Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kleist, Heinrich von: Die Verlobung von St. Domingo. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 1. München, [1871], S. [45]–105. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

und uns anmelden, daß sich der General Dessalines mit seinem Heere in diese Gegend wenden werde. Dies Haus, das Jedem offen steht, gewährt Euch keine Sicherheit, falls Ihr Euch nicht in Eurem auf den Hof hinausgehenden Schlafgemach verbergt und die Thüren sowohl als auch die Fensterladen auf das Sorgfältigste verschließt. -- Wie? sagte der Fremde betroffen, der General Dessalines -- Fragt nicht! unterbrach ihn die Alte, indem sie mit einem Stocke dreimal auf den Fußboden klopfte: in Eurem Schlafgemach, wohin ich Euch folgen werde, will ich Euch Alles erklären. -- Der Fremde, von der Alten mit ängstlichen Geberden aus dem Zimmer gedrängt, wandte sich noch einmal unter der Thür und rief: Aber wird man der Familie, die meiner harrt, nicht wenigstens einen Boten zusenden müssen, der sie -- ? -- Es wird Alles besorgt werden, fiel ihm die Alte ein, während durch ihr Klopfen gerufen der Bastardknabe, den wir schon kennen, hereinkam; und damit befahl sie Toni, die dem Fremden den Rücken zukehrend vor den Spiegel getreten war, einen Korb mit Lebensmitteln, der in dem Winkel stand, aufzunehmen; und Mutter, Tochter, der Fremde und der Knabe begaben sich in das Schlafzimmer hinauf.

Hier erzählte die Alte, indem sie sich auf gemächliche Weise auf den Sessel niederließ, wie man die ganze Nacht über auf den den Horizont abschneidenden Bergen die Feuer des Generals Dessalines schimmern gesehen; ein Umstand, der in der That gegründet war, obschon

und uns anmelden, daß sich der General Dessalines mit seinem Heere in diese Gegend wenden werde. Dies Haus, das Jedem offen steht, gewährt Euch keine Sicherheit, falls Ihr Euch nicht in Eurem auf den Hof hinausgehenden Schlafgemach verbergt und die Thüren sowohl als auch die Fensterladen auf das Sorgfältigste verschließt. — Wie? sagte der Fremde betroffen, der General Dessalines — Fragt nicht! unterbrach ihn die Alte, indem sie mit einem Stocke dreimal auf den Fußboden klopfte: in Eurem Schlafgemach, wohin ich Euch folgen werde, will ich Euch Alles erklären. — Der Fremde, von der Alten mit ängstlichen Geberden aus dem Zimmer gedrängt, wandte sich noch einmal unter der Thür und rief: Aber wird man der Familie, die meiner harrt, nicht wenigstens einen Boten zusenden müssen, der sie — ? — Es wird Alles besorgt werden, fiel ihm die Alte ein, während durch ihr Klopfen gerufen der Bastardknabe, den wir schon kennen, hereinkam; und damit befahl sie Toni, die dem Fremden den Rücken zukehrend vor den Spiegel getreten war, einen Korb mit Lebensmitteln, der in dem Winkel stand, aufzunehmen; und Mutter, Tochter, der Fremde und der Knabe begaben sich in das Schlafzimmer hinauf.

Hier erzählte die Alte, indem sie sich auf gemächliche Weise auf den Sessel niederließ, wie man die ganze Nacht über auf den den Horizont abschneidenden Bergen die Feuer des Generals Dessalines schimmern gesehen; ein Umstand, der in der That gegründet war, obschon

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0040"/>
und uns anmelden, daß sich der                General Dessalines mit seinem Heere in diese Gegend wenden werde. Dies Haus, das                Jedem offen steht, gewährt Euch keine Sicherheit, falls Ihr Euch nicht in Eurem auf                den Hof hinausgehenden Schlafgemach verbergt und die Thüren sowohl als auch die                Fensterladen auf das Sorgfältigste verschließt. &#x2014; Wie? sagte der Fremde betroffen,                der General Dessalines &#x2014; Fragt nicht! unterbrach ihn die Alte, indem sie mit einem                Stocke dreimal auf den Fußboden klopfte: in Eurem Schlafgemach, wohin ich Euch folgen                werde, will ich Euch Alles erklären. &#x2014; Der Fremde, von der Alten mit ängstlichen                Geberden aus dem Zimmer gedrängt, wandte sich noch einmal unter der Thür und rief:                Aber wird man der Familie, die meiner harrt, nicht wenigstens einen Boten zusenden                müssen, der sie &#x2014; ? &#x2014; Es wird Alles besorgt werden, fiel ihm die Alte ein, während                durch ihr Klopfen gerufen der Bastardknabe, den wir schon kennen, hereinkam; und                damit befahl sie Toni, die dem Fremden den Rücken zukehrend vor den Spiegel getreten                war, einen Korb mit Lebensmitteln, der in dem Winkel stand, aufzunehmen; und Mutter,                Tochter, der Fremde und der Knabe begaben sich in das Schlafzimmer hinauf.</p><lb/>
        <p>Hier erzählte die Alte, indem sie sich auf gemächliche Weise auf den Sessel                niederließ, wie man die ganze Nacht über auf den den Horizont abschneidenden Bergen                die Feuer des Generals Dessalines schimmern gesehen; ein Umstand, der in der That                gegründet war, obschon<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0040] und uns anmelden, daß sich der General Dessalines mit seinem Heere in diese Gegend wenden werde. Dies Haus, das Jedem offen steht, gewährt Euch keine Sicherheit, falls Ihr Euch nicht in Eurem auf den Hof hinausgehenden Schlafgemach verbergt und die Thüren sowohl als auch die Fensterladen auf das Sorgfältigste verschließt. — Wie? sagte der Fremde betroffen, der General Dessalines — Fragt nicht! unterbrach ihn die Alte, indem sie mit einem Stocke dreimal auf den Fußboden klopfte: in Eurem Schlafgemach, wohin ich Euch folgen werde, will ich Euch Alles erklären. — Der Fremde, von der Alten mit ängstlichen Geberden aus dem Zimmer gedrängt, wandte sich noch einmal unter der Thür und rief: Aber wird man der Familie, die meiner harrt, nicht wenigstens einen Boten zusenden müssen, der sie — ? — Es wird Alles besorgt werden, fiel ihm die Alte ein, während durch ihr Klopfen gerufen der Bastardknabe, den wir schon kennen, hereinkam; und damit befahl sie Toni, die dem Fremden den Rücken zukehrend vor den Spiegel getreten war, einen Korb mit Lebensmitteln, der in dem Winkel stand, aufzunehmen; und Mutter, Tochter, der Fremde und der Knabe begaben sich in das Schlafzimmer hinauf. Hier erzählte die Alte, indem sie sich auf gemächliche Weise auf den Sessel niederließ, wie man die ganze Nacht über auf den den Horizont abschneidenden Bergen die Feuer des Generals Dessalines schimmern gesehen; ein Umstand, der in der That gegründet war, obschon

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T13:20:21Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T13:20:21Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_verlobung_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_verlobung_1910/40
Zitationshilfe: Kleist, Heinrich von: Die Verlobung von St. Domingo. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 1. München, [1871], S. [45]–105. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_verlobung_1910/40>, abgerufen am 21.11.2024.