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Kleist, Heinrich von: Die Schlacht bei Fehrbellin. Berlin, 1822.

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Graf Heinrich.
Der Prinz kehrt gleich zu Dir zurück!
Obrist Kottwitz.
Wo ist er?
Graf Heinrich.
Er ritt ins Dorf, das Dir, versteckt in Büschen,
Zur Seite blieb. Er wird gleich wiederkommen.
Ein Officier.
Zur Nachtzeit, hör' ich, fiel er mit dem Pferd?
Graf Heinrich.
Ich glaube, ja!
Obrist Kottwitz.
Er fiel?
Graf Heinrich (wendet sich.)
Nichts von Bedeutung!
Sein Rappe scheute an der Mühle sich,
Jedoch, leichthin zur Seite niedergleitend,
That er auch nicht den mind'sten Schaden sich.
Es ist den Odem keiner Sorge werth.
Obrist Kottwitz (auf einen Hügel tretend.)
Ein schöner Tag, so wahr ich Leben athme!
Ein Tag, von Gott, dem hohen Herrn der Welt,
Gemacht zu süßerm Ding', als sich zu schlagen!
Die Sonne schimmert röthlich durch die Wolken,
Und die Gefühle flattern, mit der Lerche,
Zum heitern Duft des Himmels jubelnd auf!
Golz.
Hast du den Marschall Dörfling aufgefunden?
Obrist Kottwitz (kommt vorwärts.)
Zum Henker, nein! Was denkt die Excellenz?
Bin ich ein Pfeil, ein Vogel, ein Gedanke,
Daß er mich durch das ganze Schlachtfeld sprengt?
Ich war beim Vortrab, auf den Hackelhöhn,
Und in dem Hackelgrund, beim Hintertrab:
Graf Heinrich.
Der Prinz kehrt gleich zu Dir zurück!
Obriſt Kottwitz.
Wo iſt er?
Graf Heinrich.
Er ritt ins Dorf, das Dir, verſteckt in Büſchen,
Zur Seite blieb. Er wird gleich wiederkommen.
Ein Officier.
Zur Nachtzeit, hör’ ich, fiel er mit dem Pferd?
Graf Heinrich.
Ich glaube, ja!
Obriſt Kottwitz.
Er fiel?
Graf Heinrich (wendet ſich.)
Nichts von Bedeutung!
Sein Rappe ſcheute an der Mühle ſich,
Jedoch, leichthin zur Seite niedergleitend,
That er auch nicht den mind’ſten Schaden ſich.
Es iſt den Odem keiner Sorge werth.
Obriſt Kottwitz (auf einen Hügel tretend.)
Ein ſchöner Tag, ſo wahr ich Leben athme!
Ein Tag, von Gott, dem hohen Herrn der Welt,
Gemacht zu ſüßerm Ding’, als ſich zu ſchlagen!
Die Sonne ſchimmert röthlich durch die Wolken,
Und die Gefühle flattern, mit der Lerche,
Zum heitern Duft des Himmels jubelnd auf!
Golz.
Haſt du den Marſchall Dörfling aufgefunden?
Obriſt Kottwitz (kommt vorwärts.)
Zum Henker, nein! Was denkt die Excellenz?
Bin ich ein Pfeil, ein Vogel, ein Gedanke,
Daß er mich durch das ganze Schlachtfeld ſprengt?
Ich war beim Vortrab, auf den Hackelhöhn,
Und in dem Hackelgrund, beim Hintertrab:
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[25/0038] Graf Heinrich. Der Prinz kehrt gleich zu Dir zurück! Obriſt Kottwitz. Wo iſt er? Graf Heinrich. Er ritt ins Dorf, das Dir, verſteckt in Büſchen, Zur Seite blieb. Er wird gleich wiederkommen. Ein Officier. Zur Nachtzeit, hör’ ich, fiel er mit dem Pferd? Graf Heinrich. Ich glaube, ja! Obriſt Kottwitz. Er fiel? Graf Heinrich (wendet ſich.) Nichts von Bedeutung! Sein Rappe ſcheute an der Mühle ſich, Jedoch, leichthin zur Seite niedergleitend, That er auch nicht den mind’ſten Schaden ſich. Es iſt den Odem keiner Sorge werth. Obriſt Kottwitz (auf einen Hügel tretend.) Ein ſchöner Tag, ſo wahr ich Leben athme! Ein Tag, von Gott, dem hohen Herrn der Welt, Gemacht zu ſüßerm Ding’, als ſich zu ſchlagen! Die Sonne ſchimmert röthlich durch die Wolken, Und die Gefühle flattern, mit der Lerche, Zum heitern Duft des Himmels jubelnd auf! Golz. Haſt du den Marſchall Dörfling aufgefunden? Obriſt Kottwitz (kommt vorwärts.) Zum Henker, nein! Was denkt die Excellenz? Bin ich ein Pfeil, ein Vogel, ein Gedanke, Daß er mich durch das ganze Schlachtfeld ſprengt? Ich war beim Vortrab, auf den Hackelhöhn, Und in dem Hackelgrund, beim Hintertrab:

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Zitationshilfe: Kleist, Heinrich von: Die Schlacht bei Fehrbellin. Berlin, 1822, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_fehrbellin_1822/38>, abgerufen am 28.03.2024.