Kleist, Heinrich von: Der zerbrochne Krug. Berlin, 1811. Walter. Ich prüft' ihn, vor drei Jahren, an der Kelter. Adam (schenkt wieder ein). Walter. -- Wie hoch ist euer Fenster -- dort! Frau Marthe. Frau Marthe. Mein Fenster? Walter. Das Fenster jener Kammer ja, Worin die Jungfer schläft? Frau Marthe. Die Kammer zwar Ist nur vom ersten Stock, ein Keller drunter, Mehr als neun Fuß das Fenster nicht vom Boden; Jedoch die ganze, wohlerwogene Gelegenheit sehr ungeschickt zum Springen. Denn auf zwei Fuß steht von der Wand ein Weinstock, Der seine knot'gen Aeste rankend hin Durch ein Spalier treibt, längs der ganzen Wand: Das Fenster selbst ist noch davon umstrickt. Es würd' ein Eber, ein gewaffneter, Müh mit den Fängern haben, durchzubrechen. Adam. Es hing auch keiner drin. (er schenkt sich ein). Walter. Meint ihr? Walter. Ich pruͤft’ ihn, vor drei Jahren, an der Kelter. Adam (ſchenkt wieder ein). Walter. — Wie hoch iſt euer Fenſter — dort! Frau Marthe. Frau Marthe. Mein Fenſter? Walter. Das Fenſter jener Kammer ja, Worin die Jungfer ſchlaͤft? Frau Marthe. Die Kammer zwar Iſt nur vom erſten Stock, ein Keller drunter, Mehr als neun Fuß das Fenſter nicht vom Boden; Jedoch die ganze, wohlerwogene Gelegenheit ſehr ungeſchickt zum Springen. Denn auf zwei Fuß ſteht von der Wand ein Weinſtock, Der ſeine knot’gen Aeſte rankend hin Durch ein Spalier treibt, laͤngs der ganzen Wand: Das Fenſter ſelbſt iſt noch davon umſtrickt. Es wuͤrd’ ein Eber, ein gewaffneter, Muͤh mit den Faͤngern haben, durchzubrechen. Adam. Es hing auch keiner drin. (er ſchenkt ſich ein). Walter. Meint ihr? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0116" n="110"/> <sp who="#WAL"> <speaker><hi rendition="#g">Walter</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich pruͤft’ ihn, vor drei Jahren, an der Kelter.</p> </sp><lb/> <sp who="#ADA"> <speaker> <hi rendition="#g">Adam</hi> </speaker> <stage>(ſchenkt wieder ein).</stage> </sp><lb/> <sp who="#WAL"> <speaker><hi rendition="#g">Walter</hi>.</speaker><lb/> <p>— Wie hoch iſt euer Fenſter — dort! Frau Marthe.</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker><hi rendition="#g">Frau Marthe</hi>.</speaker><lb/> <p>Mein Fenſter?</p> </sp><lb/> <sp who="#WAL"> <speaker><hi rendition="#g">Walter</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Das Fenſter jener Kammer ja,</hi><lb/> Worin die Jungfer ſchlaͤft?</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker><hi rendition="#g">Frau Marthe</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Die Kammer zwar</hi><lb/> Iſt nur vom erſten Stock, ein Keller drunter,<lb/> Mehr als neun Fuß das Fenſter nicht vom Boden;<lb/> Jedoch die ganze, wohlerwogene<lb/> Gelegenheit ſehr ungeſchickt zum Springen.<lb/> Denn auf zwei Fuß ſteht von der Wand ein Weinſtock,<lb/> Der ſeine knot’gen Aeſte rankend hin<lb/> Durch ein Spalier treibt, laͤngs der ganzen Wand:<lb/> Das Fenſter ſelbſt iſt noch davon umſtrickt.<lb/> Es wuͤrd’ ein Eber, ein gewaffneter,<lb/> Muͤh mit den Faͤngern haben, durchzubrechen.</p> </sp><lb/> <sp who="#ADA"> <speaker><hi rendition="#g">Adam</hi>.</speaker><lb/> <p>Es hing auch keiner drin.</p><lb/> <stage>(er ſchenkt ſich ein).</stage> </sp><lb/> <sp who="#WAL"> <speaker><hi rendition="#g">Walter</hi>.</speaker><lb/> <p> <hi rendition="#et">Meint ihr?</hi> </p> </sp><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [110/0116]
Walter.
Ich pruͤft’ ihn, vor drei Jahren, an der Kelter.
Adam (ſchenkt wieder ein).
Walter.
— Wie hoch iſt euer Fenſter — dort! Frau Marthe.
Frau Marthe.
Mein Fenſter?
Walter.
Das Fenſter jener Kammer ja,
Worin die Jungfer ſchlaͤft?
Frau Marthe.
Die Kammer zwar
Iſt nur vom erſten Stock, ein Keller drunter,
Mehr als neun Fuß das Fenſter nicht vom Boden;
Jedoch die ganze, wohlerwogene
Gelegenheit ſehr ungeſchickt zum Springen.
Denn auf zwei Fuß ſteht von der Wand ein Weinſtock,
Der ſeine knot’gen Aeſte rankend hin
Durch ein Spalier treibt, laͤngs der ganzen Wand:
Das Fenſter ſelbſt iſt noch davon umſtrickt.
Es wuͤrd’ ein Eber, ein gewaffneter,
Muͤh mit den Faͤngern haben, durchzubrechen.
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Zitationshilfe: | Kleist, Heinrich von: Der zerbrochne Krug. Berlin, 1811, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_krug_1811/116>, abgerufen am 17.02.2025. |