Kirchner, Timotheus: Widerlegung aller Lästerungen und Kalumnien. Magdeburg, 1592.Fleisch vnd Blut / sichtiglich vnd begreifflich / sey zu ehren / anzubeten vnd anzuruffen. Dann er sey nicht schlecht nur ein pur lauter Mensch / wie ein ander Heiliger / sondern er sey Gott vnd Gottes Son / der Menschliche Natur an sich genommen / vnd der nach seinen beyden Naturen das obtectum sey / darauff vnser Anruffung sehen mus / so wir anderst erhöret vnd selig werden sollen. Johan. 20. da der Apostel Thomas den HERRN Christum erkennet vnd bekennet: Mein HERR vnd mein Gott. Wer will hie so kühn sein / vnd sagen / daß das obiectum fidei vnd inuocationis, darauff Thomas im Glauben vnd in der Anruffung gesehen / vnd sein Hertz vnd Vertrawen darinn gerichtet hat / sey alleine die Gottheit Christi / vnd nicht auch sein Fleisch oder Menschliche Natur gewest / so er eben doch dazumal seine hände vnd Finger in die Seiten / des HERren gelegt / in seine Wunden gegriffen / vnd jhn / wie er ist mit seinem wahren Menschlichen Leib aufferstanden / gesehen / vnd darauff von hertzen gesagt: Mein HERR vnd mein Gott? Dann weil er den HERRN Christum in seiner angenommenen Menschheit in rechtem Glauben ergreifft vnd fasset / so kömpt er auch zur Erkändtnüß seiner ewigen Gottheit / vnnd also durch Christum zum Vater / sintemal er darumb die Menschliche Natur angenommen / vnd jhm persönlich vereinigt hat / das wir jhn als vnser Fleisch vnd Blut erkennen / vnd also durch jhn / der Deus incarnatus, GOTT in vnser Fleisch ist / mit Gott versöhnet vnd ewig selig werden / Darumb ist das obiectum fidei & adorationis, darauff vnser Glaub / Gebet vnd Anruffung gerichtet sein soll / nicht nur die vnbegreiffliche Göttliche Natur Christi / sondern auch die angenommene Menschliche Natur im Sohn Gottes / wie demnach der heilige Stephanus Actor. 7. sihet Ihesum stehen zur Rechten Gottes / vnd spricht: Sihe / ich sehe den Himmel offen / vnd des Menschen Sohn / wie er ist in seiner Menschheit / zur rechten Gottes stehen / vnnd rüfft / vnd spricht: HERR Ihesu nimm meinen Geist auff. Da hat warlich Stepha- Fleisch vnd Blut / sichtiglich vnd begreifflich / sey zu ehren / anzubeten vnd anzuruffen. Dann er sey nicht schlecht nur ein pur lauter Mensch / wie ein ander Heiliger / sondern er sey Gott vnd Gottes Son / der Menschliche Natur an sich genommen / vnd der nach seinen beyden Naturen das obtectum sey / darauff vnser Anruffung sehen mus / so wir anderst erhoͤret vnd selig werden sollen. Johan. 20. da der Apostel Thomas den HERRN Christum erkennet vnd bekennet: Mein HERR vnd mein Gott. Wer will hie so kuͤhn sein / vnd sagen / daß das obiectum fidei vnd inuocationis, darauff Thomas im Glauben vnd in der Anruffung gesehen / vnd sein Hertz vnd Vertrawen darinn gerichtet hat / sey alleine die Gottheit Christi / vñ nicht auch sein Fleisch oder Menschliche Natur gewest / so er eben doch dazumal seine haͤnde vñ Finger in die Seiten / des HERren gelegt / in seine Wunden gegriffen / vnd jhn / wie er ist mit seinem wahren Menschlichen Leib aufferstanden / gesehen / vnd darauff von hertzen gesagt: Mein HERR vnd mein Gott? Dann weil er den HERRN Christum in seiner angenommenen Menschheit in rechtem Glauben ergreifft vnd fasset / so koͤmpt er auch zur Erkaͤndtnuͤß seiner ewigen Gottheit / vnnd also durch Christum zum Vater / sintemal er darumb die Menschliche Natur angenommen / vnd jhm persoͤnlich vereinigt hat / das wir jhn als vnser Fleisch vnd Blut erkennen / vnd also durch jhn / der Deus incarnatus, GOTT in vnser Fleisch ist / mit Gott versoͤhnet vnd ewig selig werden / Darumb ist das obiectum fidei & adorationis, darauff vnser Glaub / Gebet vnd Anruffung gerichtet sein soll / nicht nur die vnbegreiffliche Goͤttliche Natur Christi / sondern auch die angenommene Menschliche Natur im Sohn Gottes / wie demnach der heilige Stephanus Actor. 7. sihet Ihesum stehen zur Rechten Gottes / vnd spricht: Sihe / ich sehe den Himmel offen / vnd des Menschen Sohn / wie er ist in seiner Menschheit / zur rechten Gottes stehen / vnnd ruͤfft / vnd spricht: HERR Ihesu nim̃ meinen Geist auff. 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Dann weil er den HERRN Christum in seiner angenommenen Menschheit in rechtem Glauben ergreifft vnd fasset / so koͤmpt er auch zur Erkaͤndtnuͤß seiner ewigen Gottheit / vnnd also durch Christum zum Vater / sintemal er darumb die Menschliche Natur angenommen / vnd jhm persoͤnlich vereinigt hat / das wir jhn als vnser Fleisch vnd Blut erkennen / vnd also durch jhn / der <hi rendition="#i">Deus incarnatus</hi>, GOTT in vnser Fleisch ist / mit Gott versoͤhnet vnd ewig selig werden / Darumb ist das <hi rendition="#i">obiectum fidei & adorationis</hi>, darauff vnser Glaub / Gebet vnd Anruffung gerichtet sein soll / nicht nur die vnbegreiffliche Goͤttliche Natur Christi / sondern auch die angenommene Menschliche Natur im Sohn Gottes / wie demnach der heilige Stephanus Actor. 7. sihet Ihesum stehen zur Rechten Gottes / vnd spricht: Sihe / ich sehe den Himmel offen / vnd des Menschen Sohn / wie er ist in seiner Menschheit / zur rechten Gottes stehen / vnnd ruͤfft / vnd spricht: HERR Ihesu nim̃ meinen Geist auff. 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Fleisch vnd Blut / sichtiglich vnd begreifflich / sey zu ehren / anzubeten vnd anzuruffen. Dann er sey nicht schlecht nur ein pur lauter Mensch / wie ein ander Heiliger / sondern er sey Gott vnd Gottes Son / der Menschliche Natur an sich genommen / vnd der nach seinen beyden Naturen das obtectum sey / darauff vnser Anruffung sehen mus / so wir anderst erhoͤret vnd selig werden sollen.
Johan. 20. da der Apostel Thomas den HERRN Christum erkennet vnd bekennet: Mein HERR vnd mein Gott. Wer will hie so kuͤhn sein / vnd sagen / daß das obiectum fidei vnd inuocationis, darauff Thomas im Glauben vnd in der Anruffung gesehen / vnd sein Hertz vnd Vertrawen darinn gerichtet hat / sey alleine die Gottheit Christi / vñ nicht auch sein Fleisch oder Menschliche Natur gewest / so er eben doch dazumal seine haͤnde vñ Finger in die Seiten / des HERren gelegt / in seine Wunden gegriffen / vnd jhn / wie er ist mit seinem wahren Menschlichen Leib aufferstanden / gesehen / vnd darauff von hertzen gesagt: Mein HERR vnd mein Gott? Dann weil er den HERRN Christum in seiner angenommenen Menschheit in rechtem Glauben ergreifft vnd fasset / so koͤmpt er auch zur Erkaͤndtnuͤß seiner ewigen Gottheit / vnnd also durch Christum zum Vater / sintemal er darumb die Menschliche Natur angenommen / vnd jhm persoͤnlich vereinigt hat / das wir jhn als vnser Fleisch vnd Blut erkennen / vnd also durch jhn / der Deus incarnatus, GOTT in vnser Fleisch ist / mit Gott versoͤhnet vnd ewig selig werden / Darumb ist das obiectum fidei & adorationis, darauff vnser Glaub / Gebet vnd Anruffung gerichtet sein soll / nicht nur die vnbegreiffliche Goͤttliche Natur Christi / sondern auch die angenommene Menschliche Natur im Sohn Gottes / wie demnach der heilige Stephanus Actor. 7. sihet Ihesum stehen zur Rechten Gottes / vnd spricht: Sihe / ich sehe den Himmel offen / vnd des Menschen Sohn / wie er ist in seiner Menschheit / zur rechten Gottes stehen / vnnd ruͤfft / vnd spricht: HERR Ihesu nim̃ meinen Geist auff. Da hat warlich Stepha-
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Zitationshilfe: | Kirchner, Timotheus: Widerlegung aller Lästerungen und Kalumnien. Magdeburg, 1592, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_widerlegung_1592/89>, abgerufen am 22.07.2024. |