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Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805.

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dusenantlitz! -- Traute, überleg es, wir geben
ein gar zu ungleiches Paar ab. Laß mich los,
beim Teufel! ich habe nichts mit dir zu schaf-
fen! Du lächelst wieder und hältst mich fest?
Was soll die vorgehaltene Göttermaske, mit
der du mich anblickst? Ich reiße sie dir ab, um
das dahintersteckende Thier kennen zu lernen;
denn in der That, ich halte dein wahres Ge-
sicht nicht für das reizendste. -- Himmel, das
wird immer ärger, ich girre und schmachte
ganz erbärmlich -- willst du mich völlig rasend
machen! Weib, wie kannst du nur Gefallen
daran finden auf einem so kreischenden Instru-
mente, wie ich bin, spielen zu wollen! Die
Komposizion ist für einen Fluch gesetzt,
und ich muß ein Liebeslied dazu absingen. O
laß mich fluchen und nicht in so schrecklichen
Tönen schmachten! hauche deine Seufzer in
eine Flöte, aus mir schallen sie wie aus einer
Kriegstrommete, und ich rühre die Lermtrom-
mel, wenn ich girre. -- Und nun gar der erste
Kuß -- o das andere ließe sich noch überstehen,

duſenantlitz! — Traute, uͤberleg es, wir geben
ein gar zu ungleiches Paar ab. Laß mich los,
beim Teufel! ich habe nichts mit dir zu ſchaf-
fen! Du laͤchelſt wieder und haͤltſt mich feſt?
Was ſoll die vorgehaltene Goͤttermaske, mit
der du mich anblickſt? Ich reiße ſie dir ab, um
das dahinterſteckende Thier kennen zu lernen;
denn in der That, ich halte dein wahres Ge-
ſicht nicht fuͤr das reizendſte. — Himmel, das
wird immer aͤrger, ich girre und ſchmachte
ganz erbaͤrmlich — willſt du mich voͤllig raſend
machen! Weib, wie kannſt du nur Gefallen
daran finden auf einem ſo kreiſchenden Inſtru-
mente, wie ich bin, ſpielen zu wollen! Die
Kompoſizion iſt fuͤr einen Fluch geſetzt,
und ich muß ein Liebeslied dazu abſingen. O
laß mich fluchen und nicht in ſo ſchrecklichen
Toͤnen ſchmachten! hauche deine Seufzer in
eine Floͤte, aus mir ſchallen ſie wie aus einer
Kriegstrommete, und ich ruͤhre die Lermtrom-
mel, wenn ich girre. — Und nun gar der erſte
Kuß — o das andere ließe ſich noch uͤberſtehen,

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[237/0239] duſenantlitz! — Traute, uͤberleg es, wir geben ein gar zu ungleiches Paar ab. Laß mich los, beim Teufel! ich habe nichts mit dir zu ſchaf- fen! Du laͤchelſt wieder und haͤltſt mich feſt? Was ſoll die vorgehaltene Goͤttermaske, mit der du mich anblickſt? Ich reiße ſie dir ab, um das dahinterſteckende Thier kennen zu lernen; denn in der That, ich halte dein wahres Ge- ſicht nicht fuͤr das reizendſte. — Himmel, das wird immer aͤrger, ich girre und ſchmachte ganz erbaͤrmlich — willſt du mich voͤllig raſend machen! Weib, wie kannſt du nur Gefallen daran finden auf einem ſo kreiſchenden Inſtru- mente, wie ich bin, ſpielen zu wollen! Die Kompoſizion iſt fuͤr einen Fluch geſetzt, und ich muß ein Liebeslied dazu abſingen. O laß mich fluchen und nicht in ſo ſchrecklichen Toͤnen ſchmachten! hauche deine Seufzer in eine Floͤte, aus mir ſchallen ſie wie aus einer Kriegstrommete, und ich ruͤhre die Lermtrom- mel, wenn ich girre. — Und nun gar der erſte Kuß — o das andere ließe ſich noch uͤberſtehen,

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Zitationshilfe: Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klingemann_nachtwachen_1805/239>, abgerufen am 23.11.2024.