Kleist, Heinrich von: Amphitryon. Dresden, 1807.
In dieser heitern Nacht, wie, vor dem Gatten, Oft der Geliebte aus sich zeichnen kann; Doch da die Götter Eines und das And're In dir mir einigten, verzeih ich diesem Von Herzen gern, was der vielleicht verbrach. Jupiter. Versprich mir denn, daß dieses heitre Fest, Das wir jetzt frohem Wiedersehn gefeiert, Dir nicht aus dem Gedächtniß weichen soll; Daß du den Göttertag, den wir durchlebt, Geliebteste, mit deiner weitern Ehe Gemeinen Tag'-lauf nicht verwechseln willst. Versprich, sag' ich, daß du an mich willst denken, Wenn einst Amphitryon zurückgekehrt --? Alkmene. Nun ja. Was soll man dazu sagen? Jupiter. Dank dir! Es hat mehr Sinn und Deutung, als du glaubst. Leb' wohl, mich ruft die Pflicht.
In dieſer heitern Nacht, wie, vor dem Gatten, Oft der Geliebte aus ſich zeichnen kann; Doch da die Goͤtter Eines und das And’re In dir mir einigten, verzeih ich dieſem Von Herzen gern, was der vielleicht verbrach. Jupiter. Verſprich mir denn, daß dieſes heitre Feſt, Das wir jetzt frohem Wiederſehn gefeiert, Dir nicht aus dem Gedaͤchtniß weichen ſoll; Daß du den Goͤttertag, den wir durchlebt, Geliebteſte, mit deiner weitern Ehe Gemeinen Tag’-lauf nicht verwechſeln willſt. Verſprich, ſag’ ich, daß du an mich willſt denken, Wenn einſt Amphitryon zuruͤckgekehrt —? Alkmene. Nun ja. Was ſoll man dazu ſagen? Jupiter. Dank dir! Es hat mehr Sinn und Deutung, als du glaubſt. Leb’ wohl, mich ruft die Pflicht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#ALK"> <p><pb facs="#f0054" n="38"/> In dieſer heitern Nacht, wie, vor dem Gatten,<lb/> Oft der Geliebte aus ſich zeichnen kann;<lb/> Doch da die Goͤtter Eines und das And’re<lb/> In dir mir einigten, verzeih ich dieſem<lb/> Von Herzen gern, was der vielleicht verbrach.</p> </sp><lb/> <sp who="#JUP"> <speaker><hi rendition="#g">Jupiter</hi>.</speaker><lb/> <p>Verſprich mir denn, daß dieſes heitre Feſt,<lb/> Das wir jetzt frohem Wiederſehn gefeiert,<lb/> Dir nicht aus dem Gedaͤchtniß weichen ſoll;<lb/> Daß du den Goͤttertag, den wir durchlebt,<lb/> Geliebteſte, mit deiner weitern Ehe<lb/> Gemeinen Tag’-lauf nicht verwechſeln willſt.<lb/> Verſprich, ſag’ ich, daß du an mich willſt denken,<lb/> Wenn einſt Amphitryon <choice><sic>zuruͤckekehrt</sic><corr>zuruͤckgekehrt</corr></choice> —?</p> </sp><lb/> <sp who="#ALK"> <speaker><hi rendition="#g">Alkmene</hi>.</speaker><lb/> <p>Nun ja. Was ſoll man dazu ſagen?</p> </sp><lb/> <sp who="#JUP"> <speaker><hi rendition="#g">Jupiter</hi>.</speaker><lb/> <p>Dank dir!<lb/> Es hat mehr Sinn und Deutung, als du glaubſt.<lb/> Leb’ wohl, mich ruft die Pflicht.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [38/0054]
In dieſer heitern Nacht, wie, vor dem Gatten,
Oft der Geliebte aus ſich zeichnen kann;
Doch da die Goͤtter Eines und das And’re
In dir mir einigten, verzeih ich dieſem
Von Herzen gern, was der vielleicht verbrach.
Jupiter.
Verſprich mir denn, daß dieſes heitre Feſt,
Das wir jetzt frohem Wiederſehn gefeiert,
Dir nicht aus dem Gedaͤchtniß weichen ſoll;
Daß du den Goͤttertag, den wir durchlebt,
Geliebteſte, mit deiner weitern Ehe
Gemeinen Tag’-lauf nicht verwechſeln willſt.
Verſprich, ſag’ ich, daß du an mich willſt denken,
Wenn einſt Amphitryon zuruͤckgekehrt —?
Alkmene.
Nun ja. Was ſoll man dazu ſagen?
Jupiter.
Dank dir!
Es hat mehr Sinn und Deutung, als du glaubſt.
Leb’ wohl, mich ruft die Pflicht.
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Zitationshilfe: | Kleist, Heinrich von: Amphitryon. Dresden, 1807, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_amphytrion_1807/54>, abgerufen am 20.07.2024. |