Tyranney, der sie ärger als ein Sterbli- cher haßte, ihr durch sein Werk einen tödt- lichen Streich beyzubringen suchte, und das verblendete Volk ließ sich von ihren Betrü- gern so betäuben, daß sie ihren Arzt als ei- nen Vergifter ansahen. So gieng es auch hier; die Mandragola wurde beklatscht, er- gözte viele Abende den päpstlichen Hof, und keiner, außer dem Teufel und Faust merkte, daß die Satyre Machiavells, durch den Bey- fall des Papsts und der ganzen Klerisey, um so giftiger wurde. Faust hörte von dem Papst, den Kardinälen, Nonnen und Da- men, Dinge beklatschen und preisen, die nach seiner Meinung selbst die üppigen rö- mischen Kaiser nicht auf der Bühne würden geduldet haben. Aber dieses Staunen wur- de bald von lebhaftern Scenen verdrängt, und er merkte, daß die Thaten Alexanders und seiner Bastarde, alles übertrafen, was die Geschichte zur Schande der Menschheit aufgezeichnet hat. Lucretia, welcher ihn seine reiche Geschenke noch mehr als sein
kraft-
Tyranney, der ſie aͤrger als ein Sterbli- cher haßte, ihr durch ſein Werk einen toͤdt- lichen Streich beyzubringen ſuchte, und das verblendete Volk ließ ſich von ihren Betruͤ- gern ſo betaͤuben, daß ſie ihren Arzt als ei- nen Vergifter anſahen. So gieng es auch hier; die Mandragola wurde beklatſcht, er- goͤzte viele Abende den paͤpſtlichen Hof, und keiner, außer dem Teufel und Fauſt merkte, daß die Satyre Machiavells, durch den Bey- fall des Papſts und der ganzen Kleriſey, um ſo giftiger wurde. Fauſt hoͤrte von dem Papſt, den Kardinaͤlen, Nonnen und Da- men, Dinge beklatſchen und preiſen, die nach ſeiner Meinung ſelbſt die uͤppigen roͤ- miſchen Kaiſer nicht auf der Buͤhne wuͤrden geduldet haben. Aber dieſes Staunen wur- de bald von lebhaftern Scenen verdraͤngt, und er merkte, daß die Thaten Alexanders und ſeiner Baſtarde, alles uͤbertrafen, was die Geſchichte zur Schande der Menſchheit aufgezeichnet hat. Lucretia, welcher ihn ſeine reiche Geſchenke noch mehr als ſein
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Tyranney, der ſie aͤrger als ein Sterbli-
cher haßte, ihr durch ſein Werk einen toͤdt-
lichen Streich beyzubringen ſuchte, und das
verblendete Volk ließ ſich von ihren Betruͤ-
gern ſo betaͤuben, daß ſie ihren Arzt als ei-
nen Vergifter anſahen. So gieng es auch
hier; die Mandragola wurde beklatſcht, er-
goͤzte viele Abende den paͤpſtlichen Hof, und
keiner, außer dem Teufel und Fauſt merkte,
daß die Satyre Machiavells, durch den Bey-
fall des Papſts und der ganzen Kleriſey, um
ſo giftiger wurde. Fauſt hoͤrte von dem
Papſt, den Kardinaͤlen, Nonnen und Da-
men, Dinge beklatſchen und preiſen, die
nach ſeiner Meinung ſelbſt die uͤppigen roͤ-
miſchen Kaiſer nicht auf der Buͤhne wuͤrden
geduldet haben. Aber dieſes Staunen wur-
de bald von lebhaftern Scenen verdraͤngt,
und er merkte, daß die Thaten Alexanders
und ſeiner Baſtarde, alles uͤbertrafen, was
die Geſchichte zur Schande der Menſchheit
aufgezeichnet hat. Lucretia, welcher ihn
ſeine reiche Geſchenke noch mehr als ſein
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/317>, abgerufen am 23.11.2024.
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