Kleist, Heinrich von: Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe. Berlin, 1810.Neunter Auftritt. Kunigunde und Rosalie. (Pause). Kunigunde (ausbrechend). Er weiß, umsonst ist's, Alles hilft zu nichts, Er hat's gesehn, es ist um mich gethan! Rosalie. Er weiß es nicht! Kunigunde. Er weiß! Rosalie. Er weiß es nicht! Ihr klagt, und ich, vor Freuden mögt' ich hüpfen. Er steht im Wahn, daß die, die hier gesessen, Sybille, meine Mutter, sei gewesen; Und nimmer war ein Zufall glücklicher Als daß sie just in eurem Zimmer war; Schnee, im Gebirg gesammelt, wollte sie, Zum Waschen eben euch in's Becken tragen. Kunigunde. Du sahst, wie er mich prüfte, mich ermaß. Rosalie. Gleichviel! Er traut den Augen nicht! Ich bin So fröhlich, wie ein Eichhorn in den Fichten! Laßt sein, daß ihm von fern ein Zweifel kam; Neunter Auftritt. Kunigunde und Roſalie. (Pauſe). Kunigunde (ausbrechend). Er weiß, umſonſt iſt's, Alles hilft zu nichts, Er hat's geſehn, es iſt um mich gethan! Roſalie. Er weiß es nicht! Kunigunde. Er weiß! Roſalie. Er weiß es nicht! Ihr klagt, und ich, vor Freuden mögt' ich hüpfen. Er ſteht im Wahn, daß die, die hier geſeſſen, Sybille, meine Mutter, ſei geweſen; Und nimmer war ein Zufall glücklicher Als daß ſie juſt in eurem Zimmer war; Schnee, im Gebirg geſammelt, wollte ſie, Zum Waſchen eben euch in's Becken tragen. Kunigunde. Du ſahſt, wie er mich prüfte, mich ermaß. Roſalie. Gleichviel! Er traut den Augen nicht! Ich bin So fröhlich, wie ein Eichhorn in den Fichten! Laßt ſein, daß ihm von fern ein Zweifel kam; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0190" n="184"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Neunter Auftritt</hi>.</hi> </head><lb/> <stage>Kunigunde und Roſalie.</stage><lb/> <stage>(Pauſe).</stage><lb/> <sp who="#KUN"> <speaker> <hi rendition="#g">Kunigunde</hi> </speaker> <stage>(ausbrechend).</stage><lb/> <p>Er weiß, umſonſt iſt's, Alles hilft zu nichts,<lb/> Er hat's geſehn, es iſt um mich gethan!</p> </sp><lb/> <sp who="#ROS"> <speaker><hi rendition="#g">Roſalie</hi>.</speaker><lb/> <p>Er weiß es nicht!</p> </sp><lb/> <sp who="#KUN"> <speaker><hi rendition="#g">Kunigunde</hi>.</speaker><lb/> <p>Er weiß!</p> </sp><lb/> <sp who="#ROS"> <speaker><hi rendition="#g">Roſalie</hi>.</speaker><lb/> <p>Er weiß es nicht!<lb/> Ihr klagt, und ich, vor Freuden mögt' ich hüpfen.<lb/> Er ſteht im Wahn, daß die, die hier geſeſſen,<lb/> Sybille, meine Mutter, ſei geweſen;<lb/> Und nimmer war ein Zufall glücklicher<lb/> Als daß ſie juſt in eurem Zimmer war;<lb/> Schnee, im Gebirg geſammelt, wollte ſie,<lb/> Zum Waſchen eben euch in's Becken tragen.</p> </sp><lb/> <sp who="#KUN"> <speaker><hi rendition="#g">Kunigunde</hi>.</speaker><lb/> <p>Du ſahſt, wie er mich prüfte, mich ermaß.</p> </sp><lb/> <sp who="#ROS"> <speaker><hi rendition="#g">Roſalie</hi>.</speaker><lb/> <p>Gleichviel! Er traut den Augen nicht! Ich bin<lb/> So fröhlich, wie ein Eichhorn in den Fichten!<lb/> Laßt ſein, daß ihm von fern ein Zweifel kam;<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [184/0190]
Neunter Auftritt.
Kunigunde und Roſalie.
(Pauſe).
Kunigunde (ausbrechend).
Er weiß, umſonſt iſt's, Alles hilft zu nichts,
Er hat's geſehn, es iſt um mich gethan!
Roſalie.
Er weiß es nicht!
Kunigunde.
Er weiß!
Roſalie.
Er weiß es nicht!
Ihr klagt, und ich, vor Freuden mögt' ich hüpfen.
Er ſteht im Wahn, daß die, die hier geſeſſen,
Sybille, meine Mutter, ſei geweſen;
Und nimmer war ein Zufall glücklicher
Als daß ſie juſt in eurem Zimmer war;
Schnee, im Gebirg geſammelt, wollte ſie,
Zum Waſchen eben euch in's Becken tragen.
Kunigunde.
Du ſahſt, wie er mich prüfte, mich ermaß.
Roſalie.
Gleichviel! Er traut den Augen nicht! Ich bin
So fröhlich, wie ein Eichhorn in den Fichten!
Laßt ſein, daß ihm von fern ein Zweifel kam;
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