Kleist, Heinrich von: Die Verlobung von St. Domingo. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 1. München, [1871], S. [45]–105. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.nisse in dem Augenblick, da der Jüngling eingetroffen, im Hause bestanden; wie das Gespräch, das sie unter vier Augen mit ihm gehabt, dieselben auf ganz unbegreifliche Weise verändert; was sie bei der Ankunft des Negers, fast wahnsinnig vor Angst, gethan, und wie sie nun Tod und Leben daran setzen wolle, ihn aus der Gefangenschaft, worein sie ihn selbst gestürzt, wieder zu befreien. Meine Waffen! rief Herr Strömli, indem er zu dem Maulthier seiner Frau eilte und seine Büchse herabnahm. Er sagte, während auch Adelbert und Gottfried, seine rüstigen Söhne, und die drei wackern Diener sich bewaffneten: Vetter Gustav hat mehr als Einem von uns das Leben gerettet; jetzt ist es an uns, ihm den gleichen Dienst zu thun; -- und damit hob er seine Frau, welche sich erholt hatte, wieder auf das Maulthier, ließ dem Knaben Nanky aus Vorsicht, als eine Art von Geisel, die Hände binden, schickte den ganzen Troß, Weiber und Kinder, unter dem bloßen Schutze seines dreizehnjährigen, gleichfalls bewaffneten Sohnes Ferdinand, an den Möwenweiher zurück; und nachdem er noch Toni, welche selbst einen Helm und einen Spieß genommen hatte, über die Stärke der Neger und ihre Vertheilung im Hofraume ausgefragt und ihr versprochen hatte, Hoango's sowohl als ihrer Mutter, so viel es sich thun ließ, bei dieser Unternehmung zu schonen: stellte er sich muthig und auf Gott vertrauend an die Spitze seines kleinen Haufens und brach, von Toni geführt, in die Niederlassung auf. nisse in dem Augenblick, da der Jüngling eingetroffen, im Hause bestanden; wie das Gespräch, das sie unter vier Augen mit ihm gehabt, dieselben auf ganz unbegreifliche Weise verändert; was sie bei der Ankunft des Negers, fast wahnsinnig vor Angst, gethan, und wie sie nun Tod und Leben daran setzen wolle, ihn aus der Gefangenschaft, worein sie ihn selbst gestürzt, wieder zu befreien. Meine Waffen! rief Herr Strömli, indem er zu dem Maulthier seiner Frau eilte und seine Büchse herabnahm. Er sagte, während auch Adelbert und Gottfried, seine rüstigen Söhne, und die drei wackern Diener sich bewaffneten: Vetter Gustav hat mehr als Einem von uns das Leben gerettet; jetzt ist es an uns, ihm den gleichen Dienst zu thun; — und damit hob er seine Frau, welche sich erholt hatte, wieder auf das Maulthier, ließ dem Knaben Nanky aus Vorsicht, als eine Art von Geisel, die Hände binden, schickte den ganzen Troß, Weiber und Kinder, unter dem bloßen Schutze seines dreizehnjährigen, gleichfalls bewaffneten Sohnes Ferdinand, an den Möwenweiher zurück; und nachdem er noch Toni, welche selbst einen Helm und einen Spieß genommen hatte, über die Stärke der Neger und ihre Vertheilung im Hofraume ausgefragt und ihr versprochen hatte, Hoango's sowohl als ihrer Mutter, so viel es sich thun ließ, bei dieser Unternehmung zu schonen: stellte er sich muthig und auf Gott vertrauend an die Spitze seines kleinen Haufens und brach, von Toni geführt, in die Niederlassung auf. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0054"/> nisse in dem Augenblick, da der Jüngling eingetroffen, im Hause bestanden; wie das Gespräch, das sie unter vier Augen mit ihm gehabt, dieselben auf ganz unbegreifliche Weise verändert; was sie bei der Ankunft des Negers, fast wahnsinnig vor Angst, gethan, und wie sie nun Tod und Leben daran setzen wolle, ihn aus der Gefangenschaft, worein sie ihn selbst gestürzt, wieder zu befreien. Meine Waffen! rief Herr Strömli, indem er zu dem Maulthier seiner Frau eilte und seine Büchse herabnahm. Er sagte, während auch Adelbert und Gottfried, seine rüstigen Söhne, und die drei wackern Diener sich bewaffneten: Vetter Gustav hat mehr als Einem von uns das Leben gerettet; jetzt ist es an uns, ihm den gleichen Dienst zu thun; — und damit hob er seine Frau, welche sich erholt hatte, wieder auf das Maulthier, ließ dem Knaben Nanky aus Vorsicht, als eine Art von Geisel, die Hände binden, schickte den ganzen Troß, Weiber und Kinder, unter dem bloßen Schutze seines dreizehnjährigen, gleichfalls bewaffneten Sohnes Ferdinand, an den Möwenweiher zurück; und nachdem er noch Toni, welche selbst einen Helm und einen Spieß genommen hatte, über die Stärke der Neger und ihre Vertheilung im Hofraume ausgefragt und ihr versprochen hatte, Hoango's sowohl als ihrer Mutter, so viel es sich thun ließ, bei dieser Unternehmung zu schonen: stellte er sich muthig und auf Gott vertrauend an die Spitze seines kleinen Haufens und brach, von Toni geführt, in die Niederlassung auf.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0054]
nisse in dem Augenblick, da der Jüngling eingetroffen, im Hause bestanden; wie das Gespräch, das sie unter vier Augen mit ihm gehabt, dieselben auf ganz unbegreifliche Weise verändert; was sie bei der Ankunft des Negers, fast wahnsinnig vor Angst, gethan, und wie sie nun Tod und Leben daran setzen wolle, ihn aus der Gefangenschaft, worein sie ihn selbst gestürzt, wieder zu befreien. Meine Waffen! rief Herr Strömli, indem er zu dem Maulthier seiner Frau eilte und seine Büchse herabnahm. Er sagte, während auch Adelbert und Gottfried, seine rüstigen Söhne, und die drei wackern Diener sich bewaffneten: Vetter Gustav hat mehr als Einem von uns das Leben gerettet; jetzt ist es an uns, ihm den gleichen Dienst zu thun; — und damit hob er seine Frau, welche sich erholt hatte, wieder auf das Maulthier, ließ dem Knaben Nanky aus Vorsicht, als eine Art von Geisel, die Hände binden, schickte den ganzen Troß, Weiber und Kinder, unter dem bloßen Schutze seines dreizehnjährigen, gleichfalls bewaffneten Sohnes Ferdinand, an den Möwenweiher zurück; und nachdem er noch Toni, welche selbst einen Helm und einen Spieß genommen hatte, über die Stärke der Neger und ihre Vertheilung im Hofraume ausgefragt und ihr versprochen hatte, Hoango's sowohl als ihrer Mutter, so viel es sich thun ließ, bei dieser Unternehmung zu schonen: stellte er sich muthig und auf Gott vertrauend an die Spitze seines kleinen Haufens und brach, von Toni geführt, in die Niederlassung auf.
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Zitationshilfe: | Kleist, Heinrich von: Die Verlobung von St. Domingo. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 1. München, [1871], S. [45]–105. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_verlobung_1910/54>, abgerufen am 06.07.2024. |