"recht verstehe, so deuten sie auf die Grund- "stützen der in Gesellschaft gesammelten "Menschen, und jede derselben behauptet "ihren Ursprung vom Himmel? Ist ihr Vor- "geben Betrug, warum leidet der schmähli- "che Strafe, welcher sie antastet? deuten "sie auf Mißbrauch -- wie dann? so ist "alles Mißbrauch unter der Sonne, so soll "es so seyn, und mein Unwille ist gerecht. "Ist es nicht das Werk eines Höhern, den "wir nicht befragen können, der uns nichts "enthüllt hat? Warum erlagen so viele "Tausende der Wuth dieser Ungeheuer? "Konnte, wollte sie der Genius nicht alle "bergen? Sind einige vorher bestimmt, als "Opfer für die andern zu fallen? Wer steht "mir dafür, daß ich nicht einer von denen "bin und seyn muß, den das Loos der Ver- "werfung bey der Entstehung getroffen? "Mußten es diese mit ihrem Leben erkaufen, "damit jene im Triumph einzögen, und der "Ruhe genößen? Was haben die Unglück- "lichen verschuldet? Was die verschuldet,
"die
„recht verſtehe, ſo deuten ſie auf die Grund- „ſtuͤtzen der in Geſellſchaft geſammelten „Menſchen, und jede derſelben behauptet „ihren Urſprung vom Himmel? Iſt ihr Vor- „geben Betrug, warum leidet der ſchmaͤhli- „che Strafe, welcher ſie antaſtet? deuten „ſie auf Mißbrauch — wie dann? ſo iſt „alles Mißbrauch unter der Sonne, ſo ſoll „es ſo ſeyn, und mein Unwille iſt gerecht. „Iſt es nicht das Werk eines Hoͤhern, den „wir nicht befragen koͤnnen, der uns nichts „enthuͤllt hat? Warum erlagen ſo viele „Tauſende der Wuth dieſer Ungeheuer? „Konnte, wollte ſie der Genius nicht alle „bergen? Sind einige vorher beſtimmt, als „Opfer fuͤr die andern zu fallen? Wer ſteht „mir dafuͤr, daß ich nicht einer von denen „bin und ſeyn muß, den das Loos der Ver- „werfung bey der Entſtehung getroffen? „Mußten es dieſe mit ihrem Leben erkaufen, „damit jene im Triumph einzoͤgen, und der „Ruhe genoͤßen? Was haben die Ungluͤck- „lichen verſchuldet? Was die verſchuldet,
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„recht verſtehe, ſo deuten ſie auf die Grund-
„ſtuͤtzen der in Geſellſchaft geſammelten
„Menſchen, und jede derſelben behauptet
„ihren Urſprung vom Himmel? Iſt ihr Vor-
„geben Betrug, warum leidet der ſchmaͤhli-
„che Strafe, welcher ſie antaſtet? deuten
„ſie auf Mißbrauch — wie dann? ſo iſt
„alles Mißbrauch unter der Sonne, ſo ſoll
„es ſo ſeyn, und mein Unwille iſt gerecht.
„Iſt es nicht das Werk eines Hoͤhern, den
„wir nicht befragen koͤnnen, der uns nichts
„enthuͤllt hat? Warum erlagen ſo viele
„Tauſende der Wuth dieſer Ungeheuer?
„Konnte, wollte ſie der Genius nicht alle
„bergen? Sind einige vorher beſtimmt, als
„Opfer fuͤr die andern zu fallen? Wer ſteht
„mir dafuͤr, daß ich nicht einer von denen
„bin und ſeyn muß, den das Loos der Ver-
„werfung bey der Entſtehung getroffen?
„Mußten es dieſe mit ihrem Leben erkaufen,
„damit jene im Triumph einzoͤgen, und der
„Ruhe genoͤßen? Was haben die Ungluͤck-
„lichen verſchuldet? Was die verſchuldet,
„die
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/378>, abgerufen am 22.11.2024.
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