Kleist, Heinrich von: Der zerbrochne Krug. Berlin, 1811. Erste Magd. Ja, meiner Treu, Herr Richter Adam! Kahlköpfig wart ihr, als ihr wiederkamt; Ihr spracht, ihr wärt gefallen, wißt ihr nicht? Das Blut mußt ich euch noch vom Kopfe waschen. Adam. Die Unverschämte! Erste Magd. Ich will nicht ehrlich sein. Adam. Halt's Maul, sag' ich, es ist kein wahres Wort. Licht. Habt ihr die Wund' seit gestern schon? Adam. Nein, heut. Die Wunde heut und gestern die Perücke. Ich trug sie weiß gepudert auf dem Kopfe, Und nahm sie mit dem Huth, auf Ehre, bloß, Als ich ins Haus trat, aus Versehen ab. Was die gewaschen hat, das weiß ich nicht. -- Scheer dich zum Satan, wo du hingehörst! In die Registratur! (Erste Magd ab). Geh, Margarethe! Gevatter Küster soll mir seine borgen; In meine hätt' die Katze heute Morgen Erſte Magd. Ja, meiner Treu, Herr Richter Adam! Kahlkoͤpfig wart ihr, als ihr wiederkamt; Ihr ſpracht, ihr waͤrt gefallen, wißt ihr nicht? Das Blut mußt ich euch noch vom Kopfe waſchen. Adam. Die Unverſchaͤmte! Erſte Magd. Ich will nicht ehrlich ſein. Adam. Halt’s Maul, ſag’ ich, es iſt kein wahres Wort. Licht. Habt ihr die Wund’ ſeit geſtern ſchon? Adam. Nein, heut. Die Wunde heut und geſtern die Peruͤcke. Ich trug ſie weiß gepudert auf dem Kopfe, Und nahm ſie mit dem Huth, auf Ehre, bloß, Als ich ins Haus trat, aus Verſehen ab. Was die gewaſchen hat, das weiß ich nicht. — Scheer dich zum Satan, wo du hingehoͤrſt! In die Regiſtratur! (Erſte Magd ab). Geh, Margarethe! Gevatter Kuͤſter ſoll mir ſeine borgen; In meine haͤtt’ die Katze heute Morgen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0030" n="24"/> <sp who="#EMAGD"> <speaker> <hi rendition="#g">Erſte Magd.</hi> </speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Ja, meiner Treu, Herr Richter Adam!</hi><lb/> Kahlkoͤpfig wart ihr, als ihr wiederkamt;<lb/> Ihr ſpracht, ihr waͤrt gefallen, wißt ihr nicht?<lb/> Das Blut mußt ich euch noch vom Kopfe waſchen.</p> </sp><lb/> <sp who="#ADA"> <speaker> <hi rendition="#g">Adam.</hi> </speaker><lb/> <p>Die Unverſchaͤmte!</p> </sp><lb/> <sp who="#EMAGD"> <speaker> <hi rendition="#g">Erſte Magd.</hi> </speaker><lb/> <p> <hi rendition="#et">Ich will nicht ehrlich ſein.</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#ADA"> <speaker> <hi rendition="#g">Adam.</hi> </speaker><lb/> <p>Halt’s Maul, ſag’ ich, es iſt kein wahres Wort.</p> </sp><lb/> <sp who="#LIC"> <speaker> <hi rendition="#g">Licht.</hi> </speaker><lb/> <p>Habt ihr die Wund’ ſeit geſtern ſchon?</p> </sp><lb/> <sp who="#ADA"> <speaker> <hi rendition="#g">Adam.</hi> </speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Nein, heut.</hi><lb/> Die Wunde heut und geſtern die Peruͤcke.<lb/> Ich trug ſie weiß gepudert auf dem Kopfe,<lb/> Und nahm ſie mit dem Huth, auf Ehre, bloß,<lb/> Als ich ins Haus trat, aus Verſehen ab.<lb/> Was die gewaſchen hat, das weiß ich nicht.<lb/> — Scheer dich zum Satan, wo du hingehoͤrſt!<lb/> In die Regiſtratur!</p><lb/> <stage>(<hi rendition="#g">Erſte Magd</hi> ab).</stage><lb/> <p><hi rendition="#et">Geh, Margarethe!</hi><lb/> Gevatter Kuͤſter ſoll mir ſeine borgen;<lb/> In meine haͤtt’ die Katze heute Morgen<lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [24/0030]
Erſte Magd.
Ja, meiner Treu, Herr Richter Adam!
Kahlkoͤpfig wart ihr, als ihr wiederkamt;
Ihr ſpracht, ihr waͤrt gefallen, wißt ihr nicht?
Das Blut mußt ich euch noch vom Kopfe waſchen.
Adam.
Die Unverſchaͤmte!
Erſte Magd.
Ich will nicht ehrlich ſein.
Adam.
Halt’s Maul, ſag’ ich, es iſt kein wahres Wort.
Licht.
Habt ihr die Wund’ ſeit geſtern ſchon?
Adam.
Nein, heut.
Die Wunde heut und geſtern die Peruͤcke.
Ich trug ſie weiß gepudert auf dem Kopfe,
Und nahm ſie mit dem Huth, auf Ehre, bloß,
Als ich ins Haus trat, aus Verſehen ab.
Was die gewaſchen hat, das weiß ich nicht.
— Scheer dich zum Satan, wo du hingehoͤrſt!
In die Regiſtratur!
(Erſte Magd ab).
Geh, Margarethe!
Gevatter Kuͤſter ſoll mir ſeine borgen;
In meine haͤtt’ die Katze heute Morgen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_krug_1811 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_krug_1811/30 |
Zitationshilfe: | Kleist, Heinrich von: Der zerbrochne Krug. Berlin, 1811, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_krug_1811/30>, abgerufen am 16.07.2024. |