zeugen des Krieges bewaffnet. Der zweyte Heerführer war eine erhabene Matrone, de- ren sanfte Züge und edle Gestalt unter einem Priestergewand versteckt waren. Auf ihrer Rechten gieng ein hagres Gespenst, mit bli- zenden Augen, der Aberglauben, mit einem Bogen, der aus Knochen der Todten gebil- det und zusammengesezt war, und mit ei- nem Köcher voll giftiger Pfeile bewaffnet. Auf ihrer Linken schwebte eine wilde, phan- tastisch gekleidete Gestalt, die Schwärmerey, die eine brennende Fackel führte; beyde drohten unter scheußlichen Verzerrungen des Gesichts, und führten als gefangne Sela- vin die edle Matrone an Ketten. Vor ih- nen her gieng die Herrschsucht, auf ihrem Haupte eine dreyfache Krone, in der Hand einen Bischofsstab, und auf ihrer Brust schimmerten die Worte: Religion! Der Aberglauben und die Schwärmerey erwar- teten mit Ungeduld das Zeichen von dieser, dem Drang ihrer Wuth, die sie kaum hal- ten konnten, folgen zu dürfen. Ihr Heer
war
zeugen des Krieges bewaffnet. Der zweyte Heerfuͤhrer war eine erhabene Matrone, de- ren ſanfte Zuͤge und edle Geſtalt unter einem Prieſtergewand verſteckt waren. Auf ihrer Rechten gieng ein hagres Geſpenſt, mit bli- zenden Augen, der Aberglauben, mit einem Bogen, der aus Knochen der Todten gebil- det und zuſammengeſezt war, und mit ei- nem Koͤcher voll giftiger Pfeile bewaffnet. Auf ihrer Linken ſchwebte eine wilde, phan- taſtiſch gekleidete Geſtalt, die Schwaͤrmerey, die eine brennende Fackel fuͤhrte; beyde drohten unter ſcheußlichen Verzerrungen des Geſichts, und fuͤhrten als gefangne Sela- vin die edle Matrone an Ketten. Vor ih- nen her gieng die Herrſchſucht, auf ihrem Haupte eine dreyfache Krone, in der Hand einen Biſchofsſtab, und auf ihrer Bruſt ſchimmerten die Worte: Religion! Der Aberglauben und die Schwaͤrmerey erwar- teten mit Ungeduld das Zeichen von dieſer, dem Drang ihrer Wuth, die ſie kaum hal- ten konnten, folgen zu duͤrfen. Ihr Heer
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zeugen des Krieges bewaffnet. Der zweyte
Heerfuͤhrer war eine erhabene Matrone, de-
ren ſanfte Zuͤge und edle Geſtalt unter einem
Prieſtergewand verſteckt waren. Auf ihrer
Rechten gieng ein hagres Geſpenſt, mit bli-
zenden Augen, der Aberglauben, mit einem
Bogen, der aus Knochen der Todten gebil-
det und zuſammengeſezt war, und mit ei-
nem Koͤcher voll giftiger Pfeile bewaffnet.
Auf ihrer Linken ſchwebte eine wilde, phan-
taſtiſch gekleidete Geſtalt, die Schwaͤrmerey,
die eine brennende Fackel fuͤhrte; beyde
drohten unter ſcheußlichen Verzerrungen des
Geſichts, und fuͤhrten als gefangne Sela-
vin die edle Matrone an Ketten. Vor ih-
nen her gieng die Herrſchſucht, auf ihrem
Haupte eine dreyfache Krone, in der Hand
einen Biſchofsſtab, und auf ihrer Bruſt
ſchimmerten die Worte: Religion! Der
Aberglauben und die Schwaͤrmerey erwar-
teten mit Ungeduld das Zeichen von dieſer,
dem Drang ihrer Wuth, die ſie kaum hal-
ten konnten, folgen zu duͤrfen. Ihr Heer
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/371>, abgerufen am 21.11.2024.
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