Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

"Erden herrschte." Wer mag den Unsinn
ausführen? So giengen sie nach der Schen-
ke, versoffen einen Theil des Blutgelds, und
sparten den andern auf, dem König die Ter-
mine zu bezahlen.

Der Teufel sah Fausten höhnisch an:
"Zweifelst du noch, ob dir der Edelmann
"die Tochter verkaufen wird, die du doch
"wenigstens nicht fressen wirst?"

Faust. Bey der schwarzen Hölle, die mir
in diesem Augenblick ein Paradies gegen die
Erde zu seyn scheint, ich will von nun an
allen meinen Begierden den Zügel schießen
lassen, und bey Zerstörung und Verwüstung
glauben, ich arbeitete in dem Sinn dessen,
der die Menschen so ungeheuer geschaffen
hat. Eile, kaufe ihm die Tochter ab, sie
ist der Zerstörung geweiht, wie alles, was
Othem hat.

Dieses war die Laune, worin der Teufel
Fausten längst zu sehen wünschte, um ihn
zum Ziel zu fördern, und der lästigen Bür-
de los zu werden, der Sclave eines so ver-

ächtli-

„Erden herrſchte.“ Wer mag den Unſinn
ausfuͤhren? So giengen ſie nach der Schen-
ke, verſoffen einen Theil des Blutgelds, und
ſparten den andern auf, dem Koͤnig die Ter-
mine zu bezahlen.

Der Teufel ſah Fauſten hoͤhniſch an:
„Zweifelſt du noch, ob dir der Edelmann
„die Tochter verkaufen wird, die du doch
„wenigſtens nicht freſſen wirſt?“

Fauſt. Bey der ſchwarzen Hoͤlle, die mir
in dieſem Augenblick ein Paradies gegen die
Erde zu ſeyn ſcheint, ich will von nun an
allen meinen Begierden den Zuͤgel ſchießen
laſſen, und bey Zerſtoͤrung und Verwuͤſtung
glauben, ich arbeitete in dem Sinn deſſen,
der die Menſchen ſo ungeheuer geſchaffen
hat. Eile, kaufe ihm die Tochter ab, ſie
iſt der Zerſtoͤrung geweiht, wie alles, was
Othem hat.

Dieſes war die Laune, worin der Teufel
Fauſten laͤngſt zu ſehen wuͤnſchte, um ihn
zum Ziel zu foͤrdern, und der laͤſtigen Buͤr-
de los zu werden, der Sclave eines ſo ver-

aͤchtli-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0277" n="266"/>
&#x201E;Erden herr&#x017F;chte.&#x201C; Wer mag den Un&#x017F;inn<lb/>
ausfu&#x0364;hren? So giengen &#x017F;ie nach der Schen-<lb/>
ke, ver&#x017F;offen einen Theil des Blutgelds, und<lb/>
&#x017F;parten den andern auf, dem Ko&#x0364;nig die Ter-<lb/>
mine zu bezahlen.</p><lb/>
          <p>Der Teufel &#x017F;ah Fau&#x017F;ten ho&#x0364;hni&#x017F;ch an:<lb/>
&#x201E;Zweifel&#x017F;t du noch, ob dir der Edelmann<lb/>
&#x201E;die Tochter verkaufen wird, die du doch<lb/>
&#x201E;wenig&#x017F;tens nicht fre&#x017F;&#x017F;en wir&#x017F;t?&#x201C;</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Fau&#x017F;t</hi>. Bey der &#x017F;chwarzen Ho&#x0364;lle, die mir<lb/>
in die&#x017F;em Augenblick ein Paradies gegen die<lb/>
Erde zu &#x017F;eyn &#x017F;cheint, ich will von nun an<lb/>
allen meinen Begierden den Zu&#x0364;gel &#x017F;chießen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en, und bey Zer&#x017F;to&#x0364;rung und Verwu&#x0364;&#x017F;tung<lb/>
glauben, ich arbeitete in dem Sinn de&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
der die Men&#x017F;chen &#x017F;o ungeheuer ge&#x017F;chaffen<lb/>
hat. Eile, kaufe ihm die Tochter ab, &#x017F;ie<lb/>
i&#x017F;t der Zer&#x017F;to&#x0364;rung geweiht, wie alles, was<lb/>
Othem hat.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;es war die Laune, worin der Teufel<lb/>
Fau&#x017F;ten la&#x0364;ng&#x017F;t zu &#x017F;ehen wu&#x0364;n&#x017F;chte, um ihn<lb/>
zum Ziel zu fo&#x0364;rdern, und der la&#x0364;&#x017F;tigen Bu&#x0364;r-<lb/>
de los zu werden, der Sclave eines &#x017F;o ver-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">a&#x0364;chtli-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[266/0277] „Erden herrſchte.“ Wer mag den Unſinn ausfuͤhren? So giengen ſie nach der Schen- ke, verſoffen einen Theil des Blutgelds, und ſparten den andern auf, dem Koͤnig die Ter- mine zu bezahlen. Der Teufel ſah Fauſten hoͤhniſch an: „Zweifelſt du noch, ob dir der Edelmann „die Tochter verkaufen wird, die du doch „wenigſtens nicht freſſen wirſt?“ Fauſt. Bey der ſchwarzen Hoͤlle, die mir in dieſem Augenblick ein Paradies gegen die Erde zu ſeyn ſcheint, ich will von nun an allen meinen Begierden den Zuͤgel ſchießen laſſen, und bey Zerſtoͤrung und Verwuͤſtung glauben, ich arbeitete in dem Sinn deſſen, der die Menſchen ſo ungeheuer geſchaffen hat. Eile, kaufe ihm die Tochter ab, ſie iſt der Zerſtoͤrung geweiht, wie alles, was Othem hat. Dieſes war die Laune, worin der Teufel Fauſten laͤngſt zu ſehen wuͤnſchte, um ihn zum Ziel zu foͤrdern, und der laͤſtigen Buͤr- de los zu werden, der Sclave eines ſo ver- aͤchtli-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/277
Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/277>, abgerufen am 18.05.2024.