Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

zwoschwarzen Braunen hervor, zwischen wel-
chen Bitterkeit, Haß, Groll, Schmerz und
Hohn, dicke Falten zusammengerollt hatten.
Diese Furchen verlohren sich in einer glatten,
hellen, hochgewölbten Stirne, die mit dem
Merkzeichen der Hölle, zwischen den Augen,
sehr abstach. Eine feingebildete Adlernase
zog sich gegen einen Mund, der nur zu dem
Genuß der Unsterblichen gebildet zu seyn
schien. Er hatte die Miene der gefallnen
Engel, deren Angesichter einst von der Gott-
heit beleuchtet wurden, und die nun ein dü-
strer Schleier deckt.

Faust. erstaunt. Ist der Mensch denn
überall zu Hause? -- Wer bist du?

Teufel. Ich bin ein Fürst der Hölle, und
komme, weil dein mächtiger Ruf mich
zwingt.

Faust. Ein Fürst der Hölle unter dieser
Maske? unter der Gestalt des Menschen?
Ich wollte einen Teufel haben, und keinen
meines Geschlechts.

Teu-
D 5

zwoſchwarzen Braunen hervor, zwiſchen wel-
chen Bitterkeit, Haß, Groll, Schmerz und
Hohn, dicke Falten zuſammengerollt hatten.
Dieſe Furchen verlohren ſich in einer glatten,
hellen, hochgewoͤlbten Stirne, die mit dem
Merkzeichen der Hoͤlle, zwiſchen den Augen,
ſehr abſtach. Eine feingebildete Adlernaſe
zog ſich gegen einen Mund, der nur zu dem
Genuß der Unſterblichen gebildet zu ſeyn
ſchien. Er hatte die Miene der gefallnen
Engel, deren Angeſichter einſt von der Gott-
heit beleuchtet wurden, und die nun ein duͤ-
ſtrer Schleier deckt.

Fauſt. erſtaunt. Iſt der Menſch denn
uͤberall zu Hauſe? — Wer biſt du?

Teufel. Ich bin ein Fuͤrſt der Hoͤlle, und
komme, weil dein maͤchtiger Ruf mich
zwingt.

Fauſt. Ein Fuͤrſt der Hoͤlle unter dieſer
Maske? unter der Geſtalt des Menſchen?
Ich wollte einen Teufel haben, und keinen
meines Geſchlechts.

Teu-
D 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0068" n="57"/>
zwo&#x017F;chwarzen Braunen hervor, zwi&#x017F;chen wel-<lb/>
chen Bitterkeit, Haß, Groll, Schmerz und<lb/>
Hohn, dicke Falten zu&#x017F;ammengerollt hatten.<lb/>
Die&#x017F;e Furchen verlohren &#x017F;ich in einer glatten,<lb/>
hellen, hochgewo&#x0364;lbten Stirne, die mit dem<lb/>
Merkzeichen der Ho&#x0364;lle, zwi&#x017F;chen den Augen,<lb/>
&#x017F;ehr ab&#x017F;tach. Eine feingebildete Adlerna&#x017F;e<lb/>
zog &#x017F;ich gegen einen Mund, der nur zu dem<lb/>
Genuß der Un&#x017F;terblichen gebildet zu &#x017F;eyn<lb/>
&#x017F;chien. Er hatte die Miene der gefallnen<lb/>
Engel, deren Ange&#x017F;ichter ein&#x017F;t von der Gott-<lb/>
heit beleuchtet wurden, und die nun ein du&#x0364;-<lb/>
&#x017F;trer Schleier deckt.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Fau&#x017F;t</hi>. <hi rendition="#g">er&#x017F;taunt</hi>. I&#x017F;t der Men&#x017F;ch denn<lb/>
u&#x0364;berall zu Hau&#x017F;e? &#x2014; Wer bi&#x017F;t du?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Teufel</hi>. Ich bin ein Fu&#x0364;r&#x017F;t der Ho&#x0364;lle, und<lb/>
komme, weil dein ma&#x0364;chtiger Ruf mich<lb/>
zwingt.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Fau&#x017F;t</hi>. Ein Fu&#x0364;r&#x017F;t der Ho&#x0364;lle unter die&#x017F;er<lb/>
Maske? unter der Ge&#x017F;talt des Men&#x017F;chen?<lb/>
Ich wollte einen Teufel haben, und keinen<lb/>
meines Ge&#x017F;chlechts.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">D 5</fw>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Teu-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[57/0068] zwoſchwarzen Braunen hervor, zwiſchen wel- chen Bitterkeit, Haß, Groll, Schmerz und Hohn, dicke Falten zuſammengerollt hatten. Dieſe Furchen verlohren ſich in einer glatten, hellen, hochgewoͤlbten Stirne, die mit dem Merkzeichen der Hoͤlle, zwiſchen den Augen, ſehr abſtach. Eine feingebildete Adlernaſe zog ſich gegen einen Mund, der nur zu dem Genuß der Unſterblichen gebildet zu ſeyn ſchien. Er hatte die Miene der gefallnen Engel, deren Angeſichter einſt von der Gott- heit beleuchtet wurden, und die nun ein duͤ- ſtrer Schleier deckt. Fauſt. erſtaunt. Iſt der Menſch denn uͤberall zu Hauſe? — Wer biſt du? Teufel. Ich bin ein Fuͤrſt der Hoͤlle, und komme, weil dein maͤchtiger Ruf mich zwingt. Fauſt. Ein Fuͤrſt der Hoͤlle unter dieſer Maske? unter der Geſtalt des Menſchen? Ich wollte einen Teufel haben, und keinen meines Geſchlechts. Teu- D 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/68
Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/68>, abgerufen am 04.05.2024.