"Fahre in den Pallast, und erwürge mir "den, der mit der Tugend ein Spiel treibt! "Vernichte den, der Verräther belohnt, und "den Gerechten wissend zertritt! Räche in "meinem Namen die Menschheit an ihm."
Teufel. Faust du greifst der Rache des Rächers vor!
Faust. Seine Rache schläft, und der Ge- rechte leidet; ich will den vertilgt sehen, der die Maske der Tugend trägt.
Teufel. So gebiete mir die Pest über die Erde zu hauchen, daß das ganze Menschen- geschlecht hinsterbe. Was soll aus ihnen werden, wenn dein Wahnsinn dauert. Du wirst nur die Hölle bevölkern, und alles wird seinen Gang gehen wie vor.
Faust. Hämischer Teufel, du möchtest ihn retten, daß er der Greuel noch mehr begehen kann; freylich, Fürsten seines Glei- chen verdienen den Schutz der Hölle, denn sie machen auf Erden die Tugend verdäch- tig, da sie das Laster belohnen. Er soll
sterben,
„Fahre in den Pallaſt, und erwuͤrge mir „den, der mit der Tugend ein Spiel treibt! „Vernichte den, der Verraͤther belohnt, und „den Gerechten wiſſend zertritt! Raͤche in „meinem Namen die Menſchheit an ihm.“
Teufel. Fauſt du greifſt der Rache des Raͤchers vor!
Fauſt. Seine Rache ſchlaͤft, und der Ge- rechte leidet; ich will den vertilgt ſehen, der die Maske der Tugend traͤgt.
Teufel. So gebiete mir die Peſt uͤber die Erde zu hauchen, daß das ganze Menſchen- geſchlecht hinſterbe. Was ſoll aus ihnen werden, wenn dein Wahnſinn dauert. Du wirſt nur die Hoͤlle bevoͤlkern, und alles wird ſeinen Gang gehen wie vor.
Fauſt. Haͤmiſcher Teufel, du moͤchteſt ihn retten, daß er der Greuel noch mehr begehen kann; freylich, Fuͤrſten ſeines Glei- chen verdienen den Schutz der Hoͤlle, denn ſie machen auf Erden die Tugend verdaͤch- tig, da ſie das Laſter belohnen. Er ſoll
ſterben,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0211"n="200"/><p>„Fahre in den Pallaſt, und erwuͤrge mir<lb/>„den, der mit der Tugend ein Spiel treibt!<lb/>„Vernichte den, der Verraͤther belohnt, und<lb/>„den Gerechten wiſſend zertritt! Raͤche in<lb/>„meinem Namen die Menſchheit an ihm.“</p><lb/><p><hirendition="#fr">Teufel</hi>. Fauſt du greifſt der Rache des<lb/>
Raͤchers vor!</p><lb/><p><hirendition="#fr">Fauſt</hi>. Seine Rache ſchlaͤft, und der Ge-<lb/>
rechte leidet; ich will den vertilgt ſehen, der<lb/>
die Maske der Tugend traͤgt.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Teufel</hi>. So gebiete mir die Peſt uͤber die<lb/>
Erde zu hauchen, daß das ganze Menſchen-<lb/>
geſchlecht hinſterbe. Was ſoll aus ihnen<lb/>
werden, wenn dein Wahnſinn dauert. Du<lb/>
wirſt nur die Hoͤlle bevoͤlkern, und alles<lb/>
wird ſeinen Gang gehen wie vor.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Fauſt</hi>. Haͤmiſcher Teufel, du moͤchteſt<lb/>
ihn retten, daß er der Greuel noch mehr<lb/>
begehen kann; freylich, Fuͤrſten ſeines Glei-<lb/>
chen verdienen den Schutz der Hoͤlle, denn<lb/>ſie machen auf Erden die Tugend verdaͤch-<lb/>
tig, da ſie das Laſter belohnen. Er ſoll<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſterben,</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[200/0211]
„Fahre in den Pallaſt, und erwuͤrge mir
„den, der mit der Tugend ein Spiel treibt!
„Vernichte den, der Verraͤther belohnt, und
„den Gerechten wiſſend zertritt! Raͤche in
„meinem Namen die Menſchheit an ihm.“
Teufel. Fauſt du greifſt der Rache des
Raͤchers vor!
Fauſt. Seine Rache ſchlaͤft, und der Ge-
rechte leidet; ich will den vertilgt ſehen, der
die Maske der Tugend traͤgt.
Teufel. So gebiete mir die Peſt uͤber die
Erde zu hauchen, daß das ganze Menſchen-
geſchlecht hinſterbe. Was ſoll aus ihnen
werden, wenn dein Wahnſinn dauert. Du
wirſt nur die Hoͤlle bevoͤlkern, und alles
wird ſeinen Gang gehen wie vor.
Fauſt. Haͤmiſcher Teufel, du moͤchteſt
ihn retten, daß er der Greuel noch mehr
begehen kann; freylich, Fuͤrſten ſeines Glei-
chen verdienen den Schutz der Hoͤlle, denn
ſie machen auf Erden die Tugend verdaͤch-
tig, da ſie das Laſter belohnen. Er ſoll
ſterben,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/211>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.