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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

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Der Vater schlich indessen mit dem Gold-
sack und einer Lampe, heimlich nach seinem,
jedermann unbekannten Gewölbe. Das
Herz klopfte ihm vor Freude, einen Sack zu
füllen, und endlich die Summe seines Scha-
tzes zu runden. Aus Furcht belauscht zu
werden, und im Taumel der Freude, schlug
er die Thüre hinter sich hastig zu, ohne den
Schlüssel abgezogen, und zu sich gesteckt zu
haben. Die Lampe verlosch durch den hef-
tigen Schlag, und er sah sich auf einmal
mit seinem Golde auf dem Arme, in dik-
ker Finsterniß. Die Luft im Gewölbe war
schwer und dumpfigt, und drückte bald auf
seine Brust. Nun ward er erst gewahr,
daß er den Schlüssel außen gelassen hatte,
und Todesangst schoß kalt durch sein Herz.
Noch hatte er Kraft und Instinkt genug,
seinen Kasten zu finden, er legte das Gold
hinein, kroch tappend zu der Thüre zurück,
und überlegte ob er klopfen oder schreyen
sollte. Es entstund ein peinlicher Kampf
in seiner Seele, er war in Gefahr, sein Ge-

heimniß

Der Vater ſchlich indeſſen mit dem Gold-
ſack und einer Lampe, heimlich nach ſeinem,
jedermann unbekannten Gewoͤlbe. Das
Herz klopfte ihm vor Freude, einen Sack zu
fuͤllen, und endlich die Summe ſeines Scha-
tzes zu runden. Aus Furcht belauſcht zu
werden, und im Taumel der Freude, ſchlug
er die Thuͤre hinter ſich haſtig zu, ohne den
Schluͤſſel abgezogen, und zu ſich geſteckt zu
haben. Die Lampe verloſch durch den hef-
tigen Schlag, und er ſah ſich auf einmal
mit ſeinem Golde auf dem Arme, in dik-
ker Finſterniß. Die Luft im Gewoͤlbe war
ſchwer und dumpfigt, und druͤckte bald auf
ſeine Bruſt. Nun ward er erſt gewahr,
daß er den Schluͤſſel außen gelaſſen hatte,
und Todesangſt ſchoß kalt durch ſein Herz.
Noch hatte er Kraft und Inſtinkt genug,
ſeinen Kaſten zu finden, er legte das Gold
hinein, kroch tappend zu der Thuͤre zuruͤck,
und uͤberlegte ob er klopfen oder ſchreyen
ſollte. Es entſtund ein peinlicher Kampf
in ſeiner Seele, er war in Gefahr, ſein Ge-

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[268/0279] Der Vater ſchlich indeſſen mit dem Gold- ſack und einer Lampe, heimlich nach ſeinem, jedermann unbekannten Gewoͤlbe. Das Herz klopfte ihm vor Freude, einen Sack zu fuͤllen, und endlich die Summe ſeines Scha- tzes zu runden. Aus Furcht belauſcht zu werden, und im Taumel der Freude, ſchlug er die Thuͤre hinter ſich haſtig zu, ohne den Schluͤſſel abgezogen, und zu ſich geſteckt zu haben. Die Lampe verloſch durch den hef- tigen Schlag, und er ſah ſich auf einmal mit ſeinem Golde auf dem Arme, in dik- ker Finſterniß. Die Luft im Gewoͤlbe war ſchwer und dumpfigt, und druͤckte bald auf ſeine Bruſt. Nun ward er erſt gewahr, daß er den Schluͤſſel außen gelaſſen hatte, und Todesangſt ſchoß kalt durch ſein Herz. Noch hatte er Kraft und Inſtinkt genug, ſeinen Kaſten zu finden, er legte das Gold hinein, kroch tappend zu der Thuͤre zuruͤck, und uͤberlegte ob er klopfen oder ſchreyen ſollte. Es entſtund ein peinlicher Kampf in ſeiner Seele, er war in Gefahr, ſein Ge- heimniß

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Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/279>, abgerufen am 25.11.2024.