maligen Königin der Welt, füllten sie bald mit andern und niedrigern Gegenständen. Auf des Teufels Rath, kündigten sie sich als teutsche Edelleute an, die die Herrlich- keit Roms nach Italien gezogen, ihr Staat, Gefolge und Aufwand aber, ließ mehr hin- ter ihnen vermuthen. Die Aebte, Mönche, Matronen, Kuppler, Kupplerinnen, Char- latane und Pantalons, drängten sich zu ihnen, und trugen ihnen ihre Dienste in dem Augenblick an, als das Gerücht ihrer An- kunft, durch alle die Zünfte derer erscholl, die das bequeme Handwerk ergriffen haben, von den Lastern und Thorheiten der Men- schen zu leben. Sie trugen ihnen ihre Schwestern, Töchter, ihre Weiber und Ver- wandten an, mahlten ihre Reize und Vor- züge mit so feuriger Beredsamkeit, daß der von allen Seiten bestürmte Faust nicht wuß- te, wo er angreifen sollte. Da diese Kup- peley auf die poßirlichste Art, mit dem Ge- wand der zügellosen Ueppigkeit und der strengen Religion zugleich bekleidet war, so
dünkte
maligen Koͤnigin der Welt, fuͤllten ſie bald mit andern und niedrigern Gegenſtaͤnden. Auf des Teufels Rath, kuͤndigten ſie ſich als teutſche Edelleute an, die die Herrlich- keit Roms nach Italien gezogen, ihr Staat, Gefolge und Aufwand aber, ließ mehr hin- ter ihnen vermuthen. Die Aebte, Moͤnche, Matronen, Kuppler, Kupplerinnen, Char- latane und Pantalons, draͤngten ſich zu ihnen, und trugen ihnen ihre Dienſte in dem Augenblick an, als das Geruͤcht ihrer An- kunft, durch alle die Zuͤnfte derer erſcholl, die das bequeme Handwerk ergriffen haben, von den Laſtern und Thorheiten der Men- ſchen zu leben. Sie trugen ihnen ihre Schweſtern, Toͤchter, ihre Weiber und Ver- wandten an, mahlten ihre Reize und Vor- zuͤge mit ſo feuriger Beredſamkeit, daß der von allen Seiten beſtuͤrmte Fauſt nicht wuß- te, wo er angreifen ſollte. Da dieſe Kup- peley auf die poßirlichſte Art, mit dem Ge- wand der zuͤgelloſen Ueppigkeit und der ſtrengen Religion zugleich bekleidet war, ſo
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maligen Koͤnigin der Welt, fuͤllten ſie bald
mit andern und niedrigern Gegenſtaͤnden.
Auf des Teufels Rath, kuͤndigten ſie ſich
als teutſche Edelleute an, die die Herrlich-
keit Roms nach Italien gezogen, ihr Staat,
Gefolge und Aufwand aber, ließ mehr hin-
ter ihnen vermuthen. Die Aebte, Moͤnche,
Matronen, Kuppler, Kupplerinnen, Char-
latane und Pantalons, draͤngten ſich zu
ihnen, und trugen ihnen ihre Dienſte in dem
Augenblick an, als das Geruͤcht ihrer An-
kunft, durch alle die Zuͤnfte derer erſcholl,
die das bequeme Handwerk ergriffen haben,
von den Laſtern und Thorheiten der Men-
ſchen zu leben. Sie trugen ihnen ihre
Schweſtern, Toͤchter, ihre Weiber und Ver-
wandten an, mahlten ihre Reize und Vor-
zuͤge mit ſo feuriger Beredſamkeit, daß der
von allen Seiten beſtuͤrmte Fauſt nicht wuß-
te, wo er angreifen ſollte. Da dieſe Kup-
peley auf die poßirlichſte Art, mit dem Ge-
wand der zuͤgelloſen Ueppigkeit und der
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/313>, abgerufen am 24.11.2024.
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