Kleist, Heinrich von: Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe. Berlin, 1810.
Und denke du, du seist's, die darin rauscht: Und eben von dem Rand ins Becken steigend, Erblickt mein Aug' -- Eleonore. Nun, was? wen? Sprich! Käthchen. Was sag' ich! Du mußt sogleich zum Grafen, Leonore, Und von der ganzen Sach' ihn unterrichten. Eleonore. Mein Kind! Wenn ich nur wüßte, was es wäre? Käthchen. -- Doch ihm nicht sagen, nein, um's Himmels willen, Daß es von mir kommt. Hörst du? Eher wollt' ich, Daß er den Gräuel nimmermehr entdeckte. Eleonore. In welchen Räthseln sprichst du, liebstes Käth- chen? Was für ein Gräu'l? Was ist's, das du erschaut? Käthchen. Ach, Leonor', ich fühle, es ist besser, Das Wort kommt über meine Lippen nie! Durch mich kann er, durch mich, enttäuscht nicht werden!
Und denke du, du ſeiſt's, die darin rauſcht: Und eben von dem Rand ins Becken ſteigend, Erblickt mein Aug' — Eleonore. Nun, was? wen? Sprich! Käthchen. Was ſag' ich! Du mußt ſogleich zum Grafen, Leonore, Und von der ganzen Sach' ihn unterrichten. Eleonore. Mein Kind! Wenn ich nur wüßte, was es wäre? Käthchen. — Doch ihm nicht ſagen, nein, um's Himmels willen, Daß es von mir kommt. Hörſt du? Eher wollt' ich, Daß er den Gräuel nimmermehr entdeckte. Eleonore. In welchen Räthſeln ſprichſt du, liebſtes Käth- chen? Was für ein Gräu'l? Was iſt's, das du erſchaut? Käthchen. Ach, Leonor', ich fühle, es iſt beſſer, Das Wort kommt über meine Lippen nie! Durch mich kann er, durch mich, enttäuſcht nicht werden! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#KAET"> <p><pb facs="#f0171" n="165"/> Und denke du, du ſeiſt's, die darin rauſcht:<lb/> Und eben von dem Rand ins Becken ſteigend,<lb/> Erblickt mein Aug' —</p> </sp><lb/> <sp who="#ELE"> <speaker><hi rendition="#g">Eleonore</hi>.</speaker><lb/> <p>Nun, was? wen? Sprich!</p> </sp><lb/> <sp who="#KAET"> <speaker><hi rendition="#g">Käthchen</hi>.</speaker><lb/> <p>Was ſag' ich!<lb/> Du mußt ſogleich zum Grafen, Leonore,<lb/> Und von der ganzen Sach' ihn unterrichten.</p> </sp><lb/> <sp who="#ELE"> <speaker><hi rendition="#g">Eleonore</hi>.</speaker><lb/> <p>Mein Kind! Wenn ich nur wüßte, was es wäre?</p> </sp><lb/> <sp who="#KAET"> <speaker><hi rendition="#g">Käthchen</hi>.</speaker><lb/> <p>— Doch ihm nicht ſagen, nein, um's Himmels<lb/> willen,<lb/> Daß es von mir kommt. Hörſt du? Eher wollt' ich,<lb/> Daß er den Gräuel nimmermehr entdeckte.</p> </sp><lb/> <sp who="#ELE"> <speaker><hi rendition="#g">Eleonore</hi>.</speaker><lb/> <p>In welchen Räthſeln ſprichſt du, liebſtes Käth-<lb/> chen?<lb/> Was für ein Gräu'l? Was iſt's, das du erſchaut?</p> </sp><lb/> <sp who="#KAET"> <speaker><hi rendition="#g">Käthchen</hi>.</speaker><lb/> <p>Ach, Leonor', ich fühle, es iſt beſſer,<lb/> Das Wort kommt über meine Lippen nie!<lb/> Durch mich kann er, durch mich, enttäuſcht nicht<lb/> werden!</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [165/0171]
Und denke du, du ſeiſt's, die darin rauſcht:
Und eben von dem Rand ins Becken ſteigend,
Erblickt mein Aug' —
Eleonore.
Nun, was? wen? Sprich!
Käthchen.
Was ſag' ich!
Du mußt ſogleich zum Grafen, Leonore,
Und von der ganzen Sach' ihn unterrichten.
Eleonore.
Mein Kind! Wenn ich nur wüßte, was es wäre?
Käthchen.
— Doch ihm nicht ſagen, nein, um's Himmels
willen,
Daß es von mir kommt. Hörſt du? Eher wollt' ich,
Daß er den Gräuel nimmermehr entdeckte.
Eleonore.
In welchen Räthſeln ſprichſt du, liebſtes Käth-
chen?
Was für ein Gräu'l? Was iſt's, das du erſchaut?
Käthchen.
Ach, Leonor', ich fühle, es iſt beſſer,
Das Wort kommt über meine Lippen nie!
Durch mich kann er, durch mich, enttäuſcht nicht
werden!
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Zitationshilfe: | Kleist, Heinrich von: Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe. Berlin, 1810, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_kaethchen_1810/171>, abgerufen am 03.07.2024. |