Kleist, Heinrich von: Der zerbrochne Krug. Berlin, 1811. Eve. Ich weiß. Walter. Dem kann sich Ruprecht gar nicht weigern. Ruprecht. Ich denk' auch nicht daran. Eve. Er denkt nicht dran, Gestrenger Herr, und Gott behüte mich, Daß ich in seiner Sinnesart ihn störte. Wohl uns, daß wir was Heil'ges, jeglicher, Wir freien Niederländer, in der Brust, Des Streites werth bewahren: so gebe jeder denn Die Brust auch her, es zu vertheidigen. Müßt' er dem Feind' im Treffen selbst begegnen, Ich spräche noch, zieh hin, und Gott mit dir: Was werd' ich jetzt ihn weigern, da er nur Die Wälle, die geebneten, in Utrecht, Vor Knaben soll, und ihren Spielen schützen. Inzwischen, lieber Herr, ihr zürnt mir nicht -- Wenn ich die Mai'n in unserm Garten rings Dem Pfingstfest röthlich seh' entgegen knospen, So kann ich mich der Thränen nicht enthalten: Denk' ich doch sonst, und thue, wie ich soll. Walter. Verhüt' auch Gott, daß ich darum dir zürne. Sprich weiter. Eve. Ich weiß. Walter. Dem kann ſich Ruprecht gar nicht weigern. Ruprecht. Ich denk’ auch nicht daran. Eve. Er denkt nicht dran, Geſtrenger Herr, und Gott behuͤte mich, Daß ich in ſeiner Sinnesart ihn ſtoͤrte. Wohl uns, daß wir was Heil’ges, jeglicher, Wir freien Niederlaͤnder, in der Bruſt, Des Streites werth bewahren: ſo gebe jeder denn Die Bruſt auch her, es zu vertheidigen. Muͤßt’ er dem Feind’ im Treffen ſelbſt begegnen, Ich ſpraͤche noch, zieh hin, und Gott mit dir: Was werd’ ich jetzt ihn weigern, da er nur Die Waͤlle, die geebneten, in Utrecht, Vor Knaben ſoll, und ihren Spielen ſchuͤtzen. Inzwiſchen, lieber Herr, ihr zuͤrnt mir nicht — Wenn ich die Mai’n in unſerm Garten rings Dem Pfingſtfeſt roͤthlich ſeh’ entgegen knospen, So kann ich mich der Thraͤnen nicht enthalten: Denk’ ich doch ſonſt, und thue, wie ich ſoll. Walter. Verhuͤt’ auch Gott, daß ich darum dir zuͤrne. Sprich weiter. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0156" n="150"/> <sp who="#EVE"> <speaker> <hi rendition="#g">Eve.</hi> </speaker><lb/> <p>Ich weiß.</p> </sp><lb/> <sp who="#WAL"> <speaker> <hi rendition="#g">Walter.</hi> </speaker><lb/> <p> <hi rendition="#et">Dem kann ſich Ruprecht gar nicht weigern.</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#RUP"> <speaker> <hi rendition="#g">Ruprecht.</hi> </speaker><lb/> <p>Ich denk’ auch nicht daran.</p> </sp><lb/> <sp who="#EVE"> <speaker> <hi rendition="#g">Eve.</hi> </speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Er denkt nicht dran,</hi><lb/> Geſtrenger Herr, und Gott behuͤte mich,<lb/> Daß ich in ſeiner Sinnesart ihn ſtoͤrte.<lb/> Wohl uns, daß wir was Heil’ges, jeglicher,<lb/> Wir freien Niederlaͤnder, in der Bruſt,<lb/> Des Streites werth bewahren: ſo gebe jeder denn<lb/> Die Bruſt auch her, es zu vertheidigen.<lb/> Muͤßt’ er dem Feind’ im Treffen ſelbſt begegnen,<lb/> Ich ſpraͤche noch, zieh hin, und Gott mit dir:<lb/> Was werd’ ich jetzt ihn weigern, da er nur<lb/> Die Waͤlle, die geebneten, in Utrecht,<lb/> Vor Knaben ſoll, und ihren Spielen ſchuͤtzen.<lb/> Inzwiſchen, lieber Herr, ihr zuͤrnt mir nicht —<lb/> Wenn ich die Mai’n in unſerm Garten rings<lb/> Dem Pfingſtfeſt roͤthlich ſeh’ entgegen knospen,<lb/> So kann ich mich der Thraͤnen nicht enthalten:<lb/> Denk’ ich doch ſonſt, und thue, wie ich ſoll.</p> </sp><lb/> <sp who="#WAL"> <speaker> <hi rendition="#g">Walter.</hi> </speaker><lb/> <p>Verhuͤt’ auch Gott, daß ich darum dir zuͤrne.<lb/> Sprich weiter.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [150/0156]
Eve.
Ich weiß.
Walter.
Dem kann ſich Ruprecht gar nicht weigern.
Ruprecht.
Ich denk’ auch nicht daran.
Eve.
Er denkt nicht dran,
Geſtrenger Herr, und Gott behuͤte mich,
Daß ich in ſeiner Sinnesart ihn ſtoͤrte.
Wohl uns, daß wir was Heil’ges, jeglicher,
Wir freien Niederlaͤnder, in der Bruſt,
Des Streites werth bewahren: ſo gebe jeder denn
Die Bruſt auch her, es zu vertheidigen.
Muͤßt’ er dem Feind’ im Treffen ſelbſt begegnen,
Ich ſpraͤche noch, zieh hin, und Gott mit dir:
Was werd’ ich jetzt ihn weigern, da er nur
Die Waͤlle, die geebneten, in Utrecht,
Vor Knaben ſoll, und ihren Spielen ſchuͤtzen.
Inzwiſchen, lieber Herr, ihr zuͤrnt mir nicht —
Wenn ich die Mai’n in unſerm Garten rings
Dem Pfingſtfeſt roͤthlich ſeh’ entgegen knospen,
So kann ich mich der Thraͤnen nicht enthalten:
Denk’ ich doch ſonſt, und thue, wie ich ſoll.
Walter.
Verhuͤt’ auch Gott, daß ich darum dir zuͤrne.
Sprich weiter.
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Zitationshilfe: | Kleist, Heinrich von: Der zerbrochne Krug. Berlin, 1811, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_krug_1811/156>, abgerufen am 23.07.2024. |