Kleinpaul, Ernst: Die Lehre von den Formen und Gattungen der deutschen Dichtkunst. Für höhere Lehranstalten, so wie zum Selbstunterricht. Barmen, 1843.pkl_099.001 §. 146. Die Haupttheile der Cantate sind: pkl_099.011 Die Arie nähert sich am meisten dem Liede. Sie pkl_099.019 Jm Chore vereinigen sich alle oder doch viele pkl_099.025 §. 147. Man unterscheidet geistliche und weltliche pkl_099.028 pkl_099.001 §. 146. Die Haupttheile der Cantate sind: pkl_099.011 Die Arie nähert sich am meisten dem Liede. Sie pkl_099.019 Jm Chore vereinigen sich alle oder doch viele pkl_099.025 §. 147. Man unterscheidet geistliche und weltliche pkl_099.028 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0125" n="99"/><lb n="pkl_099.001"/> freier Spielraum bleibt. Ein Gleiches gilt von denjenigen <lb n="pkl_099.002"/> Stellen des Gedichts, die <hi rendition="#g">epischen</hi> Charakters <lb n="pkl_099.003"/> sind: sie dürfen das Lyrische nie in den Hintergrund <lb n="pkl_099.004"/> drängen. Vor Allem hat aber der Dichter die <hi rendition="#g">musikalische</hi> <lb n="pkl_099.005"/> Bestimmung der Cantate immer im Auge <lb n="pkl_099.006"/> zu behalten. Er muß Alles fern halten, was sich für <lb n="pkl_099.007"/> die Composition nicht eignet oder dieselbe erschwert, und <lb n="pkl_099.008"/> dagegen Alles benutzen, was dieselbe erleichtern, ihren <lb n="pkl_099.009"/> Werth erhöhen kann.</p> <lb n="pkl_099.010"/> <p> §. 146. Die <hi rendition="#g">Haupttheile</hi> der Cantate sind: <lb n="pkl_099.011"/> das <hi rendition="#g">Recitativ,</hi> die <hi rendition="#g">Arie</hi> und der <hi rendition="#g">Chor.</hi> Der Jnhalt <lb n="pkl_099.012"/> des <hi rendition="#g">Recitativ's</hi> ist entweder erzählend, oder beschreibend, <lb n="pkl_099.013"/> oder reflektirend; er bildet gleichsam die Basis der <lb n="pkl_099.014"/> Gefühle, welche in der Arie und dem Chor zur Darstellung <lb n="pkl_099.015"/> gelangen. Jn der Regel ist die Begleitung im <lb n="pkl_099.016"/> Recitativ höchst einfach gehalten und der Gesang erscheint <lb n="pkl_099.017"/> als eine <hi rendition="#g">musikalische Deklamation.</hi></p> <lb n="pkl_099.018"/> <p> Die <hi rendition="#g">Arie</hi> nähert sich am meisten dem Liede. Sie <lb n="pkl_099.019"/> tritt fast immer mit dem Reim und häufig in Strophenform <lb n="pkl_099.020"/> auf. Oft ist die Arie <hi rendition="#g">dialogisch</hi> gehalten, d. h. der <lb n="pkl_099.021"/> Ausdruck der Gefühle findet, abwechselnd oder vereint, <lb n="pkl_099.022"/> durch <hi rendition="#g">zwei, drei</hi> oder <hi rendition="#g">vier</hi> verschiedene Stimmen <lb n="pkl_099.023"/> statt. (<hi rendition="#g">Duett, Terzett, Quartett.</hi>)</p> <lb n="pkl_099.024"/> <p> Jm <hi rendition="#g">Chore</hi> vereinigen sich <hi rendition="#g">alle</hi> oder doch <hi rendition="#g">viele</hi> <lb n="pkl_099.025"/> der darstellenden Personen, um <hi rendition="#g">ein Gefühl</hi> auszudrücken, <lb n="pkl_099.026"/> das sie alle durchdringt.</p> <lb n="pkl_099.027"/> <p> §. 147. Man unterscheidet <hi rendition="#g">geistliche</hi> und <hi rendition="#g">weltliche <lb n="pkl_099.028"/> Cantaten.</hi> Wenn die geistlichen Cantaten im <lb n="pkl_099.029"/> <hi rendition="#g">größeren Style religiöse,</hi> besonders aber <hi rendition="#g">biblische</hi> <lb n="pkl_099.030"/> Stoffe behandeln, nennt man sie <hi rendition="#g">Oratorien.</hi> — <lb n="pkl_099.031"/> Kleinere, einfache Cantaten nennt man wohl <hi rendition="#g">Can- </hi></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [99/0125]
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freier Spielraum bleibt. Ein Gleiches gilt von denjenigen pkl_099.002
Stellen des Gedichts, die epischen Charakters pkl_099.003
sind: sie dürfen das Lyrische nie in den Hintergrund pkl_099.004
drängen. Vor Allem hat aber der Dichter die musikalische pkl_099.005
Bestimmung der Cantate immer im Auge pkl_099.006
zu behalten. Er muß Alles fern halten, was sich für pkl_099.007
die Composition nicht eignet oder dieselbe erschwert, und pkl_099.008
dagegen Alles benutzen, was dieselbe erleichtern, ihren pkl_099.009
Werth erhöhen kann.
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§. 146. Die Haupttheile der Cantate sind: pkl_099.011
das Recitativ, die Arie und der Chor. Der Jnhalt pkl_099.012
des Recitativ's ist entweder erzählend, oder beschreibend, pkl_099.013
oder reflektirend; er bildet gleichsam die Basis der pkl_099.014
Gefühle, welche in der Arie und dem Chor zur Darstellung pkl_099.015
gelangen. Jn der Regel ist die Begleitung im pkl_099.016
Recitativ höchst einfach gehalten und der Gesang erscheint pkl_099.017
als eine musikalische Deklamation.
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Die Arie nähert sich am meisten dem Liede. Sie pkl_099.019
tritt fast immer mit dem Reim und häufig in Strophenform pkl_099.020
auf. Oft ist die Arie dialogisch gehalten, d. h. der pkl_099.021
Ausdruck der Gefühle findet, abwechselnd oder vereint, pkl_099.022
durch zwei, drei oder vier verschiedene Stimmen pkl_099.023
statt. (Duett, Terzett, Quartett.)
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Jm Chore vereinigen sich alle oder doch viele pkl_099.025
der darstellenden Personen, um ein Gefühl auszudrücken, pkl_099.026
das sie alle durchdringt.
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§. 147. Man unterscheidet geistliche und weltliche pkl_099.028
Cantaten. Wenn die geistlichen Cantaten im pkl_099.029
größeren Style religiöse, besonders aber biblische pkl_099.030
Stoffe behandeln, nennt man sie Oratorien. — pkl_099.031
Kleinere, einfache Cantaten nennt man wohl Can-
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