druckte lateinische Bibel zu verkaufen, um seine hungrige Kinder von dem gelösten Gelde zu sättigen. In seiner Vaterstadt hatte er nichts ausrichten können, weil damals der Erzbischof mit seinem Kapitul, in einen großen Krieg verwickelt war, und sich ganz Mainz in der größten Verwirrung befand. Die Ursache davon war folgende: Es hatte einem Domi- nikanermönch geträumt, er schliefe mit seinem Beichtkinde, der schönen Klara, einer weis- sen Nonne und Nichte des Erzbischofs. Morgens sollte er die heilige Messe lesen, er las sie, und empfieng ohngeachtet der sündlichen Nacht, den Leib des Herrn. Abends erzählt er, in der Begeisterung des Rheinweins, einem jungen Novizen seinen Traum. Der Traum kitzelte die Einbil- dungskraft des Novizen, er erzählte ihn mit einigen Zusätzen einem Mönche, und so lief er durch das ganze Kloster, verbrämt mit Greuel und lüsternen Bildern, bis er zu den Ohren des strengen Priors kam. Der heilige Mann, der den Pater Gebhardt, we-
gen
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druckte lateiniſche Bibel zu verkaufen, um ſeine hungrige Kinder von dem geloͤſten Gelde zu ſaͤttigen. In ſeiner Vaterſtadt hatte er nichts ausrichten koͤnnen, weil damals der Erzbiſchof mit ſeinem Kapitul, in einen großen Krieg verwickelt war, und ſich ganz Mainz in der groͤßten Verwirrung befand. Die Urſache davon war folgende: Es hatte einem Domi- nikanermoͤnch getraͤumt, er ſchliefe mit ſeinem Beichtkinde, der ſchoͤnen Klara, einer weiſ- ſen Nonne und Nichte des Erzbiſchofs. Morgens ſollte er die heilige Meſſe leſen, er las ſie, und empfieng ohngeachtet der ſuͤndlichen Nacht, den Leib des Herrn. Abends erzaͤhlt er, in der Begeiſterung des Rheinweins, einem jungen Novizen ſeinen Traum. Der Traum kitzelte die Einbil- dungskraft des Novizen, er erzaͤhlte ihn mit einigen Zuſaͤtzen einem Moͤnche, und ſo lief er durch das ganze Kloſter, verbraͤmt mit Greuel und luͤſternen Bildern, bis er zu den Ohren des ſtrengen Priors kam. Der heilige Mann, der den Pater Gebhardt, we-
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druckte lateiniſche Bibel zu verkaufen, um
ſeine hungrige Kinder von dem geloͤſten Gelde
zu ſaͤttigen. In ſeiner Vaterſtadt hatte er
nichts ausrichten koͤnnen, weil damals der
Erzbiſchof mit ſeinem Kapitul, in einen großen
Krieg verwickelt war, und ſich ganz Mainz in
der groͤßten Verwirrung befand. Die Urſache
davon war folgende: Es hatte einem Domi-
nikanermoͤnch getraͤumt, er ſchliefe mit ſeinem
Beichtkinde, der ſchoͤnen Klara, einer weiſ-
ſen Nonne und Nichte des Erzbiſchofs.
Morgens ſollte er die heilige Meſſe leſen,
er las ſie, und empfieng ohngeachtet der
ſuͤndlichen Nacht, den Leib des Herrn.
Abends erzaͤhlt er, in der Begeiſterung des
Rheinweins, einem jungen Novizen ſeinen
Traum. Der Traum kitzelte die Einbil-
dungskraft des Novizen, er erzaͤhlte ihn mit
einigen Zuſaͤtzen einem Moͤnche, und ſo
lief er durch das ganze Kloſter, verbraͤmt
mit Greuel und luͤſternen Bildern, bis er zu
den Ohren des ſtrengen Priors kam. Der
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/20>, abgerufen am 24.11.2024.
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