Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

handel der Fürsten mit ihren Unterthanen,
Bauernschinderey, das ist euer Getreibs.
Ich muß dich auf eine Bühne führen, wo
die Leidenschaften etwas freyer würken,
und wo man zu großen Zwecken große Kräf-
te anwendet.

Faust. Und ich will dich zwingen, an
den moralischen Werth des Menschen zu
glauben, bevor wir mein Vaterland verlas-
sen, wenn wir sagen können, daß wir eins
haben. Nicht ferne lebt ein Fürst, den
ganz Teutschland als ein Muster der Tu-
gend und Gerechtigkeit preißt, diesen wol-
len wir besuchen und belauschen.

Topp, sagte der Teufel, ein solcher Mann
könnte auch mir um der Seltenheit gefallen.

Der Geist kam mit Fausts Geräthschaf-
ten an, sie schickten ihn nach Mainz voraus,
um in einer Herberge Quartier zu bestellen.
Faust wollte aus geheimen Absichten, die
der Teufel roch, bey einem Eremiten an der
Homburger Höhe übernachten, der weit
und breit im Geruch besondrer Heiligkeit

stund.

handel der Fuͤrſten mit ihren Unterthanen,
Bauernſchinderey, das iſt euer Getreibs.
Ich muß dich auf eine Buͤhne fuͤhren, wo
die Leidenſchaften etwas freyer wuͤrken,
und wo man zu großen Zwecken große Kraͤf-
te anwendet.

Fauſt. Und ich will dich zwingen, an
den moraliſchen Werth des Menſchen zu
glauben, bevor wir mein Vaterland verlaſ-
ſen, wenn wir ſagen koͤnnen, daß wir eins
haben. Nicht ferne lebt ein Fuͤrſt, den
ganz Teutſchland als ein Muſter der Tu-
gend und Gerechtigkeit preißt, dieſen wol-
len wir beſuchen und belauſchen.

Topp, ſagte der Teufel, ein ſolcher Mann
koͤnnte auch mir um der Seltenheit gefallen.

Der Geiſt kam mit Fauſts Geraͤthſchaf-
ten an, ſie ſchickten ihn nach Mainz voraus,
um in einer Herberge Quartier zu beſtellen.
Fauſt wollte aus geheimen Abſichten, die
der Teufel roch, bey einem Eremiten an der
Homburger Hoͤhe uͤbernachten, der weit
und breit im Geruch beſondrer Heiligkeit

ſtund.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0120" n="109"/>
handel der Fu&#x0364;r&#x017F;ten mit ihren Unterthanen,<lb/>
Bauern&#x017F;chinderey, das i&#x017F;t euer Getreibs.<lb/>
Ich muß dich auf eine Bu&#x0364;hne fu&#x0364;hren, wo<lb/>
die Leiden&#x017F;chaften etwas freyer wu&#x0364;rken,<lb/>
und wo man zu großen Zwecken große Kra&#x0364;f-<lb/>
te anwendet.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Fau&#x017F;t</hi>. Und ich will dich zwingen, an<lb/>
den morali&#x017F;chen Werth des Men&#x017F;chen zu<lb/>
glauben, bevor wir mein Vaterland verla&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, wenn wir &#x017F;agen ko&#x0364;nnen, daß wir eins<lb/>
haben. Nicht ferne lebt ein Fu&#x0364;r&#x017F;t, den<lb/>
ganz Teut&#x017F;chland als ein Mu&#x017F;ter der Tu-<lb/>
gend und Gerechtigkeit preißt, die&#x017F;en wol-<lb/>
len wir be&#x017F;uchen und belau&#x017F;chen.</p><lb/>
          <p>Topp, &#x017F;agte der Teufel, ein &#x017F;olcher Mann<lb/>
ko&#x0364;nnte auch mir um der Seltenheit gefallen.</p><lb/>
          <p>Der Gei&#x017F;t kam mit Fau&#x017F;ts Gera&#x0364;th&#x017F;chaf-<lb/>
ten an, &#x017F;ie &#x017F;chickten ihn nach Mainz voraus,<lb/>
um in einer Herberge Quartier zu be&#x017F;tellen.<lb/>
Fau&#x017F;t wollte aus geheimen Ab&#x017F;ichten, die<lb/>
der Teufel roch, bey einem Eremiten an der<lb/>
Homburger Ho&#x0364;he u&#x0364;bernachten, der weit<lb/>
und breit im Geruch be&#x017F;ondrer Heiligkeit<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;tund.</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[109/0120] handel der Fuͤrſten mit ihren Unterthanen, Bauernſchinderey, das iſt euer Getreibs. Ich muß dich auf eine Buͤhne fuͤhren, wo die Leidenſchaften etwas freyer wuͤrken, und wo man zu großen Zwecken große Kraͤf- te anwendet. Fauſt. Und ich will dich zwingen, an den moraliſchen Werth des Menſchen zu glauben, bevor wir mein Vaterland verlaſ- ſen, wenn wir ſagen koͤnnen, daß wir eins haben. Nicht ferne lebt ein Fuͤrſt, den ganz Teutſchland als ein Muſter der Tu- gend und Gerechtigkeit preißt, dieſen wol- len wir beſuchen und belauſchen. Topp, ſagte der Teufel, ein ſolcher Mann koͤnnte auch mir um der Seltenheit gefallen. Der Geiſt kam mit Fauſts Geraͤthſchaf- ten an, ſie ſchickten ihn nach Mainz voraus, um in einer Herberge Quartier zu beſtellen. Fauſt wollte aus geheimen Abſichten, die der Teufel roch, bey einem Eremiten an der Homburger Hoͤhe uͤbernachten, der weit und breit im Geruch beſondrer Heiligkeit ſtund.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/120
Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/120>, abgerufen am 23.11.2024.