Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klinger, Friedrich Maximilian von: Die Zwillinge. Hannover, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite
stalt erschien! Jch hatt' ein Liedchen, das ich da-
mals oft sang --
Guelfo. Sing Grimaldi.
Grimaldi. (singt)
Heiter kehrest du, o Licht!
Und ein helles Strählchen bricht
Aus der dumpfen Nacht hervor,
Hebt mein leidend Herz empor.
Es erschien ein Engelskind,
Rührte meine Seele -- schwind! --
Und die Trauer schwand dahin,
Selig, selig nun ich bin!
Selig, selig werd ich sein,
Wenn die Liebe mich wiegt ein,
Wenn die Lieb' den Trauerfinn
Wandelt mir in Freudensinn!
Glänzt ferner durch die Nacht,
Liebe, süße Zaubermacht!
Hülle mich, o Zauber, ein!
Selig, selig werd' ich sein!
O Guelfo, Guelfo! was waren das Stunden!
Guelfo. Und nun?
Grimaldi. Guelfo, das wollte der schla-
fende Genius wieder aufwachen, wollte mich be-
leben, und ich ward angespornt -- träumte glü-
hende Träume, wie ich nun mit Riesenschritten
gehen wollte als ein edler Kerl! Guelfo, ich ward
auf
ſtalt erſchien! Jch hatt’ ein Liedchen, das ich da-
mals oft ſang —
Guelfo. Sing Grimaldi.
Grimaldi. (ſingt)
Heiter kehreſt du, o Licht!
Und ein helles Straͤhlchen bricht
Aus der dumpfen Nacht hervor,
Hebt mein leidend Herz empor.
Es erſchien ein Engelskind,
Ruͤhrte meine Seele — ſchwind! —
Und die Trauer ſchwand dahin,
Selig, ſelig nun ich bin!
Selig, ſelig werd ich ſein,
Wenn die Liebe mich wiegt ein,
Wenn die Lieb’ den Trauerfinn
Wandelt mir in Freudenſinn!
Glaͤnzt ferner durch die Nacht,
Liebe, ſuͤße Zaubermacht!
Huͤlle mich, o Zauber, ein!
Selig, ſelig werd’ ich ſein!
O Guelfo, Guelfo! was waren das Stunden!
Guelfo. Und nun?
Grimaldi. Guelfo, das wollte der ſchla-
fende Genius wieder aufwachen, wollte mich be-
leben, und ich ward angeſpornt — traͤumte gluͤ-
hende Traͤume, wie ich nun mit Rieſenſchritten
gehen wollte als ein edler Kerl! Guelfo, ich ward
auf
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <sp>
              <p><pb facs="#f0044" n="38"/>
&#x017F;talt er&#x017F;chien! Jch hatt&#x2019; ein Liedchen, das ich da-<lb/>
mals oft &#x017F;ang &#x2014;</p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#fr">Guelfo.</hi> </speaker>
              <p>Sing Grimaldi.</p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#fr">Grimaldi.</hi> </speaker>
              <stage>(&#x017F;ingt)</stage><lb/>
              <lg type="poem">
                <lg>
                  <l>Heiter kehre&#x017F;t du, o Licht!</l><lb/>
                  <l>Und ein helles Stra&#x0364;hlchen bricht</l><lb/>
                  <l>Aus der dumpfen Nacht hervor,</l><lb/>
                  <l>Hebt mein leidend Herz empor.</l>
                </lg><lb/>
                <lg>
                  <l>Es er&#x017F;chien ein Engelskind,</l><lb/>
                  <l>Ru&#x0364;hrte meine Seele &#x2014; &#x017F;chwind! &#x2014;</l><lb/>
                  <l>Und die Trauer &#x017F;chwand dahin,</l><lb/>
                  <l>Selig, &#x017F;elig nun ich bin!</l>
                </lg><lb/>
                <lg>
                  <l>Selig, &#x017F;elig werd ich &#x017F;ein,</l><lb/>
                  <l>Wenn die Liebe mich wiegt ein,</l><lb/>
                  <l>Wenn die Lieb&#x2019; den Trauerfinn</l><lb/>
                  <l>Wandelt mir in Freuden&#x017F;inn!</l>
                </lg><lb/>
                <lg>
                  <l>Gla&#x0364;nzt ferner durch die Nacht,</l><lb/>
                  <l>Liebe, &#x017F;u&#x0364;ße Zaubermacht!</l><lb/>
                  <l>Hu&#x0364;lle mich, o Zauber, ein!</l><lb/>
                  <l>Selig, &#x017F;elig werd&#x2019; ich &#x017F;ein!</l>
                </lg>
              </lg><lb/>
              <p>O Guelfo, Guelfo! was waren das Stunden!</p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#fr">Guelfo.</hi> </speaker>
              <p>Und nun?</p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#fr">Grimaldi.</hi> </speaker>
              <p>Guelfo, das wollte der &#x017F;chla-<lb/>
fende Genius wieder aufwachen, wollte mich be-<lb/>
leben, und ich ward ange&#x017F;pornt &#x2014; tra&#x0364;umte glu&#x0364;-<lb/>
hende Tra&#x0364;ume, wie ich nun mit Rie&#x017F;en&#x017F;chritten<lb/>
gehen wollte als ein edler Kerl! Guelfo, ich ward<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">auf</fw><lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[38/0044] ſtalt erſchien! Jch hatt’ ein Liedchen, das ich da- mals oft ſang — Guelfo. Sing Grimaldi. Grimaldi. (ſingt) Heiter kehreſt du, o Licht! Und ein helles Straͤhlchen bricht Aus der dumpfen Nacht hervor, Hebt mein leidend Herz empor. Es erſchien ein Engelskind, Ruͤhrte meine Seele — ſchwind! — Und die Trauer ſchwand dahin, Selig, ſelig nun ich bin! Selig, ſelig werd ich ſein, Wenn die Liebe mich wiegt ein, Wenn die Lieb’ den Trauerfinn Wandelt mir in Freudenſinn! Glaͤnzt ferner durch die Nacht, Liebe, ſuͤße Zaubermacht! Huͤlle mich, o Zauber, ein! Selig, ſelig werd’ ich ſein! O Guelfo, Guelfo! was waren das Stunden! Guelfo. Und nun? Grimaldi. Guelfo, das wollte der ſchla- fende Genius wieder aufwachen, wollte mich be- leben, und ich ward angeſpornt — traͤumte gluͤ- hende Traͤume, wie ich nun mit Rieſenſchritten gehen wollte als ein edler Kerl! Guelfo, ich ward auf

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_zwillinge_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_zwillinge_1796/44
Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian von: Die Zwillinge. Hannover, 1796, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_zwillinge_1796/44>, abgerufen am 26.04.2024.