Kleist, Heinrich von: Amphitryon. Dresden, 1807. Alkmene. Wenn sich Amphitryon mir -- ach, du quälst mich. Wie kann sich auch Amphitryon mir zeigen, Da ich Amphitryon in Armen halte? Jupiter. Und dennoch könnt'st du leicht den Gott in Armen halten, Im Wahn, es sei Amphitryon. Warum soll dein Gefühl dich überraschen? Wenn ich, der Gott, dich hier umschlungen hielte, Und jetzo dein Amphitryon sich zeigte, Wie würd' dein Herz sich wohl erklären? Alkmene. Wenn du, der Gott, mich hier umschlungen hieltest Und jetzo sich Amphitryon mir zeigte, Ja -- dann so traurig würd' ich sein, und wünschen, Daß er der Gott mir wäre, und daß du Amphitryon mir bliebst, wie du es bist. Alkmene. Wenn ſich Amphitryon mir — ach, du quaͤlſt mich. Wie kann ſich auch Amphitryon mir zeigen, Da ich Amphitryon in Armen halte? Jupiter. Und dennoch koͤnnt’ſt du leicht den Gott in Armen halten, Im Wahn, es ſei Amphitryon. Warum ſoll dein Gefuͤhl dich uͤberraſchen? Wenn ich, der Gott, dich hier umſchlungen hielte, Und jetzo dein Amphitryon ſich zeigte, Wie wuͤrd’ dein Herz ſich wohl erklaͤren? Alkmene. Wenn du, der Gott, mich hier umſchlungen hielteſt Und jetzo ſich Amphitryon mir zeigte, Ja — dann ſo traurig wuͤrd’ ich ſein, und wuͤnſchen, Daß er der Gott mir waͤre, und daß du Amphitryon mir bliebſt, wie du es biſt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0133" n="117"/> <sp who="#ALK"> <speaker><hi rendition="#g">Alkmene</hi>.</speaker><lb/> <p>Wenn ſich Amphitryon mir — ach, du quaͤlſt<lb/> mich.<lb/> Wie kann ſich auch Amphitryon mir zeigen,<lb/> Da ich Amphitryon in Armen halte?</p> </sp><lb/> <sp who="#JUP"> <speaker><hi rendition="#g">Jupiter</hi>.</speaker><lb/> <p>Und dennoch koͤnnt’ſt du leicht den Gott in Armen<lb/> halten,<lb/> Im Wahn, es ſei Amphitryon.<lb/> Warum ſoll dein Gefuͤhl dich uͤberraſchen?<lb/> Wenn ich, der Gott, dich hier umſchlungen hielte,<lb/> Und jetzo dein Amphitryon ſich zeigte,<lb/> Wie wuͤrd’ dein Herz ſich wohl erklaͤren?</p> </sp><lb/> <sp who="#ALK"> <speaker><hi rendition="#g">Alkmene</hi>.</speaker><lb/> <p>Wenn du, der Gott, mich hier umſchlungen<lb/> hielteſt<lb/> Und jetzo ſich Amphitryon mir zeigte,<lb/> Ja — dann ſo traurig wuͤrd’ ich ſein, und<lb/> wuͤnſchen,<lb/> Daß er der Gott mir waͤre, und daß du<lb/> Amphitryon mir bliebſt, wie du es biſt.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [117/0133]
Alkmene.
Wenn ſich Amphitryon mir — ach, du quaͤlſt
mich.
Wie kann ſich auch Amphitryon mir zeigen,
Da ich Amphitryon in Armen halte?
Jupiter.
Und dennoch koͤnnt’ſt du leicht den Gott in Armen
halten,
Im Wahn, es ſei Amphitryon.
Warum ſoll dein Gefuͤhl dich uͤberraſchen?
Wenn ich, der Gott, dich hier umſchlungen hielte,
Und jetzo dein Amphitryon ſich zeigte,
Wie wuͤrd’ dein Herz ſich wohl erklaͤren?
Alkmene.
Wenn du, der Gott, mich hier umſchlungen
hielteſt
Und jetzo ſich Amphitryon mir zeigte,
Ja — dann ſo traurig wuͤrd’ ich ſein, und
wuͤnſchen,
Daß er der Gott mir waͤre, und daß du
Amphitryon mir bliebſt, wie du es biſt.
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Zitationshilfe: | Kleist, Heinrich von: Amphitryon. Dresden, 1807, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_amphytrion_1807/133>, abgerufen am 16.07.2024. |