Genug ich bin mit Doktor Darwin einver- standen, und thue den philanthropischen Vor- schlag, daß wir unsere jüngeren Brüder, die Affen in allen Welttheilen, höher schäzen ler- nen, und sie, die jezt nur unsere Parodisten sind, durch eine gründliche Anweisung, den Daumen und die Fingerspizen zusammen zu bringen, so daß sie mindestens eine Schreib- feder führen können, zu uns herauf ziehen mögen. Ist es doch besser mit dem ersten Doktor Darwin die Affen für unsere Vorfah- ren anzunehmen, als so lange zu zögern bis ein zweiter gar andere wilde Thiere zu unsern Adscendenten macht, welches er vielleicht durch eben so gute Wahrscheinlichkeitsgründe belegen könnte, da die meisten Menschen, wenn man ihnen das Untertheil des Gesichts und den Mund, mit dem sie die gleissenden Worte ver- schwenden, verdekt, in ihren Physiognomien eine auffallende Geschlechtsähnlichkeit besonders mit Raubvögeln, als z. B. Geiern, Falken u. s. w. erhalten, ja da auch der alte Adel
Genug ich bin mit Doktor Darwin einver- ſtanden, und thue den philanthropiſchen Vor- ſchlag, daß wir unſere juͤngeren Bruͤder, die Affen in allen Welttheilen, hoͤher ſchaͤzen ler- nen, und ſie, die jezt nur unſere Parodiſten ſind, durch eine gruͤndliche Anweiſung, den Daumen und die Fingerſpizen zuſammen zu bringen, ſo daß ſie mindeſtens eine Schreib- feder fuͤhren koͤnnen, zu uns herauf ziehen moͤgen. Iſt es doch beſſer mit dem erſten Doktor Darwin die Affen fuͤr unſere Vorfah- ren anzunehmen, als ſo lange zu zoͤgern bis ein zweiter gar andere wilde Thiere zu unſern Adſcendenten macht, welches er vielleicht durch eben ſo gute Wahrſcheinlichkeitsgruͤnde belegen koͤnnte, da die meiſten Menſchen, wenn man ihnen das Untertheil des Geſichts und den Mund, mit dem ſie die gleiſſenden Worte ver- ſchwenden, verdekt, in ihren Phyſiognomien eine auffallende Geſchlechtsaͤhnlichkeit beſonders mit Raubvoͤgeln, als z. B. Geiern, Falken u. ſ. w. erhalten, ja da auch der alte Adel
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Genug ich bin mit Doktor Darwin einver-
ſtanden, und thue den philanthropiſchen Vor-
ſchlag, daß wir unſere juͤngeren Bruͤder, die
Affen in allen Welttheilen, hoͤher ſchaͤzen ler-
nen, und ſie, die jezt nur unſere Parodiſten
ſind, durch eine gruͤndliche Anweiſung, den
Daumen und die Fingerſpizen zuſammen zu
bringen, ſo daß ſie mindeſtens eine Schreib-
feder fuͤhren koͤnnen, zu uns herauf ziehen
moͤgen. Iſt es doch beſſer mit dem erſten
Doktor Darwin die Affen fuͤr unſere Vorfah-
ren anzunehmen, als ſo lange zu zoͤgern bis
ein zweiter gar andere wilde Thiere zu unſern
Adſcendenten macht, welches er vielleicht durch
eben ſo gute Wahrſcheinlichkeitsgruͤnde belegen
koͤnnte, da die meiſten Menſchen, wenn man
ihnen das Untertheil des Geſichts und den
Mund, mit dem ſie die gleiſſenden Worte ver-
ſchwenden, verdekt, in ihren Phyſiognomien
eine auffallende Geſchlechtsaͤhnlichkeit beſonders
mit Raubvoͤgeln, als z. B. Geiern, Falken
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Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klingemann_nachtwachen_1805/149>, abgerufen am 24.11.2024.
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