Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805.zu schauen schien; endlich trieb ihn ein un- Beide Brüder schienen vor einander zu er- zu ſchauen ſchien; endlich trieb ihn ein un- Beide Bruͤder ſchienen vor einander zu er- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0086" n="84"/> zu ſchauen ſchien; endlich trieb ihn ein un-<lb/> widerſtehliches Heimweh nach Sevilla zuruͤck;<lb/> und der erſte der ihm dort begegnete, war<lb/> Ponce.</p><lb/> <p>Beide Bruͤder ſchienen vor einander zu er-<lb/> ſchrecken, denn beide waren einander fremd<lb/> bis zum Raͤthſel geworden. Juans Haͤrte war<lb/> verſchwunden und er ſtand ganz in Flammen<lb/> wie ein Vulkan, durch deſſen tauſendjaͤhrige<lb/> Schichten das innere Feuer ſich mit einemmale<lb/> Luft machte; aber in ſeiner Naͤhe ſchien es<lb/> jezt nur um ſo gefaͤhrlicher. Ponces ehmalige<lb/> Milde dagegen war zur Sproͤdigkeit geworden,<lb/> und er ſtand kalt neben dem gluͤhenden Bru-<lb/> der da, aller falſcher Flitter war von ſeinem<lb/> Leben abgefallen, und er glich einem Baume<lb/> der ſeines vergaͤnglichen Fruͤhlingsſchmuckes be-<lb/> raubt, die nackten Aeſte ſtarr und verworren<lb/> in die Luͤfte ausſtreckt. — So entzuͤndet der-<lb/> ſelbe Blizſtrahl einen Wald daß er tauſend<lb/> Naͤchte hindurch den Horizont beleuchtet, in-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [84/0086]
zu ſchauen ſchien; endlich trieb ihn ein un-
widerſtehliches Heimweh nach Sevilla zuruͤck;
und der erſte der ihm dort begegnete, war
Ponce.
Beide Bruͤder ſchienen vor einander zu er-
ſchrecken, denn beide waren einander fremd
bis zum Raͤthſel geworden. Juans Haͤrte war
verſchwunden und er ſtand ganz in Flammen
wie ein Vulkan, durch deſſen tauſendjaͤhrige
Schichten das innere Feuer ſich mit einemmale
Luft machte; aber in ſeiner Naͤhe ſchien es
jezt nur um ſo gefaͤhrlicher. Ponces ehmalige
Milde dagegen war zur Sproͤdigkeit geworden,
und er ſtand kalt neben dem gluͤhenden Bru-
der da, aller falſcher Flitter war von ſeinem
Leben abgefallen, und er glich einem Baume
der ſeines vergaͤnglichen Fruͤhlingsſchmuckes be-
raubt, die nackten Aeſte ſtarr und verworren
in die Luͤfte ausſtreckt. — So entzuͤndet der-
ſelbe Blizſtrahl einen Wald daß er tauſend
Naͤchte hindurch den Horizont beleuchtet, in-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/klingemann_nachtwachen_1805 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/klingemann_nachtwachen_1805/86 |
Zitationshilfe: | Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klingemann_nachtwachen_1805/86>, abgerufen am 26.07.2024. |