Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kleist, Heinrich von: Der zerbrochne Krug. Berlin, 1811.

Bild:
<< vorherige Seite
Nicht wieder euch zur Lust zusammenfügt.
Und wär's um ihn geschehn, nehmt meine ganze
Sparbüchse hin, und kauft euch einen neuen.
Wer wollte doch um einen irdnen Krug,
Und stammt er von Herodes Zeiten her,
Solch einen Aufruhr, so viel Unheil stiften.
Frau Marthe.
Du sprichst, wie du's verstehst. Willst du etwa
Die Fiedel tragen, Evchen, in der Kirche
Am nächsten Sonntag reuig Buße thun?
Dein guter Name lag in diesem Topfe,
Und vor der Welt mit ihm ward er zerstoßen,
Wenn auch vor Gott nicht, und vor mir und dir.
Der Richter ist mein Handwerksmann, der Schergen,
Der Block ist's, Peitschenhiebe, die es braucht,
Und auf den Scheiterhaufen das Gesindel,
Wenn's unsre Ehre weiß zu brennen gilt,
Und diesen Krug hier wieder zu glasiren.

Siebenter Auftritt.
Adam (im Ornat, doch ohne Perücke, tritt auf). Die Vorigen.
Adam (für sich).
Ei, Evchen. Sieh! Und der vierschröt'ge Schlingel,
Nicht wieder euch zur Luſt zuſammenfuͤgt.
Und waͤr’s um ihn geſchehn, nehmt meine ganze
Sparbuͤchſe hin, und kauft euch einen neuen.
Wer wollte doch um einen irdnen Krug,
Und ſtammt er von Herodes Zeiten her,
Solch einen Aufruhr, ſo viel Unheil ſtiften.
Frau Marthe.
Du ſprichſt, wie du’s verſtehſt. Willſt du etwa
Die Fiedel tragen, Evchen, in der Kirche
Am naͤchſten Sonntag reuig Buße thun?
Dein guter Name lag in dieſem Topfe,
Und vor der Welt mit ihm ward er zerſtoßen,
Wenn auch vor Gott nicht, und vor mir und dir.
Der Richter iſt mein Handwerksmann, der Schergen,
Der Block iſt’s, Peitſchenhiebe, die es braucht,
Und auf den Scheiterhaufen das Geſindel,
Wenn’s unſre Ehre weiß zu brennen gilt,
Und dieſen Krug hier wieder zu glaſiren.

Siebenter Auftritt.
Adam (im Ornat, doch ohne Perücke, tritt auf). Die Vorigen.
Adam (für ſich).
Ei, Evchen. Sieh! Und der vierſchroͤt’ge Schlingel,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#EVE">
          <p><pb facs="#f0048" n="42"/>
Nicht wieder euch zur Lu&#x017F;t zu&#x017F;ammenfu&#x0364;gt.<lb/>
Und wa&#x0364;r&#x2019;s um ihn ge&#x017F;chehn, nehmt meine ganze<lb/>
Sparbu&#x0364;ch&#x017F;e hin, und kauft euch einen neuen.<lb/>
Wer wollte doch um einen irdnen Krug,<lb/>
Und &#x017F;tammt er von Herodes Zeiten her,<lb/>
Solch einen Aufruhr, &#x017F;o viel Unheil &#x017F;tiften.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#MAR">
          <speaker><hi rendition="#g">Frau Marthe</hi>.</speaker><lb/>
          <p>Du &#x017F;prich&#x017F;t, wie du&#x2019;s ver&#x017F;teh&#x017F;t. Will&#x017F;t du etwa<lb/>
Die Fiedel tragen, Evchen, in der Kirche<lb/>
Am na&#x0364;ch&#x017F;ten Sonntag reuig Buße thun?<lb/>
Dein guter Name lag in die&#x017F;em Topfe,<lb/>
Und vor der Welt mit ihm ward er zer&#x017F;toßen,<lb/>
Wenn auch vor Gott nicht, und vor mir und dir.<lb/>
Der Richter i&#x017F;t mein Handwerksmann, der Schergen,<lb/>
Der Block i&#x017F;t&#x2019;s, Peit&#x017F;chenhiebe, die es braucht,<lb/>
Und auf den Scheiterhaufen das Ge&#x017F;indel,<lb/>
Wenn&#x2019;s un&#x017F;re Ehre weiß zu brennen gilt,<lb/>
Und die&#x017F;en Krug hier wieder zu gla&#x017F;iren.</p>
        </sp>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Siebenter Auftritt</hi>.</hi> </head><lb/>
        <stage>Adam (im Ornat, doch ohne Perücke, tritt auf). Die Vorigen.</stage><lb/>
        <sp who="#ADA">
          <speaker> <hi rendition="#g">Adam</hi> </speaker>
          <stage>(für &#x017F;ich).</stage><lb/>
          <p>Ei, Evchen. Sieh! Und der vier&#x017F;chro&#x0364;t&#x2019;ge Schlingel,<lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[42/0048] Nicht wieder euch zur Luſt zuſammenfuͤgt. Und waͤr’s um ihn geſchehn, nehmt meine ganze Sparbuͤchſe hin, und kauft euch einen neuen. Wer wollte doch um einen irdnen Krug, Und ſtammt er von Herodes Zeiten her, Solch einen Aufruhr, ſo viel Unheil ſtiften. Frau Marthe. Du ſprichſt, wie du’s verſtehſt. Willſt du etwa Die Fiedel tragen, Evchen, in der Kirche Am naͤchſten Sonntag reuig Buße thun? Dein guter Name lag in dieſem Topfe, Und vor der Welt mit ihm ward er zerſtoßen, Wenn auch vor Gott nicht, und vor mir und dir. Der Richter iſt mein Handwerksmann, der Schergen, Der Block iſt’s, Peitſchenhiebe, die es braucht, Und auf den Scheiterhaufen das Geſindel, Wenn’s unſre Ehre weiß zu brennen gilt, Und dieſen Krug hier wieder zu glaſiren. Siebenter Auftritt. Adam (im Ornat, doch ohne Perücke, tritt auf). Die Vorigen. Adam (für ſich). Ei, Evchen. Sieh! Und der vierſchroͤt’ge Schlingel,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_krug_1811
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_krug_1811/48
Zitationshilfe: Kleist, Heinrich von: Der zerbrochne Krug. Berlin, 1811, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_krug_1811/48>, abgerufen am 04.12.2024.