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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

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Maskerade beyzuwohnen, wozu alle Großen
Roms eingeladen waren, die Vorstellung
der Siege Cäsars anzusehen, die Borgia als
Vorbedeutung der seinigen aufführen ließ.
Bald darauf sezte er sich mit seinem Heere
in Marsch, und nach einigen Monaten
stahl der Teufel dem Papst folgenden Brief
aus der Tasche, den er Fausten zu lesen
übergab:

Heiliger Vater!

Ich küße Ew. Heiligkeit Füsse. Sieg
und Glück haben mich begleitet, und ich
ziehe sie hinter mir her wie meine Sclaven.
Ich hoffe, Cäsar ist nun seines Namens
würdig, denn auch ich kann sagen: ich kam,
sah, und siegte
. Der Herzog von Urbino
ist in die Schlinge gefallen, die ich ihm ge-
legt habe. Vermöge des Breves Ew. Hei-
ligkeit bat ich ihn um seine Artillerie, un-
ter dem Vorwand, Eure Feinde zu bekrie-
gen. Von allen den Gunstbezeigungen, wo-
mit wir ihm geschmeichelt haben, verblendet,

schickte

Maskerade beyzuwohnen, wozu alle Großen
Roms eingeladen waren, die Vorſtellung
der Siege Caͤſars anzuſehen, die Borgia als
Vorbedeutung der ſeinigen auffuͤhren ließ.
Bald darauf ſezte er ſich mit ſeinem Heere
in Marſch, und nach einigen Monaten
ſtahl der Teufel dem Papſt folgenden Brief
aus der Taſche, den er Fauſten zu leſen
uͤbergab:

Heiliger Vater!

Ich kuͤße Ew. Heiligkeit Fuͤſſe. Sieg
und Gluͤck haben mich begleitet, und ich
ziehe ſie hinter mir her wie meine Sclaven.
Ich hoffe, Caͤſar iſt nun ſeines Namens
wuͤrdig, denn auch ich kann ſagen: ich kam,
ſah, und ſiegte
. Der Herzog von Urbino
iſt in die Schlinge gefallen, die ich ihm ge-
legt habe. Vermoͤge des Breves Ew. Hei-
ligkeit bat ich ihn um ſeine Artillerie, un-
ter dem Vorwand, Eure Feinde zu bekrie-
gen. Von allen den Gunſtbezeigungen, wo-
mit wir ihm geſchmeichelt haben, verblendet,

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[335/0346] Maskerade beyzuwohnen, wozu alle Großen Roms eingeladen waren, die Vorſtellung der Siege Caͤſars anzuſehen, die Borgia als Vorbedeutung der ſeinigen auffuͤhren ließ. Bald darauf ſezte er ſich mit ſeinem Heere in Marſch, und nach einigen Monaten ſtahl der Teufel dem Papſt folgenden Brief aus der Taſche, den er Fauſten zu leſen uͤbergab: Heiliger Vater! Ich kuͤße Ew. Heiligkeit Fuͤſſe. Sieg und Gluͤck haben mich begleitet, und ich ziehe ſie hinter mir her wie meine Sclaven. Ich hoffe, Caͤſar iſt nun ſeines Namens wuͤrdig, denn auch ich kann ſagen: ich kam, ſah, und ſiegte. Der Herzog von Urbino iſt in die Schlinge gefallen, die ich ihm ge- legt habe. Vermoͤge des Breves Ew. Hei- ligkeit bat ich ihn um ſeine Artillerie, un- ter dem Vorwand, Eure Feinde zu bekrie- gen. Von allen den Gunſtbezeigungen, wo- mit wir ihm geſchmeichelt haben, verblendet, ſchickte

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Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/346>, abgerufen am 26.05.2024.