Kleist, Heinrich von: Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe. Berlin, 1810. Graf vom Strahl. Ist Friedrich Strahl, ihr hört's. Es thut mir Leid, Daß ich euch keinen bessern nennen kann. Kunigunde (steht auf). Ihr Himmlischen! Wie prüft ihr dieses Herz? Gottschalk (heimlich). Die Thurneck? hört' ich recht? Flammberg (erstaunt). Bei Gott! Sie ist's! (Pause). Kunigunde. Es sei. Es soll mir das Gefühl, das hier In diesem Busen sich entflammt, nicht stören. Ich will nichts denken, fühlen will ich nichts, Als Unschuld, Ehre, Leben, Rettung -- Schutz Vor diesem Wolf, der hier am Boden liegt. -- Komm her, du lieber, goldner Knabe, du, Der mich befreit, nimm diesen Ring von mir, Es ist jetzt Alles, was ich geben kann: Einst lohn' ich würdiger, du junger Held, Die That dir, die mein Band gelös't, die muthige, Die mich vor Schmach bewahrt, die mich errettet, Die That, die mich zur Seeligen gemacht! (sie wendet sich zum Grafen). Euch, mein Gebieter -- Euer nenn' ich Alles, Graf vom Strahl. Iſt Friedrich Strahl, ihr hört's. Es thut mir Leid, Daß ich euch keinen beſſern nennen kann. Kunigunde (ſteht auf). Ihr Himmliſchen! Wie prüft ihr dieſes Herz? Gottſchalk (heimlich). Die Thurneck? hört' ich recht? Flammberg (erſtaunt). Bei Gott! Sie iſt's! (Pauſe). Kunigunde. Es ſei. Es ſoll mir das Gefühl, das hier In dieſem Buſen ſich entflammt, nicht ſtören. Ich will nichts denken, fühlen will ich nichts, Als Unſchuld, Ehre, Leben, Rettung — Schutz Vor dieſem Wolf, der hier am Boden liegt. — Komm her, du lieber, goldner Knabe, du, Der mich befreit, nimm dieſen Ring von mir, Es iſt jetzt Alles, was ich geben kann: Einſt lohn' ich würdiger, du junger Held, Die That dir, die mein Band gelöſ't, die muthige, Die mich vor Schmach bewahrt, die mich errettet, Die That, die mich zur Seeligen gemacht! (ſie wendet ſich zum Grafen). Euch, mein Gebieter — Euer nenn' ich Alles, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0082" n="76"/> <sp who="#STAR"> <speaker><hi rendition="#g">Graf vom Strahl</hi>.</speaker><lb/> <p>Iſt Friedrich Strahl, ihr hört's. Es thut mir Leid,<lb/> Daß ich euch keinen beſſern nennen kann.</p> </sp><lb/> <sp who="#KUN"> <speaker> <hi rendition="#g">Kunigunde</hi> </speaker> <stage>(ſteht auf).</stage><lb/> <p>Ihr Himmliſchen! Wie prüft ihr dieſes Herz?</p> </sp><lb/> <sp who="#GOT"> <speaker> <hi rendition="#g">Gottſchalk</hi> </speaker> <stage>(heimlich).</stage><lb/> <p>Die Thurneck? hört' ich recht?</p> </sp><lb/> <sp who="#FLA"> <speaker> <hi rendition="#g">Flammberg</hi> </speaker> <stage>(erſtaunt).</stage><lb/> <p>Bei Gott! Sie iſt's!</p><lb/> <stage>(Pauſe).</stage> </sp><lb/> <sp who="#KUN"> <speaker><hi rendition="#g">Kunigunde</hi>.</speaker><lb/> <p>Es ſei. Es ſoll mir das Gefühl, das hier<lb/> In dieſem Buſen ſich entflammt, nicht ſtören.<lb/> Ich will nichts denken, fühlen will ich nichts,<lb/> Als Unſchuld, Ehre, Leben, Rettung — Schutz<lb/> Vor dieſem Wolf, der hier am Boden liegt. —<lb/> Komm her, du lieber, goldner Knabe, du,<lb/> Der mich befreit, nimm dieſen Ring von mir,<lb/> Es iſt jetzt Alles, was ich geben kann:<lb/> Einſt lohn' ich würdiger, du junger Held,<lb/> Die That dir, die mein Band gelöſ't, die muthige,<lb/> Die mich vor Schmach bewahrt, die mich errettet,<lb/> Die That, die mich zur Seeligen gemacht!<lb/><stage>(ſie wendet ſich zum <hi rendition="#g">Grafen</hi>).</stage><lb/> Euch, mein Gebieter — Euer nenn' ich Alles,<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [76/0082]
Graf vom Strahl.
Iſt Friedrich Strahl, ihr hört's. Es thut mir Leid,
Daß ich euch keinen beſſern nennen kann.
Kunigunde (ſteht auf).
Ihr Himmliſchen! Wie prüft ihr dieſes Herz?
Gottſchalk (heimlich).
Die Thurneck? hört' ich recht?
Flammberg (erſtaunt).
Bei Gott! Sie iſt's!
(Pauſe).
Kunigunde.
Es ſei. Es ſoll mir das Gefühl, das hier
In dieſem Buſen ſich entflammt, nicht ſtören.
Ich will nichts denken, fühlen will ich nichts,
Als Unſchuld, Ehre, Leben, Rettung — Schutz
Vor dieſem Wolf, der hier am Boden liegt. —
Komm her, du lieber, goldner Knabe, du,
Der mich befreit, nimm dieſen Ring von mir,
Es iſt jetzt Alles, was ich geben kann:
Einſt lohn' ich würdiger, du junger Held,
Die That dir, die mein Band gelöſ't, die muthige,
Die mich vor Schmach bewahrt, die mich errettet,
Die That, die mich zur Seeligen gemacht!
(ſie wendet ſich zum Grafen).
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Zitationshilfe: | Kleist, Heinrich von: Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe. Berlin, 1810, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_kaethchen_1810/82>, abgerufen am 04.07.2024. |