Kleist, Heinrich von: Die Schlacht bei Fehrbellin. Berlin, 1822.
Mich, mit arglist'ger Rednerkunst gesetzt, Mich, den Du weißt Dir zugethan, und einen Sachwalter ruf' ich mir, den Streit zu enden, Der meine Sache führt! (er klingelt, ein Bedienter tritt auf.) Prinz Friedrich Arthur -- Man führ' aus dem Gefängniß ihn hieher! (Der Bediente ab.) Der wird Dich lehren, das versichr' ich Dich, Was Kriegszucht und Gehorsam sey! Ein Schreiben Schickt' er mir mindstens zu, das anders lautet, Als der spitzfünd'ge Lehrbegriff der Freiheit, Den Du hier, wie ein Knabe mir entfaltet. (er stellt sich wieder an den Tisch und lies't.) Kottwitz (erstaunt.) Wen holt? -- Wen ruft? -- Oberst Hennings. Ihn selber? Graf Truchß. Nein, unmöglich! (die Officiere treten unruhig zusammen und sprechen mit einander.) Der Kurfürst. Von wem ist diese zweite Zuschrift hier? Graf Heinrich. Von mir, mein Fürst! Der Kurfürst (lies't) "Beweis, das Kurfürst Friedrich Des Prinzen That selbst" -- -- -- Nun, beim Himmel! Das nenn' ich keck! Was! Die Veranlassung, Du wälzest sie des Frevels, Den er sich in der Schlacht erlaubt, auf mich?
Mich, mit argliſt’ger Rednerkunſt geſetzt, Mich, den Du weißt Dir zugethan, und einen Sachwalter ruf’ ich mir, den Streit zu enden, Der meine Sache führt! (er klingelt, ein Bedienter tritt auf.) Prinz Friedrich Arthur — Man führ’ aus dem Gefängniß ihn hieher! (Der Bediente ab.) Der wird Dich lehren, das verſichr’ ich Dich, Was Kriegszucht und Gehorſam ſey! Ein Schreiben Schickt’ er mir mindſtens zu, das anders lautet, Als der ſpitzfünd’ge Lehrbegriff der Freiheit, Den Du hier, wie ein Knabe mir entfaltet. (er ſtellt ſich wieder an den Tiſch und lieſ’t.) Kottwitz (erſtaunt.) Wen holt? — Wen ruft? — Oberſt Hennings. Ihn ſelber? Graf Truchß. Nein, unmöglich! (die Officiere treten unruhig zuſammen und ſprechen mit einander.) Der Kurfürſt. Von wem iſt dieſe zweite Zuſchrift hier? Graf Heinrich. Von mir, mein Fürſt! Der Kurfürſt (lieſ’t) »Beweis, das Kurfürſt Friedrich Des Prinzen That ſelbſt« — — — Nun, beim Himmel! Das nenn’ ich keck! Was! Die Veranlaſſung, Du wälzeſt ſie des Frevels, Den er ſich in der Schlacht erlaubt, auf mich? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#KURF"> <p><pb facs="#f0105" n="92"/> Mich, mit argliſt’ger Rednerkunſt geſetzt,<lb/> Mich, den Du weißt Dir zugethan, und einen<lb/> Sachwalter ruf’ ich mir, den Streit zu enden,<lb/> Der meine Sache führt!</p><lb/> <stage>(er klingelt, ein <hi rendition="#g">Bedienter</hi> tritt auf.)</stage><lb/> <p>Prinz Friedrich Arthur —<lb/> Man führ’ aus dem Gefängniß ihn hieher!</p><lb/> <stage>(Der <hi rendition="#g">Bediente</hi> ab.)</stage><lb/> <p>Der wird Dich lehren, das verſichr’ ich Dich,<lb/> Was Kriegszucht und Gehorſam ſey! Ein Schreiben<lb/> Schickt’ er mir mindſtens zu, das anders lautet,<lb/> Als der ſpitzfünd’ge Lehrbegriff der Freiheit,<lb/> Den Du hier, wie ein Knabe mir entfaltet.</p><lb/> <stage>(er ſtellt ſich wieder an den Tiſch und lieſ’t.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#KOT"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Kottwitz</hi> </hi> </speaker><lb/> <stage>(erſtaunt.)</stage><lb/> <p>Wen holt? — Wen ruft? —</p> </sp><lb/> <sp who="#HEN"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Oberſt Hennings</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Ihn ſelber?</p> </sp><lb/> <sp who="#TRUCH"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Graf Truchß</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Nein, unmöglich!</p><lb/> <stage>(die <hi rendition="#g">Officiere</hi> treten unruhig zuſammen und ſprechen mit einander.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#KURF"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Der Kurfürſt</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Von wem iſt dieſe zweite Zuſchrift hier?</p> </sp><lb/> <sp who="#HEIN"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Graf Heinrich</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Von mir, mein Fürſt!</p> </sp><lb/> <sp who="#KURF"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Der Kurfürſt</hi> </hi> </speaker><lb/> <stage>(lieſ’t)</stage><lb/> <p>»Beweis, das Kurfürſt Friedrich<lb/> Des Prinzen That ſelbſt« — — — Nun, beim Himmel!<lb/> Das nenn’ ich keck!<lb/> Was! Die Veranlaſſung, Du wälzeſt ſie des Frevels,<lb/> Den er ſich in der Schlacht erlaubt, auf mich?</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [92/0105]
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Der meine Sache führt!
(er klingelt, ein Bedienter tritt auf.)
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Man führ’ aus dem Gefängniß ihn hieher!
(Der Bediente ab.)
Der wird Dich lehren, das verſichr’ ich Dich,
Was Kriegszucht und Gehorſam ſey! Ein Schreiben
Schickt’ er mir mindſtens zu, das anders lautet,
Als der ſpitzfünd’ge Lehrbegriff der Freiheit,
Den Du hier, wie ein Knabe mir entfaltet.
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Kottwitz
(erſtaunt.)
Wen holt? — Wen ruft? —
Oberſt Hennings.
Ihn ſelber?
Graf Truchß.
Nein, unmöglich!
(die Officiere treten unruhig zuſammen und ſprechen mit einander.)
Der Kurfürſt.
Von wem iſt dieſe zweite Zuſchrift hier?
Graf Heinrich.
Von mir, mein Fürſt!
Der Kurfürſt
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Des Prinzen That ſelbſt« — — — Nun, beim Himmel!
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Zitationshilfe: | Kleist, Heinrich von: Die Schlacht bei Fehrbellin. Berlin, 1822, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_fehrbellin_1822/105>, abgerufen am 04.07.2024. |