"Beweise sah, und in der Geschichte las; "ja bis zur Wuth entflammten sie mich, "und oft vergoß ich glühende Thränen, daß "ich mich unvermögend fühlte, die Leiden "der Menschheit zu rächen; zu meiner "Quaal erfuhr ich aus der Geschichte der "edlen Griechen und Römer, welche große "Ansprüche der Mensch auf Würde und Ach- "tung hat, wenn ihn die Tyrannen das "seyn lassen, wozu ihn die Natur gemacht "hat. Glaubt darum nicht, ich sey einer "der Thoren, welche die Freiheit dahinein "setzen, daß jeder thun kann was ihm ge- "fällt. Wohl weiß ich, daß die Kräfte des "Menschen verschieden sind, und ihre Lage "im bürgerlichen Leben bestimmen müssen; "aber da ich mich nach Gesetzen umsah, die "einem jeden diese Lage, sein Gut und seine "Person sicherten, so fand ich nichts als "ein wildes Chaos, das tyrannische Ge- "walt geflissentlich zusammengemischt hat, "um sich zum eigenmächtigen Herrn des "Glücks und des Daseyns der Unterthanen
"zu
„Beweiſe ſah, und in der Geſchichte las; „ja bis zur Wuth entflammten ſie mich, „und oft vergoß ich gluͤhende Thraͤnen, daß „ich mich unvermoͤgend fuͤhlte, die Leiden „der Menſchheit zu raͤchen; zu meiner „Quaal erfuhr ich aus der Geſchichte der „edlen Griechen und Roͤmer, welche große „Anſpruͤche der Menſch auf Wuͤrde und Ach- „tung hat, wenn ihn die Tyrannen das „ſeyn laſſen, wozu ihn die Natur gemacht „hat. Glaubt darum nicht, ich ſey einer „der Thoren, welche die Freiheit dahinein „ſetzen, daß jeder thun kann was ihm ge- „faͤllt. Wohl weiß ich, daß die Kraͤfte des „Menſchen verſchieden ſind, und ihre Lage „im buͤrgerlichen Leben beſtimmen muͤſſen; „aber da ich mich nach Geſetzen umſah, die „einem jeden dieſe Lage, ſein Gut und ſeine „Perſon ſicherten, ſo fand ich nichts als „ein wildes Chaos, das tyranniſche Ge- „walt gefliſſentlich zuſammengemiſcht hat, „um ſich zum eigenmaͤchtigen Herrn des „Gluͤcks und des Daſeyns der Unterthanen
„zu
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„Beweiſe ſah, und in der Geſchichte las;
„ja bis zur Wuth entflammten ſie mich,
„und oft vergoß ich gluͤhende Thraͤnen, daß
„ich mich unvermoͤgend fuͤhlte, die Leiden
„der Menſchheit zu raͤchen; zu meiner
„Quaal erfuhr ich aus der Geſchichte der
„edlen Griechen und Roͤmer, welche große
„Anſpruͤche der Menſch auf Wuͤrde und Ach-
„tung hat, wenn ihn die Tyrannen das
„ſeyn laſſen, wozu ihn die Natur gemacht
„hat. Glaubt darum nicht, ich ſey einer
„der Thoren, welche die Freiheit dahinein
„ſetzen, daß jeder thun kann was ihm ge-
„faͤllt. Wohl weiß ich, daß die Kraͤfte des
„Menſchen verſchieden ſind, und ihre Lage
„im buͤrgerlichen Leben beſtimmen muͤſſen;
„aber da ich mich nach Geſetzen umſah, die
„einem jeden dieſe Lage, ſein Gut und ſeine
„Perſon ſicherten, ſo fand ich nichts als
„ein wildes Chaos, das tyranniſche Ge-
„walt gefliſſentlich zuſammengemiſcht hat,
„um ſich zum eigenmaͤchtigen Herrn des
„Gluͤcks und des Daſeyns der Unterthanen
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/177>, abgerufen am 23.11.2024.
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