Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kleist, Heinrich von: Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite
Flammberg.
Nein!
Freiburg.
So will ich es dir sagen. Sie ist eine mosaische
Arbeit, aus allen drei Reichen der Natur zusammen-
gesetzt. Ihre Zähne gehören einem Mädchen aus Mün-
chen, ihre Haare sind aus Frankreich verschrieben,
ihrer Wangen Gesundheit kommt aus den Bergwer-
ken in Ungarn, und den Wuchs, den ihr an ihr bewun-
dert, hat sie einem Hemde zu danken, das ihr der
Schmidt, aus schwedischem Eisen, verfertigt hat. --
Hast du verstanden?
Flammberg.
Was!
Freiburg.
Meinen Empfehl an deinen Herrn!
(ab).
Georg.
Den meinigen auch! -- Der Graf ist bereits nach
der Strahlburg zurück; sag' ihm wenn er den Haupt-
schlüssel nehmen, und sie in der Morgenstunde, wenn
ihre Reize auf den Stühlen liegen, überraschen wolle,
so könne er seine eigne Bildsäule werden und sich, zur
Verewigung seiner Heldenthat, bei der Köhlerhütte
aufstellen lassen!

(ab).

Flammberg.
Nein!
Freiburg.
So will ich es dir ſagen. Sie iſt eine moſaiſche
Arbeit, aus allen drei Reichen der Natur zuſammen-
geſetzt. Ihre Zähne gehören einem Mädchen aus Mün-
chen, ihre Haare ſind aus Frankreich verſchrieben,
ihrer Wangen Geſundheit kommt aus den Bergwer-
ken in Ungarn, und den Wuchs, den ihr an ihr bewun-
dert, hat ſie einem Hemde zu danken, das ihr der
Schmidt, aus ſchwediſchem Eiſen, verfertigt hat. —
Haſt du verſtanden?
Flammberg.
Was!
Freiburg.
Meinen Empfehl an deinen Herrn!
(ab).
Georg.
Den meinigen auch! — Der Graf iſt bereits nach
der Strahlburg zurück; ſag' ihm wenn er den Haupt-
ſchlüſſel nehmen, und ſie in der Morgenſtunde, wenn
ihre Reize auf den Stühlen liegen, überraſchen wolle,
ſo könne er ſeine eigne Bildſäule werden und ſich, zur
Verewigung ſeiner Heldenthat, bei der Köhlerhütte
aufſtellen laſſen!

(ab).

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0184" n="178"/>
          <sp who="#FLA">
            <speaker><hi rendition="#g">Flammberg</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Nein!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FRE">
            <speaker><hi rendition="#g">Freiburg</hi>.</speaker><lb/>
            <p>So will ich es dir &#x017F;agen. Sie i&#x017F;t eine mo&#x017F;ai&#x017F;che<lb/>
Arbeit, aus allen drei Reichen der Natur zu&#x017F;ammen-<lb/>
ge&#x017F;etzt. Ihre Zähne gehören einem Mädchen aus Mün-<lb/>
chen, ihre Haare &#x017F;ind aus Frankreich ver&#x017F;chrieben,<lb/>
ihrer Wangen Ge&#x017F;undheit kommt aus den Bergwer-<lb/>
ken in Ungarn, und den Wuchs, den ihr an ihr bewun-<lb/>
dert, hat &#x017F;ie einem Hemde zu danken, das ihr der<lb/>
Schmidt, aus &#x017F;chwedi&#x017F;chem Ei&#x017F;en, verfertigt hat. &#x2014;<lb/>
Ha&#x017F;t du ver&#x017F;tanden?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FLA">
            <speaker><hi rendition="#g">Flammberg</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Was!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FRE">
            <speaker><hi rendition="#g">Freiburg</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Meinen Empfehl an deinen Herrn!</p><lb/>
            <stage>(ab).</stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GEOR">
            <speaker><hi rendition="#g">Georg</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Den meinigen auch! &#x2014; Der Graf i&#x017F;t bereits nach<lb/>
der Strahlburg zurück; &#x017F;ag' ihm wenn er den Haupt-<lb/>
&#x017F;chlü&#x017F;&#x017F;el nehmen, und &#x017F;ie in der Morgen&#x017F;tunde, wenn<lb/>
ihre Reize auf den Stühlen liegen, überra&#x017F;chen wolle,<lb/>
&#x017F;o könne er &#x017F;eine eigne Bild&#x017F;äule werden und &#x017F;ich, zur<lb/>
Verewigung &#x017F;einer Heldenthat, bei der Köhlerhütte<lb/>
auf&#x017F;tellen la&#x017F;&#x017F;en!</p><lb/>
            <stage>(ab).</stage><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[178/0184] Flammberg. Nein! Freiburg. So will ich es dir ſagen. Sie iſt eine moſaiſche Arbeit, aus allen drei Reichen der Natur zuſammen- geſetzt. Ihre Zähne gehören einem Mädchen aus Mün- chen, ihre Haare ſind aus Frankreich verſchrieben, ihrer Wangen Geſundheit kommt aus den Bergwer- ken in Ungarn, und den Wuchs, den ihr an ihr bewun- dert, hat ſie einem Hemde zu danken, das ihr der Schmidt, aus ſchwediſchem Eiſen, verfertigt hat. — Haſt du verſtanden? Flammberg. Was! Freiburg. Meinen Empfehl an deinen Herrn! (ab). Georg. Den meinigen auch! — Der Graf iſt bereits nach der Strahlburg zurück; ſag' ihm wenn er den Haupt- ſchlüſſel nehmen, und ſie in der Morgenſtunde, wenn ihre Reize auf den Stühlen liegen, überraſchen wolle, ſo könne er ſeine eigne Bildſäule werden und ſich, zur Verewigung ſeiner Heldenthat, bei der Köhlerhütte aufſtellen laſſen! (ab).

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_kaethchen_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_kaethchen_1810/184
Zitationshilfe: Kleist, Heinrich von: Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe. Berlin, 1810, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_kaethchen_1810/184>, abgerufen am 04.05.2024.