vollkomme- nen Verſtande iederzeit vermaͤhlet war/ alſo merckte die kluge Princeßin alsbald/ worauf ſolch liſtiges Vorbringen zielte/ dannenhero ſie ſich im Gemuͤthe/ nicht aber in betruͤbten Geberden faſſe- te/ und ſich anſtellte/ als ob ſie allem vollkomme- nen Glauben zuſtellte/ auch gantz wehmuͤthig fꝛag- te: Mein Herr Graff/ er betruͤbe mich nicht ohn Urſach/ ſondeꝛn entdecke mir die Waꝛheit. Durch- lauchtigſte Princeßin/ erwiederte Chaumigrem/ die Goͤtter wollen das nicht zugeben/ daß ich dero hohe Perſon durch einige Unwarheit beleidigen ſolte. Jnmittelſt wuͤnſche ich/ daß mein Vor- bringen/ durch bald ausbrechende Hof-Trauer/ nicht moͤge bekraͤfftiget/ und der betruͤbte Fall allzu wahr erfunden werden. Und weil man ei- nen

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/129>, abgerufen am 21.11.2024.