Klinger, Friedrich Maximilian von: Die Zwillinge. Hannover, 1796.
lich schneller trinke, endigt sichs zu oft mit einer Wuth, die Blut heischt -- Laß nur! wir wol- len ihr schon noch zur Gnüge geben! Grimaldi. Steh' uns Gott bey! wenn Du so bist. Kaum sinds acht Tage, schmißt Du mich an Boden, daß meine Gebeine zusammen rassel- ten. Und das blos, weil Deine verkehrt stehende Augen einen andern in mir zu sehen glaubten. Und wenn ich der Schreckscene gedenke -- Guelfo. Was ist das? Eine Schreckscene? Jch hör' gern' so was. Grimaldi. Als Du den Della Forza durch die Lunge schossest, um seine Marter zu verlän- gern. Guelfo. Sieh' da! das hätt' ich fast ver- gessen. Grimaldi. Nu, wer auch das vergißt! Guelfo. Jch verbitte mir alle Bemerkun- gen. Erzähl' mirs, es thut mir gut itzt. Noch so weiß ich, wie er die Augen drehte, und sich in Staub wälzte. Was hatt' ich doch mit ihm? Grimaldi. Das erste war, daß er Deinen Bruder bei dem Herzog herausstrich -- Du wirst zu ernsthaft. Guelfo. Trink und red' fort, ohne Dich um mein Gesicht zu kümmern. Gri-
lich ſchneller trinke, endigt ſichs zu oft mit einer Wuth, die Blut heiſcht — Laß nur! wir wol- len ihr ſchon noch zur Gnuͤge geben! Grimaldi. Steh’ uns Gott bey! wenn Du ſo biſt. Kaum ſinds acht Tage, ſchmißt Du mich an Boden, daß meine Gebeine zuſammen raſſel- ten. Und das blos, weil Deine verkehrt ſtehende Augen einen andern in mir zu ſehen glaubten. Und wenn ich der Schreckſcene gedenke — Guelfo. Was iſt das? Eine Schreckſcene? Jch hoͤr’ gern’ ſo was. Grimaldi. Als Du den Della Forza durch die Lunge ſchoſſeſt, um ſeine Marter zu verlaͤn- gern. Guelfo. Sieh’ da! das haͤtt’ ich faſt ver- geſſen. Grimaldi. Nu, wer auch das vergißt! Guelfo. Jch verbitte mir alle Bemerkun- gen. Erzaͤhl’ mirs, es thut mir gut itzt. Noch ſo weiß ich, wie er die Augen drehte, und ſich in Staub waͤlzte. Was hatt’ ich doch mit ihm? Grimaldi. Das erſte war, daß er Deinen Bruder bei dem Herzog herausſtrich — Du wirſt zu ernſthaft. Guelfo. Trink und red’ fort, ohne Dich um mein Geſicht zu kuͤmmern. Gri-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp> <p><pb facs="#f0013" n="7"/> lich ſchneller trinke, endigt ſichs zu oft mit einer<lb/> Wuth, die Blut heiſcht — Laß nur! wir wol-<lb/> len ihr ſchon noch zur Gnuͤge geben!</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Grimaldi.</hi> </speaker> <p>Steh’ uns Gott bey! wenn Du<lb/> ſo biſt. Kaum ſinds acht Tage, ſchmißt Du mich<lb/> an Boden, daß meine Gebeine zuſammen raſſel-<lb/> ten. Und das blos, weil Deine verkehrt ſtehende<lb/> Augen einen andern in mir zu ſehen glaubten.<lb/> Und wenn ich der Schreckſcene gedenke —</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Guelfo.</hi> </speaker> <p>Was iſt das? Eine Schreckſcene?<lb/> Jch hoͤr’ gern’ ſo was.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Grimaldi.</hi> </speaker> <p>Als Du den Della Forza durch<lb/> die Lunge ſchoſſeſt, um ſeine Marter zu verlaͤn-<lb/> gern.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Guelfo.</hi> </speaker> <p>Sieh’ da! das haͤtt’ ich faſt ver-<lb/> geſſen.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Grimaldi.</hi> </speaker> <p>Nu, wer auch das vergißt!</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Guelfo.</hi> </speaker> <p>Jch verbitte mir alle Bemerkun-<lb/> gen. Erzaͤhl’ mirs, es thut mir gut itzt. Noch<lb/> ſo weiß ich, wie er die Augen drehte, und ſich in<lb/> Staub waͤlzte. Was hatt’ ich doch mit ihm?</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Grimaldi.</hi> </speaker> <p>Das erſte war, daß er Deinen<lb/> Bruder bei dem Herzog herausſtrich — Du<lb/> wirſt zu ernſthaft.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Guelfo.</hi> </speaker> <p>Trink und red’ fort, ohne Dich<lb/> um mein Geſicht zu kuͤmmern.</p> </sp><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Gri-</hi> </fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [7/0013]
lich ſchneller trinke, endigt ſichs zu oft mit einer
Wuth, die Blut heiſcht — Laß nur! wir wol-
len ihr ſchon noch zur Gnuͤge geben!
Grimaldi. Steh’ uns Gott bey! wenn Du
ſo biſt. Kaum ſinds acht Tage, ſchmißt Du mich
an Boden, daß meine Gebeine zuſammen raſſel-
ten. Und das blos, weil Deine verkehrt ſtehende
Augen einen andern in mir zu ſehen glaubten.
Und wenn ich der Schreckſcene gedenke —
Guelfo. Was iſt das? Eine Schreckſcene?
Jch hoͤr’ gern’ ſo was.
Grimaldi. Als Du den Della Forza durch
die Lunge ſchoſſeſt, um ſeine Marter zu verlaͤn-
gern.
Guelfo. Sieh’ da! das haͤtt’ ich faſt ver-
geſſen.
Grimaldi. Nu, wer auch das vergißt!
Guelfo. Jch verbitte mir alle Bemerkun-
gen. Erzaͤhl’ mirs, es thut mir gut itzt. Noch
ſo weiß ich, wie er die Augen drehte, und ſich in
Staub waͤlzte. Was hatt’ ich doch mit ihm?
Grimaldi. Das erſte war, daß er Deinen
Bruder bei dem Herzog herausſtrich — Du
wirſt zu ernſthaft.
Guelfo. Trink und red’ fort, ohne Dich
um mein Geſicht zu kuͤmmern.
Gri-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_zwillinge_1796 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_zwillinge_1796/13 |
Zitationshilfe: | Klinger, Friedrich Maximilian von: Die Zwillinge. Hannover, 1796, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_zwillinge_1796/13>, abgerufen am 16.07.2024. |