Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klein, Felix: Über Riemann's Theorie der Algebraischen Functionen und ihrer Integrale. Leipzig, 1882.

Bild:
<< vorherige Seite

Wir schreiben dann wieder

und haben eine symmetrische Umformung mit der einen Uebergangscurve .

Neben die hiermit erläuterte erste Unterscheidung der symmetrischen Flächen nach der Zahl der Uebergangscurven stellt sich aber noch eine zweite. Ich will die Fälle von 0 oder Uebergangscurven einen Augenblick ausschliessen. Dann bietet sich von vorneherein eine doppelte Möglichkeit. Eine Zerschneidung der Fläche längs sämmtlicher Uebergangscurven mag nämlich entweder ein Zerfallen der Fläche herbeiführen, oder nicht. Es sei die Zahl der Uebergangscurven. Man zeigt dann leicht, dass ungerade sein muss, wenn ein Zerfallen eintreten soll. Eine weitere Beschränkung existirt nicht, wie man an Beispielen beweist. Wir wollen dementsprechend symmetrische Flächen der einen und der andern Art unterscheiden und den ersteren (den zerfallenden) Flächen die Fläche mit Uebergangscurven, den letzteren die Fläche ohne Uebergangscurve zurechnen.

Diese Sätze besitzen eine gewisse Analogie mit den Resultaten, welche in der analytischen Geometrie die gestaltliche Untersuchung der Curven von gegebenen p erzielt hat. Und in der That zeigt sich, dass diese Analogie eine begründete ist. Die analytische Geometrie beschäftigt sich bei jenen Untersuchungen (zunächst) nur mit solchen Gleichungen

welche reelle Coefficienten besitzen. Beachten wir zunächst, dass jede solche Gleichung über der z-Ebene in der That eine symmetrische Riemann'sche Fläche bestimmt, insofern ja die Gleichung und also auch die Fläche ungeändert bestehen bleibt, wenn man w und z gleichzeitig durch ihre conjugirten Werthe

Vergl. Harnack: Ueber die Vieltheiligkeit der ebenen algebraischen Curven, in Bd. 10 der Mathematischen Annalen, p. 189 ff.; vergleiche ferner p. 415, 416 daselbst, wo ich die Eintheilung jener Curven in zweierlei Arten gegeben habe. Vielleicht ist es zweckmässig, bei diesen Untersuchungen die Lehre von den symmetrischen Flächen und die Riemann'sche Theorie, so wie beide hier im Texte dargestellt werden, geradezu als Ausgangspunct zu wählen.

Wir schreiben dann wieder

und haben eine symmetrische Umformung mit der einen Uebergangscurve .

Neben die hiermit erläuterte erste Unterscheidung der symmetrischen Flächen nach der Zahl der Uebergangscurven stellt sich aber noch eine zweite. Ich will die Fälle von 0 oder Uebergangscurven einen Augenblick ausschliessen. Dann bietet sich von vorneherein eine doppelte Möglichkeit. Eine Zerschneidung der Fläche längs sämmtlicher Uebergangscurven mag nämlich entweder ein Zerfallen der Fläche herbeiführen, oder nicht. Es sei die Zahl der Uebergangscurven. Man zeigt dann leicht, dass ungerade sein muss, wenn ein Zerfallen eintreten soll. Eine weitere Beschränkung existirt nicht, wie man an Beispielen beweist. Wir wollen dementsprechend symmetrische Flächen der einen und der andern Art unterscheiden und den ersteren (den zerfallenden) Flächen die Fläche mit Uebergangscurven, den letzteren die Fläche ohne Uebergangscurve zurechnen.

Diese Sätze besitzen eine gewisse Analogie mit den Resultaten, welche in der analytischen Geometrie die gestaltliche Untersuchung der Curven von gegebenen p erzielt hat. Und in der That zeigt sich, dass diese Analogie eine begründete ist. Die analytische Geometrie beschäftigt sich bei jenen Untersuchungen (zunächst) nur mit solchen Gleichungen

welche reelle Coefficienten besitzen. Beachten wir zunächst, dass jede solche Gleichung über der z-Ebene in der That eine symmetrische Riemann'sche Fläche bestimmt, insofern ja die Gleichung und also auch die Fläche ungeändert bestehen bleibt, wenn man w und z gleichzeitig durch ihre conjugirten Werthe

Vergl. Harnack: Ueber die Vieltheiligkeit der ebenen algebraischen Curven, in Bd. 10 der Mathematischen Annalen, p. 189 ff.; vergleiche ferner p. 415, 416 daselbst, wo ich die Eintheilung jener Curven in zweierlei Arten gegeben habe. Vielleicht ist es zweckmässig, bei diesen Untersuchungen die Lehre von den symmetrischen Flächen und die Riemann'sche Theorie, so wie beide hier im Texte dargestellt werden, geradezu als Ausgangspunct zu wählen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div>
          <p><pb facs="#f0082" n="74"/>
Wir schreiben dann wieder<lb/><formula rendition="#c" notation="TeX">
 \[
 U_1 = U,\quad  V_1 = -V
 \]
 </formula><lb/>
und haben eine symmetrische Umformung mit der einen
 Uebergangscurve <formula notation="TeX">V = 0</formula>.</p>
          <p>Neben die hiermit erläuterte erste Unterscheidung der
 symmetrischen Flächen nach der <hi rendition="#i">Zahl</hi> der Uebergangscurven
 stellt sich aber noch eine zweite. Ich will die Fälle von <hi rendition="#i">0</hi> oder <formula notation="TeX">(p + 1)</formula> Uebergangscurven einen Augenblick ausschliessen.
 Dann bietet sich von vorneherein eine doppelte
 Möglichkeit. <hi rendition="#i">Eine Zerschneidung der Fläche längs sämmtlicher
 Uebergangscurven mag nämlich entweder ein Zerfallen
 der Fläche herbeiführen, oder nicht.</hi> Es sei <formula notation="TeX">\pi</formula> die Zahl der
 Uebergangscurven. Man zeigt dann leicht, dass <formula notation="TeX">p - \pi</formula> ungerade
 sein muss, wenn ein Zerfallen eintreten soll. Eine
 weitere Beschränkung existirt nicht, wie man an Beispielen
 beweist. Wir wollen dementsprechend symmetrische Flächen <hi rendition="#i">der einen und der andern Art</hi> unterscheiden und den ersteren
 (den zerfallenden) Flächen die Fläche mit <formula notation="TeX">(p + 1)</formula> Uebergangscurven,
 den letzteren die Fläche ohne Uebergangscurve
 zurechnen.</p>
          <p>Diese Sätze besitzen eine gewisse Analogie mit den Resultaten,
 welche in der analytischen Geometrie die gestaltliche
 Untersuchung der Curven von gegebenen <hi rendition="#i">p</hi> erzielt hat.<note place="foot"><p>Vergl. Harnack: Ueber die Vieltheiligkeit der ebenen algebraischen
 Curven, in Bd. 10 der Mathematischen Annalen, p. 189 ff.; vergleiche
 ferner p. 415, 416 daselbst, wo ich die Eintheilung jener Curven
 in zweierlei Arten gegeben habe. Vielleicht ist es zweckmässig, bei
 diesen Untersuchungen die Lehre von den symmetrischen Flächen und
 die Riemann'sche Theorie, so wie beide hier im Texte dargestellt
 werden, geradezu als Ausgangspunct zu wählen.</p></note>
 Und in der That zeigt sich, dass diese Analogie eine begründete
 ist. Die analytische Geometrie beschäftigt sich bei
 jenen Untersuchungen (zunächst) nur mit solchen Gleichungen<lb/><formula rendition="#c" notation="TeX">
 \[
 f(w,z) = 0,
 \]
 </formula><lb/>
welche reelle Coefficienten besitzen. Beachten wir zunächst, dass
 jede solche Gleichung über der <hi rendition="#i">z</hi>-Ebene in der That eine symmetrische
 Riemann'sche Fläche bestimmt, insofern ja die Gleichung
 und also auch die Fläche ungeändert bestehen bleibt,
 wenn man <hi rendition="#i">w</hi> und <hi rendition="#i">z</hi> gleichzeitig durch ihre conjugirten Werthe
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[74/0082] Wir schreiben dann wieder [FORMEL] und haben eine symmetrische Umformung mit der einen Uebergangscurve [FORMEL]. Neben die hiermit erläuterte erste Unterscheidung der symmetrischen Flächen nach der Zahl der Uebergangscurven stellt sich aber noch eine zweite. Ich will die Fälle von 0 oder [FORMEL] Uebergangscurven einen Augenblick ausschliessen. Dann bietet sich von vorneherein eine doppelte Möglichkeit. Eine Zerschneidung der Fläche längs sämmtlicher Uebergangscurven mag nämlich entweder ein Zerfallen der Fläche herbeiführen, oder nicht. Es sei [FORMEL] die Zahl der Uebergangscurven. Man zeigt dann leicht, dass [FORMEL] ungerade sein muss, wenn ein Zerfallen eintreten soll. Eine weitere Beschränkung existirt nicht, wie man an Beispielen beweist. Wir wollen dementsprechend symmetrische Flächen der einen und der andern Art unterscheiden und den ersteren (den zerfallenden) Flächen die Fläche mit [FORMEL] Uebergangscurven, den letzteren die Fläche ohne Uebergangscurve zurechnen. Diese Sätze besitzen eine gewisse Analogie mit den Resultaten, welche in der analytischen Geometrie die gestaltliche Untersuchung der Curven von gegebenen p erzielt hat. Und in der That zeigt sich, dass diese Analogie eine begründete ist. Die analytische Geometrie beschäftigt sich bei jenen Untersuchungen (zunächst) nur mit solchen Gleichungen [FORMEL] welche reelle Coefficienten besitzen. Beachten wir zunächst, dass jede solche Gleichung über der z-Ebene in der That eine symmetrische Riemann'sche Fläche bestimmt, insofern ja die Gleichung und also auch die Fläche ungeändert bestehen bleibt, wenn man w und z gleichzeitig durch ihre conjugirten Werthe Vergl. Harnack: Ueber die Vieltheiligkeit der ebenen algebraischen Curven, in Bd. 10 der Mathematischen Annalen, p. 189 ff.; vergleiche ferner p. 415, 416 daselbst, wo ich die Eintheilung jener Curven in zweierlei Arten gegeben habe. Vielleicht ist es zweckmässig, bei diesen Untersuchungen die Lehre von den symmetrischen Flächen und die Riemann'sche Theorie, so wie beide hier im Texte dargestellt werden, geradezu als Ausgangspunct zu wählen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

gutenberg.org: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in HTML. (2012-11-06T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus gutenberg.org entsprechen muss.
gutenberg.org: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-06T13:54:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von HTML nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-06T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Schreibweise und Interpunktion des Originaltextes wurden übernommen.
  • Der Zeilenfall wurde nicht beibehalten, die Silbentrennung wurde aufgehoben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klein_riemann_1882
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klein_riemann_1882/82
Zitationshilfe: Klein, Felix: Über Riemann's Theorie der Algebraischen Functionen und ihrer Integrale. Leipzig, 1882, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klein_riemann_1882/82>, abgerufen am 23.11.2024.