Faust. Ich denke, in seinem Herzen wohn[t] Ruhe, wie auf seiner Stirne, und preise ihn glücklich, daß er das nicht kennt, was mich dir verbunden hat. Ihm ist Glau- ben und Hoffnung Ersatz für alles das, um deßwillen ich der Verdammniß zueile; so scheint es wenigstens.
Teufel. Und scheint auch nur; wie wenn ich dir bewiese, daß dein Herz rein wie Gold gegen das seinige ist.
Faust. Teufel!
Teufel. Faust, du warst arm, verkannt, verachtet, und sahst dich mit deinen großen Fähigkeiten im Staub: du bist der Verach- tung als ein kraftvoller Mann, auf Gefahr deines eigenen Selbsts entsprungen, und warst nicht fähig, deine Noth mit dem Mord eines andern zu enden, wie dieser Heilige es thun würde, wenn ich ihn in Ver- suchung führte.
Faust. Merke ich doch den listigen Teu- fel! Ich darf dir nur befehlen, deine Kunst- stücke auszuüben, und du wirst die Sinne
dieses
Fauſt. Ich denke, in ſeinem Herzen wohn[t] Ruhe, wie auf ſeiner Stirne, und preiſe ihn gluͤcklich, daß er das nicht kennt, was mich dir verbunden hat. Ihm iſt Glau- ben und Hoffnung Erſatz fuͤr alles das, um deßwillen ich der Verdammniß zueile; ſo ſcheint es wenigſtens.
Teufel. Und ſcheint auch nur; wie wenn ich dir bewieſe, daß dein Herz rein wie Gold gegen das ſeinige iſt.
Fauſt. Teufel!
Teufel. Fauſt, du warſt arm, verkannt, verachtet, und ſahſt dich mit deinen großen Faͤhigkeiten im Staub: du biſt der Verach- tung als ein kraftvoller Mann, auf Gefahr deines eigenen Selbſts entſprungen, und warſt nicht faͤhig, deine Noth mit dem Mord eines andern zu enden, wie dieſer Heilige es thun wuͤrde, wenn ich ihn in Ver- ſuchung fuͤhrte.
Fauſt. Merke ich doch den liſtigen Teu- fel! Ich darf dir nur befehlen, deine Kunſt- ſtuͤcke auszuuͤben, und du wirſt die Sinne
dieſes
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Fauſt. Ich denke, in ſeinem Herzen wohnt
Ruhe, wie auf ſeiner Stirne, und preiſe
ihn gluͤcklich, daß er das nicht kennt, was
mich dir verbunden hat. Ihm iſt Glau-
ben und Hoffnung Erſatz fuͤr alles das, um
deßwillen ich der Verdammniß zueile; ſo
ſcheint es wenigſtens.
Teufel. Und ſcheint auch nur; wie wenn
ich dir bewieſe, daß dein Herz rein wie Gold
gegen das ſeinige iſt.
Fauſt. Teufel!
Teufel. Fauſt, du warſt arm, verkannt,
verachtet, und ſahſt dich mit deinen großen
Faͤhigkeiten im Staub: du biſt der Verach-
tung als ein kraftvoller Mann, auf Gefahr
deines eigenen Selbſts entſprungen, und
warſt nicht faͤhig, deine Noth mit dem
Mord eines andern zu enden, wie dieſer
Heilige es thun wuͤrde, wenn ich ihn in Ver-
ſuchung fuͤhrte.
Fauſt. Merke ich doch den liſtigen Teu-
fel! Ich darf dir nur befehlen, deine Kunſt-
ſtuͤcke auszuuͤben, und du wirſt die Sinne
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/122>, abgerufen am 24.11.2024.
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