Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kleist, Heinrich von: Der zerbrochne Krug. Berlin, 1811.

Bild:
<< vorherige Seite
Erste Magd.
Ja, meiner Treu, Herr Richter Adam!
Kahlköpfig wart ihr, als ihr wiederkamt;
Ihr spracht, ihr wärt gefallen, wißt ihr nicht?
Das Blut mußt ich euch noch vom Kopfe waschen.
Adam.
Die Unverschämte!
Erste Magd.
Ich will nicht ehrlich sein.
Adam.
Halt's Maul, sag' ich, es ist kein wahres Wort.
Licht.
Habt ihr die Wund' seit gestern schon?
Adam.
Nein, heut.
Die Wunde heut und gestern die Perücke.
Ich trug sie weiß gepudert auf dem Kopfe,
Und nahm sie mit dem Huth, auf Ehre, bloß,
Als ich ins Haus trat, aus Versehen ab.
Was die gewaschen hat, das weiß ich nicht.
-- Scheer dich zum Satan, wo du hingehörst!
In die Registratur!

(Erste Magd ab).
Geh, Margarethe!
Gevatter Küster soll mir seine borgen;
In meine hätt' die Katze heute Morgen
Erſte Magd.
Ja, meiner Treu, Herr Richter Adam!
Kahlkoͤpfig wart ihr, als ihr wiederkamt;
Ihr ſpracht, ihr waͤrt gefallen, wißt ihr nicht?
Das Blut mußt ich euch noch vom Kopfe waſchen.
Adam.
Die Unverſchaͤmte!
Erſte Magd.
Ich will nicht ehrlich ſein.
Adam.
Halt’s Maul, ſag’ ich, es iſt kein wahres Wort.
Licht.
Habt ihr die Wund’ ſeit geſtern ſchon?
Adam.
Nein, heut.
Die Wunde heut und geſtern die Peruͤcke.
Ich trug ſie weiß gepudert auf dem Kopfe,
Und nahm ſie mit dem Huth, auf Ehre, bloß,
Als ich ins Haus trat, aus Verſehen ab.
Was die gewaſchen hat, das weiß ich nicht.
— Scheer dich zum Satan, wo du hingehoͤrſt!
In die Regiſtratur!

(Erſte Magd ab).
Geh, Margarethe!
Gevatter Kuͤſter ſoll mir ſeine borgen;
In meine haͤtt’ die Katze heute Morgen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0030" n="24"/>
        <sp who="#EMAGD">
          <speaker> <hi rendition="#g">Er&#x017F;te Magd.</hi> </speaker><lb/>
          <p><hi rendition="#et">Ja, meiner Treu, Herr Richter Adam!</hi><lb/>
Kahlko&#x0364;pfig wart ihr, als ihr wiederkamt;<lb/>
Ihr &#x017F;pracht, ihr wa&#x0364;rt gefallen, wißt ihr nicht?<lb/>
Das Blut mußt ich euch noch vom Kopfe wa&#x017F;chen.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#ADA">
          <speaker> <hi rendition="#g">Adam.</hi> </speaker><lb/>
          <p>Die Unver&#x017F;cha&#x0364;mte!</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#EMAGD">
          <speaker> <hi rendition="#g">Er&#x017F;te Magd.</hi> </speaker><lb/>
          <p> <hi rendition="#et">Ich will nicht ehrlich &#x017F;ein.</hi> </p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#ADA">
          <speaker> <hi rendition="#g">Adam.</hi> </speaker><lb/>
          <p>Halt&#x2019;s Maul, &#x017F;ag&#x2019; ich, es i&#x017F;t kein wahres Wort.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#LIC">
          <speaker> <hi rendition="#g">Licht.</hi> </speaker><lb/>
          <p>Habt ihr die Wund&#x2019; &#x017F;eit ge&#x017F;tern &#x017F;chon?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#ADA">
          <speaker> <hi rendition="#g">Adam.</hi> </speaker><lb/>
          <p><hi rendition="#et">Nein, heut.</hi><lb/>
Die Wunde heut und ge&#x017F;tern die Peru&#x0364;cke.<lb/>
Ich trug &#x017F;ie weiß gepudert auf dem Kopfe,<lb/>
Und nahm &#x017F;ie mit dem Huth, auf Ehre, bloß,<lb/>
Als ich ins Haus trat, aus Ver&#x017F;ehen ab.<lb/>
Was die gewa&#x017F;chen hat, das weiß ich nicht.<lb/>
&#x2014; Scheer dich zum Satan, wo du hingeho&#x0364;r&#x017F;t!<lb/>
In die Regi&#x017F;tratur!</p><lb/>
          <stage>(<hi rendition="#g">Er&#x017F;te Magd</hi> ab).</stage><lb/>
          <p><hi rendition="#et">Geh, Margarethe!</hi><lb/>
Gevatter Ku&#x0364;&#x017F;ter &#x017F;oll mir &#x017F;eine borgen;<lb/>
In meine ha&#x0364;tt&#x2019; die Katze heute Morgen<lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[24/0030] Erſte Magd. Ja, meiner Treu, Herr Richter Adam! Kahlkoͤpfig wart ihr, als ihr wiederkamt; Ihr ſpracht, ihr waͤrt gefallen, wißt ihr nicht? Das Blut mußt ich euch noch vom Kopfe waſchen. Adam. Die Unverſchaͤmte! Erſte Magd. Ich will nicht ehrlich ſein. Adam. Halt’s Maul, ſag’ ich, es iſt kein wahres Wort. Licht. Habt ihr die Wund’ ſeit geſtern ſchon? Adam. Nein, heut. Die Wunde heut und geſtern die Peruͤcke. Ich trug ſie weiß gepudert auf dem Kopfe, Und nahm ſie mit dem Huth, auf Ehre, bloß, Als ich ins Haus trat, aus Verſehen ab. Was die gewaſchen hat, das weiß ich nicht. — Scheer dich zum Satan, wo du hingehoͤrſt! In die Regiſtratur! (Erſte Magd ab). Geh, Margarethe! Gevatter Kuͤſter ſoll mir ſeine borgen; In meine haͤtt’ die Katze heute Morgen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_krug_1811
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_krug_1811/30
Zitationshilfe: Kleist, Heinrich von: Der zerbrochne Krug. Berlin, 1811, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_krug_1811/30>, abgerufen am 04.12.2024.